Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Glacière de Monlesi

- eiskaltes "Gold" im Bauch der Erde

Diese kleine Eishöhle liegt 600 m südöstlich des Bauernhofes "La Petite Charbonnière" in 1135 m Meereshöhe bei Boveresse/Val de Travers/Schweiz. Der Zugang erfolgt vom Col des Sagnettes her. Die Gesamtlänge wird mit 110 m angegeben, und die Tiefe beträgt 38 m. Ein großräumiger Eingangsschacht führt 16 m hinunter und ist heute mit einem Steig und einer Holzleiter versehen. Ein niederer Durchgang zwischen Fels und Eis vermittelt den Zugang zu einer großen Halle von 40 m Länge, 29 m Breite und einer Höhe, die maximal, je nach Eisstand, 15 m erreichen kann. Zwei weitere Schächte münden ebenfalls in diesem Raum. Von herausragender Bedeutung ist die große Eismasse, die die Eishalle füllt. Ihr Volumen wurde auf 10.000 m³ geschätzt. Im Vergleich dazu haben die anderen Glacières im Jura viel bescheidenere Ausmaße: Glacière de Pré de Saint Livres 3.500 m³, Creux Bastian 2.500 m³, Glacière de Saint George 2.300 m³...

Der Schachteingang war schon immer bekannt und trug früher die Bezeichnung Louvat oder "tanière de loups", was einfach "Kalter Raum" bedeutete. Erst aus dem 19. Jahrhundert stammen die ersten schriftlichen Erwähnungen der Höhle. Aus dem Jahr 1849 stammt ein Bericht im "Messager boiteux", wo es heißt, daß die Menschen der Umgebung sich Eis aus der Höhle holen, um es im Haus als auch zu medizinischen Zwecken zu verwenden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und dem Beginn des 20. Jahrhunderts begann der Abbau des Eises im industriellen Stil. Bis zu 15 Arbeiter waren hier zeitweise beschäftigt. Sie zerschnitten das Eis im Großen Saal, legten es in kleine Wägelchen, zogen es mit Hilfe einer Seilwinde heraus und brachten so schnell als möglich zu den nächsten Bahnstationen. Die Hauptabnehmer waren damals die Brauereien. Heute ist von diesen Unternehmungen keine Spur mehr übrig geblieben und die Höhle zeigt sich in alter Pracht und Herrlichkeit.

Photos Februar 1997

Literatur:

Links:

• http://www.hikr.org/tour/post22828.html
• Landschaft und Höhlen im Schweizer Jura