Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

2023 Delegiertenversammlung Schweiz

13. - 14. Mai

in Loge de La Chaux 9, 2722 Tramelan



Text aus dem Internet:

Die beiden jurassischen Clubs werden in diesem Jahre 75 (SCJ), respektive 50 (GSP) Jahre alt!

Dies ist die perfekte Gelegenheit, die Kollegen aus der ganzen Schweiz wieder einmal zu einer umwerfenden DV in La Chaux oberhalb von Les Reussilles zu empfangen.
Für diese DV wird die Organisation der Wochenende geändert: Die Touren werden am Samstag stattfinden, und die Versammlung am Sonntag-Morgen.
Das Gala-Diner "am Spiess" verbleibt am Samstag-Abend, wie üblich.

Auf dem Programm stehen die wunderschönen Höhlen des Berner Jura, die Grotten von Milandre und ein Jacuzzi, um einen von unseren besten Spezialisten vorbereiteten Abend aufzupeppen.

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf dem Campingplatz oder in einem Chalet in der Nähe (10 min. Fahrt).

Weitere Informationen folgen per E-mail, sowie auf unserer zukünftigen DV-Webseite.

Reserviert Euch schon jetzt diese Daten! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen unter den Tannen der Franches-Montagnes!  


Eine genaue Zahl kann ich nicht angegeben. Es waren wohl über 150 Menschen, die sich aufgemacht haben, um an diesem schönen gelungenen Treffen der Schweizer Höhlenforscher teilzunehmen. Auf dem Hintergrund von CORONA ist das ja überhaupt nicht selbstverständlich mehr, daß sich so viele wieder zusammenfinden, alle ohne Maske, und nicht im Nächsten den potentiellen Feind zu sehen, der möglichst zu meiden ist, der einem was anhängt, sondern den "Freund", den "Kameraden", den "Mitmenschen"

Besonders die Formulierung "ein Wiedersehen unter den Tannen der Franches-Montagnes" hatte mich beeindruckt. Die wollte ich auch einmal sehen und fuhr deshalb die gut 450 km von München auf den heutzutage ja ausgezeichnet ausgebauten Straßen in den französischsprechenden Teil der Schweiz, jenseits des "Rösti-Grabens". Ein kleinen Zusatzausflug gönnte ich mir auch noch nach Motiers im Val de Travers, um mir die grotte de la Cascade noch einmal anzusehen. Welche Verbindungen von Jean-Jacques Rousseau und "Höhlen" gibt es? Die Exkursion lohnte sich, auch für dieses Thema. 

Es war noch nicht dunkel, als ich bei den "Tannen" ankam. 

An der Straße von Reussilles nach Saignelegier an der schnurgeraden Straße stand ein kleines Warnzeichen: "Manifestation" und machte darauf aufmerksam, daß da was los war. Ein großer leerer Parkplatz, eine mächtige große Scheune, ein paar wenige Automobile mit Schweizer Kennzeichen, viele gefleckte Kühe auf den saftigen Weiden rundum, ein Reiter einsam unterwegs, vielleicht war es ja auch eine Reiterin. 
Ich ging durchs offene Scheunentor, hinein in einen großen Raum, vollmöbliert. Lange Bierbankreihen, zwei Sitzgruppen mit lederbezogenen Couchen und Sesseln, Stehlampen, eine Bar, eine Bühne, an der Wand voller Dekorationen, wie sie bei ländlichen Theaterstücken eingesetzt werden mit Fenstern und Blumenschmuck - bemerkenswert ist schon, daß zu anderen Zeiten hier viele Kühe und Pferde im Stall gehalten werden. So etwas gibt es bei uns einfach nicht. Leben schien nur in einem Nebenraum zu sein, ein Blick durchs Schankfenster bestätigte, daß ich nicht alleine da war. Ein kleine Gruppe von Höhlenforschern mit Anhang hielt sich dort auf und arbeitete fleißig. Gemüse wurde geschnippelt und die drei Schweine, die da ausgenommen und mit offenem Bauch auf dem Holztisch lagen, wurden für den morgigen Grillabend vorbereitet. Eine stundenlange Arbeit war das, aber die fleißigen Helfen mit ihren blauen Zipfelmützen auf dem Kopf werkelten und werkelten. Ein erstes Hallo, ein paar freundliche Worte, einen kannte ich schon, Christian Lüthi. Über 1000 Dinge redeten wir, unter anderem über die Gießbachhöhle, ein ungewöhnliches Stück Höhlenwelt im Berner Oberland, von dem ich kurz zuvor erstmals über einen Stich von Karl Giradet erfahren hatte. Auch dort kennt er sich gut aus.



Die Nacht verbrachte ich im Auto, Rücklehne runter, Luftmatratze drauf und rein in den warmen Daunenschlafsack. Es war gut, etwas Warmes um sich zu haben, denn die Außentemperatur sank schon sehr weit herunter. Da ließ sich erst recht die frische "Tannen"-Luft rundum so richtig genießen.

Am Morgen füllte sich schnell die große leere Parkfläche vor der Scheune. Schließlich sollte es ab 10 Uhr zu den Exkursionen gehen. Man bot ein sehr attraktives Höhlen- und Ausflugsprogramm an, wobei die hard caver in tiefe Schachthöhlen klimmen konnten, wie den Creux d'Entier oder den Gouffre de la Salamandre, die Neoprenler konnten in die kilometerlange grotte de Milandre mit ihren Wasserfällen und sonstigen vielen nassen Passagen, die es bequemer wollten, die konnten in die Grotte Lina oder das Taubenloch. Wer nur wandern wollte, auch dem konnte gedient werden, z.B. mit einem Spaziergang um den herrlichen Moorsee des Etang de la Gruère. Auch eine biospeläologische Exkursion in zwei Höhlen der Umgebung gab es, wo man sich in dieses Spezialgebiet einführen lassen konnte.

Nachmittags kamen langsam alle wieder heil zurück und war Zeit für den wichtigen Teil des Small Talks vor dem großen Abendessen. Außerdem konnte man bei den verschiedenen Anbietern von Höhlenartikeln vorbeischauen, von der Ausrüstung über die Bücher bis zu handwerklich hergestellten aufgepeppten Sachen mit Höhlenbezug. Draußen dampfte in einem großen Badezuber das warme Wasser und einige, insbesondere junge, Besucher tauchten in die "klare Brühe". Draußen war auch der große Grill aufgestellt und drehte sich unablässig seit Stunden. Die drei armen Schweine wurden da gebraten, um als Höhepunkt der Abendgala auf den Tellern von uns Besuchern zu landen. 
Eine kleine Unterbrechung gab es noch, den Aperó mit einer kurzen zweisprachigen Ansprache. Es wurde ja auch das 50jährige Jubiläum von 2 örtlichen Höhlenvereinen gefeiert, dem SCJ, dem Spéléo Club Jura, und der GSP, der Groupe Spéléologique Porrentruy. Viele der Clubmitglieder waren leicht zu erkennen, da sie große blaue Filzmützen auf ihren Häuptern hatten. Es ist immer das gleiche, man wartet einfach auch auf das Ende der Reden, damit endlich auf die Köstlichkeiten auf den Tischen zugegriffen werden durfte. Am Ende blieb fast nichts mehr darauf zurück. Es wurde kühl draußen und wir zogen uns gerne in die große Halle zurück, die man Gasheizgebläsen ein wenig aufheizte. Jeder suchte sich seinen Platz, es war genug Raum für alle, nur ein gedeckter Tisch blieb noch frei. Man hatte sich viel Mühe gegeben und sowohl die Tische mit stilvollen angerosteten Petroleumlampen dekoriert wie in der Höhe der Halle und an den Wänden verschiedene Höhlenutensilien angebracht. Da schwebten mehrere Schubkarren über uns, Schaufeln, Pickel, Helmlampen unterschiedlichster Bauart, eine in den Seilen und dem Kopf nach unten gekehrte Höhlenforscherpuppe.... 
Das Essen war fein hergerichtet. Es gab natürlich die Grillschweine mit Gemüse und für die Vegetarier die Gemüsefüllung aus dem Innern der Schweine alleine. Wer wollte, der konnte eine Flasche Wein erwerben, für immerhin 22 Schweizer Franken das Stück. Das Abendessen kostete 40 Franken, das Frühstück 5 Franken. Aber von dem Geld muss ja alles finanziert werden, und da ist es nur angebracht, daß sich möglichst viele den Kosten beteiligen. Für Unterhaltung war auch gesorgt. Ein Musiker und eine Musikerin unterhielten uns mit ihren Klängen, oft in der interessanten Mischung aus Akkordeon und Alphorn. "Oh Champs-Elysées" von Joe Dassin einmal in dieser Version zu hören, ein Freude. Jede nach Kondition und Alter verschwanden nach und nach die vielen Teilnehmer in den Schlafstätten, viele in ihre Campervans, aber auch Zeltler und Autoschläfer gabs.

Am nächsten Morgen gab es Frühstück und gegen 9 Uhr begann dann die Delegiertenversammlung. Es ging um die Angelegenheiten des Schweizer Dachverbandes, um die Jahresberichte, den Kassenbericht und was noch so alles anstand. Ein Stückchen gelebte Demokratie, wobei die Vertreter der einzelnen Vereine ja nach Mitgliederanzahl jeweils Stimmenmengen zugeteilt bekommen. Sie haben dann rote und grüne Karten in der Hand und zeigen sie, wenn sie dazu aufgefordert wurden. Fast immer gab es 100 Prozent Zustimmung, selten Enthaltungen, Ablehnungen ganz ganz selten. Es herrscht offenbar gerade große Harmonie. Ein großes Problem ist offenbar die Führung der Kasse, nachdem der bisherige Kassenwart zurückgetreten ist. Eine Lösungsvariante ist, sich professionelle Hilfe von einem entsprechenden Unternehmen zu holen. Das kostet allerdings. Da wurde schon ein Betrag 10.000 Franken genannt. Die muß man erst einmal haben.

Die weiteren Details waren für mich nicht mehr interessant und da ich ja keinerlei Verpflichtungen hier habe, konnte ich einfach aufstehen und gehen und heimfahren. Nur in Zürich war die Autobahn verstopft, da stand ich gleich einmal eine halbe Stunde, genauso wie alle anderen. In Bregenz fuhr ich noch einmal zum Tanken in die JET-Tankstelle. Da gibt es wieder Diesel für 1,47 Euro. Das ist ein kleines Detail, aber ich bin gespannt, wenn ich oder jemand anderer einmal in 10 Jahren diese Zeilen lesen wird, wie der Preis zu sehen ist. Schließlich hatten wir ja auch schon einen Wert von über 2 Euro pro Liter und so etwas ist mitentscheidend, ob man sich so eine "Luxusreise" gönnt oder nicht. Aber bei einem Verbrauch von 4,9 Liter pro 100 km kann man es für mein Dafürhalten noch tun

Am Freitagnachmittag - noch ein weitestgehend leerer Parkplatz vor der großen Scheune

Der Aperó

Literatur:

 

Links:

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