Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft, Leben und Löcher(Höhlen) in Madagaskar



Andringitra-Massiv   Isalo-Nationalpark   Tsingy-Nationalpark von Ankarana  
           
2014 Madagaskar          

"They don't make places like Madagascar any more - and they never did, for la Grande Île is like nowhere else on earth." Mit diesem Loblied auf die Große Insel beginnt der lonely planet-Führer "Madagascar & Comores" und kleidet damit die große Begeisterung für sie in schöne Worte.

Madagaskar, die viertgrößte Insel der Erde, liegt im Indischen Ozean. 480 km sind es bis Ostafrika, 3.500 km bis nach Indien. Seine Fläche beträgt 587.041 km², womit es eineinhalb Mal so groß wie Deutschland ist. Die Länge beträgt ca. 1.600 km, die Breite rund 500 km. Der höchste Punkt ist mit dem Mont Maromokotro mit seinen 2.876 m erreicht.

Madagaskar von oben - auf dem Weg von Diego Suarez nach Tana

 

Deutschland und Madagaskar? Viele kennen noch das Lied: "Wir lagen vor Madagaskar" und haben es vielleicht im Schulunterricht selber gesungen. Es gibt noch eine eher gruslige Verbindung: Nachdem Adolf Eichmann 1938 den Auftrag zur "Lösung der Judenfrage" bekommen hatte. Heinrich Himmler schlug 1940 die "Auswanderung sämtlicher Juden nach Afrika oder sonst in eine Kolonie" vor, was sich dann in einem "Madagaskar-Plan" konkretisierte, über den Hitler Mussolini im Juni 1940 informierte. Nach einem Sieg über Großbritannien und der Aneignung des französichen Territoriums wollte man "mehr als vier Millionen Juden übers Meer nach Madagaskar bringen". Ein Franz Rademacher und Adolf Eichmann nahmen die Sache schon in die Hand und schickten Mitarbeiter ins Hamburger Tropeninstitut und in die französischen Kolonialarchive in Paris. Aus dem Sieg über die Nachbarstaaten wurde nichts und so verschwand auch dieses Vorhaben glücklicherweise wieder in der Vergessenheit.

Ich bin vielen vielen Menschen begegnet (mir kam so da Gedanke in den Kopf, daß wir von den 22 Millionen Madegassen ungefähr der Hälfte auf der Straße draußen beim Vorbeifahren begegnet sein müssten, so viele tauchten da von überall her auf) , meist nur durch das Autofenster. Gewunken wurde viel, viel, viel. Vor allem Kinder. Für die waren wir wohl Teil des Vormittagsprogramms der "Fernsehens", mangels vorhandenen Fernsehens, einfach dort noch live geschieht.
Ursprünglich kommen die heutigen Bewohner Madagaskars aus fast allen Richtungen der Windrose: vom afrikanischen Kontinent, aus Arabien, aus Indien, aus Indonesien, aus China. 18 ethnische Gruppen wurden einmal unterschieden und diese Zahl gibt noch nicht wirklich die Vielfalt wieder. Dazu kommt dann noch die Unterschiedlichkeit der Glaubensbekenntnisse. Erstaunlich viele Menschen, die sich dem Christentum zurechnen, gibt es, wobei es da auch Platz gibt für unterschiedlichste Spielarten. Der Islam scheint stark im Kommen wie viele Moscheeneubauten zeigen. Aber auch Hindus und Buddhisten gibt es. Auch die ursprüngliche Religion, eine Art Ahnenkult, wird noch gepflegt.

Madegassen - Vielfalt der Menschen

< bei einer Schule in der Nähe von Ambalavao

> eine Familie am Weg bei Ambalavao

     
Bei Tulear
     
< Unsere Trägertruppe in Antanifotsy
     
> Der Dorflehrer
     
Guides
     
Straßen?
     
Taxi-Brousse
     
Teile des Transportwesens von Madagaskar

Zebukarren und menschengezogene Rikschas

     
Leben in Hütten
     
Leben im Luxus für Wenige

Leben in Armut für Viele

     
Verfall und Aufbau

< das einstmalige Spitzenhotel Madagaskars in Diego Suarez - heute wachsen darin die Palmen und es ist gefüllt mit Müll

     
An der Straße von Mozambique
     
Diego Suarez
     
Berge beim Reservat "Anja" bei Ambalavao

- unalltäglich photographiert

     
Tsingy Rouge
     
 
     
Lemuren am Kanal von Pangalanes
     
Wildes Krokodil am Lac Sacré

> Der Lac mit dem Krokodil

     
Tamariske bei Tulear

Baobabs bei Ifaty

 

     
 
     
Floras Füllhorn
     
Löcher in der Straße in Diego Suarez

- traurige tückische Symbole des momentanen Zustands

- die Kanaldecken wurden gestohlen - darunter öffnet sich in 1 bis 2 m Tiefe die Kanalisation


Die Haupthöhlengebiete liegen im Norden und Westen der Insel. Die längste Höhle ist seit einer französischen Expedition im Jahre 2010 der réseau Marosakabe mit 39 km Länge im Nationalpark des Tsingy de Namoroka. Weitere bedeutende Höhlenareale sind Ankarana, Bemaraha, Narinda, Tulear und der Mt. Ibity.

Das wichtigste Höhlengestein in Madagaskar ist der Kalkstein. Daneben gibt es aber auch noch einige Höhlen in der Lava, im Gneis, im Granit und im Sandstein.

Kalkstein - Grotte des Chauves-Souris/Ankarana-Nationalpark
Granit - Überdeckungshöhle am Aufstieg zum Pic Boby/Andringitra-Nationalpark
Auswaschungshöhle im Sandstein/Isalo-Nationalpark

Eine Besonderheit, die auch Auswirkungen auf das Verhalten in Höhlen hat, sich die "fady", wohl am treffendsten mit "Tabu" ins Deutsche zu übersetzen. "Fady sind bestimmte Orte, Verhaltensweisen und Handeln" (Rohrbach, S. 58). So sind das zum Beispiel in Bezug auf den Ankarana-Nationalpark und die Höhlen:
- "ravinala" (Traveller's Tree/Bäume der Reisenden?) und antomy oder garaba (Käfige für Hühner) in den Park mitzubringen
- voanjobory (eine bestimmte Nußart), Schweinefleisch und Wildschweinfleisch mit in den Park zu bringen
- "Sich zu erleichtern" an Orten, die nicht dafür ausgewiesen sind
- "To make love" in den Höhlen
- Frauen, die gerade ihre Menstruation haben, dürfen die Höhlen nicht betreten
- Eine Hut tragen

Von den Einheimischen wurden schon früh die Höhlen erkundet und für ihre Zwecke verwendet. Zentral ist ihre Verwendung als Begräbnisort, wegen des Ahnenkults. Den Lebenden bieten die Höhlen Schutz, Schutz vor Feinden zum Beispiel, oder Schutz vor dem Wetter, seinen es Wolkenbrüche, Hitze, Stürme. In Höhlen finden sich auch Dinge, die nützlich fürs Leben sind. So wurden, vielleicht werden sie ja immer noch gejagt, die Flughunde als willkommene Fleischnahrung angesehen. Die Scheiße der Tiere ist auch sehr nützlich, wenn man sie als Guanodünger verkauft. Dafür wird viel Werbung im Land gemacht.

Die ersten ausländischen Höhlenexpeditionen setzten 1938 mit französischen Forschern ein, die noch heute ein wenig dort aktiv sind. Nach der Unabhängigkeit kam als erstes eine französische Gruppe des Club Martel aus Nizza 1981 ins Land, unterstützt von J. Radofilao von der Universität in Antsiranana. Dieser Herr vermaß im Alleingang einen Großteil der Systema im Anakaranamassiv. Dann kamen auch Gruppen aus Großbritannien, von der Southampton University zum Beispiel. Es gab auch schon zwei deutsche Expeditionen dorthin. Seit 1994 hat Greg Middleton aus Australien schon mehrere kleine erfolgreiche Expeditionen dorthin gemacht und eine Menge darüber veröffentlicht. In den letzten Jahren ist vor allem von französischen Gruppen weitergeforscht worden mit großen Erfolgen. Noch viel, sehr viel ist noch zu erforschen!



Photos Bernd Kliebhan


Literatur:

allgemein:

Andrew, David u.a. Madagascar & Comoros, lonely planet, 2008
Därr, Wolfgang, Heimer, Klaus madagaskar, REISE KNOW HOW, Bielefeld 2012
Filou, Emilie, Stiles, Paul Madagaskar, LONELY PLANET 7th edition - March 2012
Heimer, Klaus Der Wald aus Stein, in: GEO SPECIAL INDISCHER OZEAN 6/2012
Pyritz, Lennart Kochsendung - Biologen und Naturschützer touren mit einem fahrradbetriebenen Kino durch abgelegene Dörfer in Madagaskar, Süddeutsche Zeitung Nr. 295, 23. Dezember 2014, S. 16
Rohrbach, Dieter Wildes Madagaskar, Mafy Bé Verlag 2013
Schaefer, Albrecht G. Kulturschock Madagaskar, REISE KNOW HOW, Bielefeld 2011

speläologisch:

Chabert & Courbon Atlas des cavités non calcaires du monde, 1997
Courbon et al. Atlas of the Great Caves of the World, 1989
Decary, R, Kiener, A. Les cavites souterraines de Madagascar, Annales de Speleologie, 25 (2): 1970, 409-440
Decary, R, Kiener, A. Inventaire schématique des Cavites de Madagascar (1), Annales de Speleologie, 26 (1), 1971, 31-46
Laumanns, Michael Atlas of the Great Caves and the Karst of Africa, 1st edition, June 2002
Middleton, John, Middleton, Valerie Karst and Caves of Madagascar, Cave and Karst Science Vol 29, No. 1, Transactions of the British Cave Research Association
Rushin-Bell, Carol Jo World Cavers Guide & Karst Atlas 3. Madagascar, The International Caver (8) 1993, p 36f
Wilson, Jane Lemurs of the Lost World, London 1990

Links:

allgemein:

Tourismus in Madagaskar (madainfo.de)
Auswärtiges Amt - Reise- und Sicherheitshinweise - Madagaskar: Reise- und Sicherheitshinweise
Madagaskar Reiseveranstalter, Madagaskar Rundreisen, Madagaskar Reisen - Madagaskar Travel
Madagascar Travel Information Guide
Madagascar Guide
Tourismus Madagaskar, Fremdenverkehrsamt, Feiertage und Notrufnummern, wichtige Reiseziele und Sehenswürdigkeiten
Madagaskar - Suche auf umdiewelt.de
Reisetipps für Madagaskar
Map of Madagascar
Immagini satellitari in tempo reale. Tempo Europa, Il sole, formazioni nuvolose. Meteorologiche sul continente europeo - SAT24.mobi
MadaCamp
Dr. Gerhard Schmatz - Madagaskar
Bienvenue sur Madagascar National Parks
ANGAP—The National Association for the Management of Protected Areas in Madagascar
Madagaskar: Nebengipfel: Maromokotro
Mount Maromokotro expedition
Home - Anjajavy
Madagascar Vacations & Wildlife Tours - Africa | Audley Travel
Madagascar - Lonely Planet
africa-12.indb - africa-12-madagascar-preview.pdf
Culture of Madagascar - history, people, traditions, women, beliefs, food, customs, family, social
Adventure Expediton Madagaskar
Ranomafana Schule - École de Ranomafana

speläologisch:

Höhlenkundliche Expedition 1992 nach Madagaskar
Investigating Africa's Mysterious Cave Crocodiles
NOVA Online | The Wilds of Madagascar | Close Calls with Crocs
cave-70-01-13.pdf
Madagascar :: Tsaranoro
Madagascar : le Parc National de Namoroka, une majestueuse architecture calcaire | méridianes géo
Reiseziele Madagaskar : Tsingy de Bemaraha
Tsingy de Bemaraha Strict Nature Reserve - UNESCO World Heritage Centre
Jean-Claude Dobrilla » Info Spéléo
L’écotourisme pour protéger les Tsingy, la Forêt de Pierre de Madagascar | Petzl Fondation
http://bourses-expe.com/bourses2012/BE2012_MADAGASCAR_Tsingy_2012_speleo.html
Tsingy 2011
World Heritage Outlook
Parc National Tsingy de Bemaraha | Tsingy de Bemaraha
Tsingy – Madagascar | Le blog des Bourses Expé
 


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