Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Speläologisches am Monte Generoso
CH/I


Grotta d'Orso am Monte Generoso, I


Der Monte Generoso erhebt sich am Südrand der Alpen bis in eine Höhe von 1.701 m. Westlich ist er vom Luganer See begrenzt, nach Osten zu liegt der Comer See. Die Staatsgrenze zwischen der Schweiz und Italien verläuft direkt über den Ost- und Nordgrat. Die gesamte Oberfläche beträgt ca. 107 km², davon sind 72 km² auf Schweizer Gebiet, 35 km² befinden sich auf italienischem Territorium. Die Aussicht an klaren Tagen muß überwältigend sein - sie reicht von den Seealpen bis zum Piz Bernina einem großen Teil des Alpenbogens folgend. Und auch der Appenin soll gelegentlich zu sehen sein.

Seit 1890 ist die Gipfelregion durch eine Zahnradbahn von Capolago erreichbar. Es hat schon mehrere Bauten gegeben, mit denen man den Tourismus ausnützen wollte. Seit 2017 steht die Fiore di Pietra von Mario Botta neben der Bergstation und hat große Architektur in diese weltentlegene Region gebracht. 

Der Berg besteht vor allem aus Kalkstein, die Geologen nennen ihn genauer Moltrasio-Kalk. Dicke Schichten aus Karbonaten wechseln mit mesozoischen Sedimenten, die wiederum auf Vulkangestein aus dem Perm auflagern, das im Nordwesten des Massivs zwischen Campione, Rovio und Melano den Untergrund bildet. Die Mächtigkeit des Kalks erreicht 3.000 bis 4.000 m. Vereinzelt und regional begrenzt lagern darauf Kalkmergel, Kieselschiefer und Maiolica.

Eine große Antiklinale charakterisiert die Struktur des Massivs in Ost-West-Richtung und zwei tektonische Einzelerscheinungen, der Luganer Bruch und die "Überschiebung des Monte Generoso in West-Ost-Richtung", alles Folgen "der örtlichen Rotation bei der Alpenüberschiebung" (Balordi et al.). Die hydrogeologischen Zusammenhänge sind inzwischen schon gründlich untersucht. Von den Höhlen auf dem Berg wurden natürlich Zusammenhänge zu den großen Quellen im Tal aufgedeckt, zu der Cà del Feree, der Buco della Sovaglia, der Sorente del Paolaccio und der Sorgente Bossi.

Diese sehr bedeutende Karstquelle liegt direkt an der Straße Arogno - Rovio. Man hat die natürlichen Verhältnisse verändet, ein wenig Beton verwendet, einen Zaun gebaut und ein Schild angebracht, daß man den Schlüssel zum Tor bei der Gemeinde bekommt, die jegliche Verantwortung aber ablehnt. Immerhin, wer sich für einen Höhlentaucher hält, der darf wohl hinein, wenn er sein Höhlentauchbrevet vorlegen kann. Erforschen wird er wohl kein Neuland dort mehr, denn sehr kompetente Höhlentauchkletterer sind inzwischen schon sehr weit in das Unter- und Überwasserhöhlensystem vorgedrungen. Für das Jahr 2009 wurde als Gesamtganglänge 2.749 m angegeben und ein Höhenunterschied von +162 m / -89m. In einem Höhlenteil kam man bis 37 m unter die Erdoberfläche, mußte dort aber aufgeben. Auf einen Siphon werden große Hoffnungen gesetzt. Dort könnte es sehr große Fortsetzungen geben. Allerdings ist das Gebiet kaum zugänglich.

Die derzeit längsten und tiefsten Höhlen am Monte Generoso liegen auf italienischer Seite. Das sistema Immacolata, 1989 von Francesco Bianchi-Demicheli und Sergio Volpe entdeckt, ist über 4 km lang und hat einen Höhenunterschied von -384 m, die grotta Nevera, 1988 von Francesco Bianchi-Demicheli wegen des starken Luftzugs entdeckt, der einer winzigen Felsöffnung entströmte, ist auch mehrere Kilometer lang.

Die bekannteste Höhle ist heute sicherlich die Grotta d'Orso, die ja als eine Art Schauhöhle auf Sparflamme betrieben wird. Wichtig ist ihre Nutzung als Lehr- und Ausbildungshöhle für Studenten der Paläontologie der Universität Mailand, die regelmäßig hier weiterarbeiten.

 

  Bei der Auffahrt nach Aregno   , 
     
Sorgente Bossi 2018
In Rovio
< Cascata del Boto
Fiore di Petra

Literatur:

Bauregger, Heinrich Tessin, Bergverlag Rother, München 1. Auflage 1997
Buzio, Alberto, Pozzo, Massimo, A cura di Lombardia "DENTRO", Volume 1, Milano 2005
Casati, Luigi Nel Cuore del Generoso, Speleologia 28, 1993, S. 68-74

Links:

https://www.montegeneroso.ch/de

https://www.montegeneroso.ch/media/67165/karstphaenomene-in-der-tiefe.pdf

http://www.ticino.land/index.php

http://www.cavediver.ch/hoehlentauchen/projekte/sorgente_bossi/index.html

http://agsr.ch/wordpress/wp-content/uploads/029BalordietalSorgenteBossi.pdf

http://md-x.forumattivo.com/t1342-buco-della-sovaglia

 

Speläologisches im Tessin, CH


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