Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Dachslöcher bei Bad Tölz, Bayern
Das Gestein in der Höhle
Farbexperimente mit Höhlenphotos den Dachslöchern
Manchmal kann man sich auf die Höhlensuche sogar im Internet machen. Und was entdecken, was selbst die "Profis" noch nicht kennen. Denn die sind dort beschäftigt, wo sie ihre Claims haben. Willi Adelung war es, der auf der Webseite des Bayerischen Geologischen Landesamts die "Dachshöhle", vor Ort heißen sie "Dachshöhlen", mit der Geotopnummer 172H001 gefunden hatte. Im Kataster der Höhlen der Bayerischen Alpen, der vom Münchner Höhlenverein geführt wird, hätte ich 1982, dem letzten Zeitpunkt, als der veröffentlicht worden ist, noch vergeblich danach gesucht. Verwunderlich ist das natürlich nicht, denn in der Gegend, im Alpenvorland, wo wir nur noch Schotter und Molasse finden, da vermuten wir ja nur wenig Höhlen. Aber es gibt was.
Am 24. Januar 2004 brachen wir zwei, Willi Adelung und ich, dorthin mal auf. Ein wunderbarer Wintertag mit strahlendem Sonnenschein auf frisch verschneiter Natur. Auf der Autobahn Richtung Garmisch, dann ab Richtung Bad Tölz, am Ortseingang abgebogen nach links und dann gleich wieder nach rechts, gleich wieder unter der Straße durch Richtung Wackersberg. Links der Straße steht heute gleich ein Wegweiser, der auf den Geopfad rund um Tölz aufmerksam macht und Richtung Dachsloch zeigt. Wir folgten einem gewundenen kleinen Bächlein durch ein Tälchen auf einem guten Pfad. Überall weisen kleine Schilder den Weg. Wahrscheinlich gab es da mal in irgendeinem Fördertopf Geld, und deshalb ist das alles noch 100%ig bezeichnet und erschlossen. In unseren neuen Sparzeiten wirds es damit vorbei sein. Warten wir ein paar Jahre und alles dies wird den Weg allen Zeitlichen gegangen sein.
Jetzt ist so die Höhle bald leicht auszumachen. Ein kleines Seitentälchen zweigt vom Bachtal ab und nur ein paar Meter weiter ist bereits das breite Höhlenmaul des Hauptlochs und mehrere Nebenöffnungen auszumachen. Die Geologen erklären es uns als "Halbhöhle im Nagelfluh", das durch rückschreitende Erosion einer kleinen Quelle entstanden sei. Sie liegt unterhalb einer kleinen Wasserfallstufe. Oberhalb ist ein Bachbett, das die meiste Zeit des Jahres trocken liegt.
Diese Höhle birgt eigentlich kein Geheimnis. Man betritt sie und sieht auf den ersten Blick alles. Eine flache Konglomeratdecke zieht sich nach innen, bis sie auf den von unten hoch kommenden Boden, der sandreich ist, trifft. Der Höhleninhalt in die meiste Zeit des Jahres nur der nackte Raum, der zwischen oben und unten ist.
Einmal im Jahr ist aber auch hier "heyday", im Winter. Und an so einen wunderbaren Tag waren wir hier. Überall fanden wir herrlichstes Höhleneis vor. Üppigstes Höhleneis hing von der Decke, vollkommen ungestört noch von Besuchern. Kleine Bodeneisbildungen in Form von weichen wuchsen da auch gerade heran. Offenbar kommen hier nicht so oft Leute vorbei, weil alles unzerstört war. Erst mit der fantasievollen Höhlenfotographie kommt da erst das wahre Potential zum Vorschein. Wir haben es mal ausgelotet.
Erfreulicherweise ist alles in einem ziemlich urtümlichen Zustand. Eine ausführliche und fachkundige Informationstafel steht vor dem Ensemble, eine Holzbrettchen lag in einer erhöhten Seitennische, ein Vogel hatte sein Nestchen in einer Felsnische in Hüfthöhe gebaut. Ansonsten gab es hier keinerlei Hinweise auf Lebewesen. Schön, daß es solche Orte noch gibt.
Blick vom Kalvarienberg über Tölz Richtung Brauneck-Benediktenwand, hinter dem Waldbuckel in der Bildmitte liegt die Höhle | |
Ungewöhnliche Rechtschreibung, vielleicht ist das "Tölzer Art" |
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Januar 2021 - wieder ein kurzer Ausflug dorthin
Coronazeit - es heißt, daß man nur noch mit "triftigem Grund" seine Wohnung verlassen dürfe. Nun, die Stärkung des Immunsystems durch das Aufsuchen einer "Höhle" gehört für mich dazu. Mancher mag dieses Objekt nur als eine Auswitterungsform in Eiszeitschottern ansehen, absolut fledermausfrei und so etwas von "erforscht", daß sein Fuß nie dorthin finden würde. Als alter Ästhet sehe ich die Welt ohnehin ein wenig anders. Der Zeitpunkt, um Eisfiguren photographieren zu können, war nicht gut gewählt. Man müßte später kommen, vermutlich. |
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29.1.2021 Nach einem Tauwetter sind die Eisfiguren verschwunden. Dafür ergoß sich ein kräftiger Bach über die Wasserfallstufe. Der Weg zur Höhle stand vollkommen unter Wasser. | |
26.Januar 2022 | |
2023 | |
Literatur:
Links:
https://www.gamssteig.de/touren/dachshoehle-buchberg-bad-toelz
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