Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Le grotte nella leggenda - The caves in the legend

20° anniversario del rifugio speleologico - Taipana, 29-30- luglio 2023



Der Veranstalter dieses nicht alltäglichen Treffens war das Centro Ricerche Carsiche "C. Seppenhofer", insbesondere in Gestalt von Maurizio Tavagnutti. Es fand im Höhlenforscherhaus C. Seppenhofer in Taipana, dessen 20jähriges Bestehen auch gefeiert werden sollte, und an zwei anderen Orten statt: dem Sala Consiliare der Gemeinde und in der Halle auf dem Sportgelände von Taipana.

Ital. "Leggende" - das kann mit "Legende", "Geschichte", "Sage" übersetzt werden. Und "tavola rotonda" habe ich mit "runder Tisch" übersetzt. Im Sala Consiliare saßen wir jedenfalls nicht alle um einen runden Tisch, sondern die klassische Sitzordnung mit Stühlen im Saal und einer Art Podium vor einem wurde eingehalten. Schließlich wurden nur Vorträge gehalten, die alle mit Powerpointunterstützung gehalten wurden. Gespräche im kleinen Kreis waren da nicht vorgesehen und wer sich mit dem Nachbarn unterhielt, der störte nur. 

Und "Leggende" wurde ganz eng ausgelegt. Behandelt wurden Legenden und Sagen in Bezug auf Höhlen, vor allem aus dem Friaul und Julisch-Venetien. Ich hätte da ja die Chance gesehen, mehr auf die narrativen Qualitäten von "Höhle" einzugehen, im Sinne etwa von "Stories matter", das Erzählen von Geschichten, und zwar nicht nur alte. Je älter wir werden, desto mehr tauschen wir doch unsere Lebenszeit in das Vermögen ein, Geschichten von dem, was wir erlebt haben, erzählen zu können. Und das auch ganz persönlich, nicht nur in Form eines Textes oder eines Filmes. Sich hinzustellen und einfach darauf losreden. Geschichten erzählen, die man erlebt hat, aber vielleicht auch welche, die man ein wenig umgebogen oder ganz erfunden hat. Wenn ich nur daran denke, was für spannende Geschichten gibt, wie jemand überhaupt auf die Höhlen gekommen ist, oder warum er auch wieder aufgehört hat damit. Was ihm alles passiert ist im Laufe der Jahre, wem man begegnet ist usw...

Die Vorträge sollen in einer speziellen Ausgabe von "Sopra e sotto il Carso" auch im Internet verfügbar sein. Dann können auch alle, die nicht dabei waren, dabei waren ca. 30 Personen, nachlesen, was da alles geboten war. Der Bogen reichte von einer Übersicht über die verschiedenen mythischen Gestalten in den Sagen über Dante und die Höhlen bis zum performativen Höhepunkt: ein überdimensionaler Grottenolm schlurfte in den Saal und der Mann im Kostüm darunter hielt einen sehr anschaulichen Vortrag über diesen wirklich wunderlichen Bewohner des Karstes.

Alle Vorträge wurden auf Italienisch gehalten, so daß Sprachkenntnisse fast unerläßlich waren - außer: man verfügt über einen GOOGLE-Translator https://translate.google.com/?hl=de. Das Gerät/Programm funktioniert bei einem angemessen gehaltenen Vortrag ausgezeichnet, weil damit das gesprochene Wort übersetzt und in der Zielsprache ausgegeben wird. Die Kärntner Teilnehmer nützten diese modernen Möglichkeit und verließen ganz zufrieden am Ende die Veranstaltung.

Die Vortragsreihe begann um 15 Uhr am Samstag und dauerte etwa bis 19 Uhr. Ab 20 Uhr gab es das große Festessen im Mehrzwecksaal auf dem Sportgelände. Den ganzen Tag lang hatten sich einige Freiwillige zur Verfügung gestellt und bereiteten die Speisen und Getränke vor. Wer sich angemeldet hatte, der bezahlte 10 Euro für alles, und bei diesen Konditionen  tat das sicherlich auch jeder. Draußen war auch ein großer Grill aufgestellt, auf dem kulinarische Köstlichkeiten zubereitet wurden, unter einem Zeltdach, was ganz wichtig wurde, weil es auf einmal kräftig zu regnen begann. Etwa 50 Leute verteilten sich auf die Tische, italienische Musik erklang im Hintergrund, kurz vor Mitternacht hieß es, daß es bald Sperrstunde sei und man keinen Ärger mit der Ortspolizei wünschte. Der "Gran Pampel" fiel deshalb aus, die lokale Art Feuerzangenbowle".

Geschichten wurden dann doch erzählt, am viereckigen Tisch, den Holztischen, an denen wir beim Essen saßen. Wir waren sortiert nach Sprachen. Dort, wo ich saß, wurde deutsch gesprochen. Trauriges und Lustiges wurde erzählt, "Geheimes" und solches, was unbedingt mal wieder aus einem herauswollte. 

Am nächsten Morgen gab es Frühstück im Höhlenvereinsheim, dann ging es auf Exkursion. Angeboten war eine Tour in Pod Lanisce oder die Pre Oreak. Auch in den Schlucht des Rio Gorgons hätte man können. Für 13.30 Uhr war dann noch ein abschließendes großes Spaghettiessen angesetzt.

Das refugio speleologico C. Seppenhofer"

in Taipana


Literatur:

Benedetti, Gianni (   ): Brevi note su storie leggende e folklore di alcune grotte del Friuli-Venezia Giulia, p 191ff.

Breithaupt, Fritz (2022): Das narrative Gehirn / Was unsere Neuronen erzählen, Suhrkamp  

Cantarutti, Novella (  ): Grotte ed esseri mitici (Appunti metodologici per la ricerca), p 105ff.

Faraone, Egizio, Guidi, Pino (  ): Folklore delle grotte del Friuli: aggiornamento bibliografico, p 141ff.

Faranone, Egizio (  ): Grotte della Venezia Giulia con leggende e tradizioni, Supplemento al n° 15 di Speleologia

Lindenmayr, Franz (1996): Höhlensagen aus Deutschland, in: im REICH der DUNKELHEIT - Höhlen und Höhlenforschung in Deutschland, EDITION ARCHAEA, Gelsenkirchen/Schwelm

Lüscher, Jonas (2020): Ins Erzählen flüchten, C.H.Beck, München

Matt, Peter von (2023): Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten - Die Möglichkeiten der Literatur, Hanser, München

Ouassil, Samira El, Karig, Friedmann (2021): Erzählende Affen, Mythen, Lügen, Utopien, Wie Geschichten unser Leben bestimmen, Berlin 

Links:

https://www.facebook.com/groups/www.seppenhofer.it/posts/10158045458041573/     
http://www.seppenhofer.it/tag/taipana/

hoehlen/I/friaul/tagliamentolinks/tarcentolinks.htm

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