Speläologisches am Georgenberg bei Berschis, Sankt Gallen, CH

Ughüur Brune

Wann ist eine "Höhle" eine "Höhle"? Der LONGMAN's Dictionary of Contemporary English, Ausgabe 1995, definiert "cave" als "a large natural hole in the site of a cliff or hill, or under the ground" (p 203). Damit ist klar, daß es sich beim "Ughüur Brune", der sich in der Wand des Sankt-Georgen-Bergs bei Berschis im Kanton Sankt Gallen in der Schweiz um eine Naturhöhle handelt. Es ist eine große Gletschermühle, die hier einmal nicht auf dem Grund eines Tales oder einer Schlucht sich gebildet hat, sondern an der felsigen Wandseite.

Diese seltene Felsform hatte sicherlich auch eine bedeutende menschliche Komponente, stand hier doch in einer ansonsten ziemlich trockenen Umgebung auf einmal eine Menge Wasser zur Verfügung. Ob Menschen es zu sich genommen haben, das weiß man heute natürlich nicht mehr, aber bevor jemand vor Durst stirbt, versucht er es vielleicht auch mit dieser Brühe. Zur Versorgung des Viehs in der Umgebung war es wohl immer noch gut genug. Es gibt auch noch andere Auffassungen bezüglich des Entstehens des Hohlraums. Manche haben die Meinung vertreten, daß die Römer den Hohlraum ausgehauen hätten, aber die typische Felsnegativstruktur spricht deutlich dagegen. An die Wand des Felskessels hat man Stufen geschlagen, natürlich, denn so war der Zugang zum Wasser viel leichter. Aufgefallen ist, daß das Wasser in dem Hohlraum fast nie ausgeht, also aus dem Berg immer weiter gespeist wird, auch wenn es längere Zeit nicht geregnet hat.

Der Sankt-Georgen-Berg ist seit Jahrtausenden vom Menschen zu unterschiedlichsten Zwecken aufgesucht worden. Früheste Zeugnisse haben die Felsengräber geliefert, die man inzwischen schon gründlich ausgegraben hat. Später kamen die Römer, die eine Befestigung auf dem Gipfelplateau errichteten und zur Lösung des Wasserversorgungsproblems eine große Zisterne angelegt haben.

Nach ihnen kamen die Christen, die dort die "älteste Kapelle im Kanton St. Gallen" und "eine der frühesten Anlagen mit zwei Kirchenschiffen in der Schweiz" (Sonderegger/Internet) errichteten. In ihr befindet sich auch das sog. "Kopfwehloch", das in einem Bericht aus dem Jahre 1631 erstmals auftaucht. Kopfwehlöcher gibt in einigen Kirchen, sowohl in der Schweiz als auch in Frankreich, in Irland... Man steckt seinen Kopf, meist in sehr gebückter Stellung tief unten auf dem Boden, in eine Höhlung im Mauerwerk und hofft auf Heilung. Sehr nützlich dabei ist das Tönen, in dem man z.B. "Mmmmmmmmmhhh.." macht und dabei die Vibrationen spürt, die sich aus dem Wechselspiel des Klangs zwischen Mensch und Mauer ergeben. Dies ist eine Sonderform der "Lochsteine und Durchschlupfbräuche", für die man weltweit Anknüpfungspunkte findet.

Wer in die Kapelle will und selber seine Erfahrungen damit sammeln will, der braucht einen Schlüssel. Den bekommt man unten im Dorf unter den angegebenen Bedingungen. Viele tun das offenbar, denn das Internet ist inzwischen voll mit Berichten über Besuche dieser eindrücklichen Stelle. Ob die offizielle "Kirche" einen solchen Brauch gerne sieht, das steht auf einem anderen Blatt. Das "riecht" nach Naturmagie, nach Esoterik, sich lösen von den Inhalten der Bibel. Es sind auch die Leute unterwegs, die die Welt nach "Boviseinheiten" sortieren, die hier 18.500 Einheiten von was auch immer gemessen haben wollen, was weit über dem "Normalwert" von 6.000 liege.

Die jüngste Erscheinungsform vom "Mensch und Höhle" finden wir beim Aufstieg zum Sankt-Georgen-Berg" schon kurz nach dem Parkplatz. Da zeigt ein Schild auf die "Lourdesgrotte". 1921 wurde sie eröffnet. Grund dafür soll ein Ausdruck des Dankes gewesen sein. daß man bei einer Viehseuche verschont geblieben war.