Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Melkerloch in den Leoganger Steinbergen, Land Salzburg, A


Das "Melkerloch" ist eine Höhle, die man wirklich nicht zu "verstecken" braucht. Sie ist von vielen Seiten her unübersehbar. Und sie hat eine besondere Eigenschaft. Man kann direkt durch sie hindurchschauen. Vorne Himmel, hinten Himmel und über einem auch Himmel. Dazwischen Kalkfels. Ein wenig noch. In etwa so ein Gebilde wie es unsere Knochen auch sind, nur halt um Dimensionen größer.

Das Melkerloch ist nicht ganz einfach zugänglich. Man muß schon mal hinaufgekommen sein auf die Hochfläche unterhalb des Birnhorns. Zwei Wege gibt es im Grunde nur. Von Leogang herauf, das ist der kürzeste und "schnellste" Weg (ein Rekordsprinter soll das schon mal in 47 Minuten gemacht haben, dann stand er am Eingang der Passauer Hütte), aber das muß man schon trittsicher und schwindelfrei sein, oder von der Bundesstraße im Salzachtal aus. Da hat man dann auf zwei Varianten zwischen 4 und 5 Stunden Fußmarsch vor sich, teils auf gut gepflegten schmalen Wegen, teils auf der mächtigen Forststraße. Von der Passauer Hütte aus ist es nur noch eine halbe Stunde. Gut markiert geht es erst Richtung Hochzint-Birnhorn, dann zweigt der Weg zur großen Durchgangshöhle nach oben ab. Zuletzt verzweigt sich auch hier der Weg. Nach links geht es zum Hochzint, nach rechts zum noch überhaupt nicht sichtbaren Melkerloch.

Der Weg führt immer mehr in die Südflanke der Leoganger Steinberge und zeigt einem auch hier, in welchem extremen Gelänge man sich im Grunde aufhält. Es geht dort einfach 1.000 Meter in die Tiefe. Früher gab es wohl noch einen Weg, was an den allmählich verwitternden Markierungen am Fels noch erkennbar ist. Man steigt nämlich nordwärts ein wenig an den Felsen ab und kommt so um einen Felssockel auch herum. Auch einmal öffnet sich eine Art Felstheater, ein Halbrund, leicht überwölbt und mit einem kleinen Himmelsloch im Hintergrund. Ein paar Meter noch, dann steht man im zentralen Teil der Höhlenruine.

Im Salzburger Höhlenbuch ist die Rede von einer "eindrucksvollen Naturbrücke von 6 Meter Höhe, 15 Meter Breite und 30 Meter Durchgangslänge". Wer nie selber dort war, der "muß" das für die "Wahrheit" halten. Es steht ja "objektiv" gedruckt auf dem Papier der Bücher.
Am Besten geht man selber hin und schaut sich dieses faszinierende Stück selber an. Und nimmt sich Zeit dafür. Herrliche Ausblicke sind möglich, sowohl nach Süden, wo die Gletscher der Hohen Tauern sichtbar sind, als auch nach Norden. Da kommen die Gipfel um das Dürrkar in den Blick, die Reiteralm, Teile des Hochkalters, der Watzmann und das Steinerne Meer.

Warum nur ist dieser Felsriegel stehengeblieben, durch den man hier gehen kann? Sind vielleicht die vielen zusätzlichen Durchbrüche, die einen Blick hinaus auf den Himmel ermöglichen daran "schuld"? Durch ein halbes Dutzend Öffnungen kommt das Himmelslicht herein, wenn man den Felsbogen durchquert.

Ein kleines Detail: Ein metallenes Kästchen ist in Brusthöhe in der Höhle angebracht. Öffnet man es, dann hat man Zugang zu seinem Inhalt. Ein Stempel und ein Stempelkissen ist drin. Damit kann man sich kann man in seinem Tourenbuch oder sonstwohin eine Marke setzen.

So eine auffällige Naturerscheinung hat viele Spuren in unseren menschlichen Seelen hinterlassen, z.B. in Form von Sagen (siehe Salzburger Höhlenbuch), und hinterläßt sie noch immer, Stichwort Sonnwendfeier.

 
   

 

Literatur:

Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg  SALZBURGER HÖHLENBUCH Band 2, Salzburg, 1977. 

Links:

Landschaft und Höhlen in den Leoganger Steinbergen

Landschaft und Höhlen im Land Salzburg


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