Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle


Die Grenzhöhle

Lechtal


Es gibt Höhlen, die sind immer schon bekannt gewesen. Seit "Urzeiten". Schließlich waren die Zugänge sichtbar, wenn man am geeigneten Ort sich aufgehalten hat und wenn deren Erreichbarkeit gesichert war. Um so eine Höhle handelt es sich bei der "Grenzhöhle" bei Füssen.

Sie liegt in der Nähe der Landesgrenze zu Österreich im Lechtal. Beim Lechfall überquert man den Fluß und spaziert auf dem Ländeweg Richtung Süden. Nach etwa 1,5 km reicht eine Felswand rechts bis dicht an den Fußweg heran. Darin ist schon von weitem das Portal der Höhle zu sehen, zu dem ein viel begangener Pfad hinaufführt. 1972 wurde dort von Hirschmann, Pfeiffer und Schröppel gegraben und man stieß auf eine Fundschicht. Die gefundenen Steinzeitgeräte ließen keine genaue Zeitstellung zu, man fand außerdem noch Mollusken (Schnecken, Muscheln, Weichtiere..) und Holzkohle. Vermutlich stammen die Funde aus dem Altatlantikum, also in den Zeitraum zwischen 4000 v. Chr. und 5500 v. Chr..Auffallend sind auch die vielen Wurzeln im spaltenförmigen Höhlenraum, der bis zu 10 m in Höhe reicht.

Was heißt schon "bekannt sein"? Gleich geht es um wie Fragen wie: Was? Wem? Seit wann usw... Je genauer man hinschaut, dann sieht man, daß da oft viele ganz verschiedene Antworten "richtig" sind. Den Archäologen wußten von dieser Höhle schon lange, und die kamen halt drauf, weil schon vor Tausenden von Jahren Menschen sich dort aufgehalten hatten und Spuren noch nachweisbar waren.

Die eigentlichen Spezialisten für das Gebiet der "Höhle", Leute, die sich gerne "Höhlenforscher" oder "Speläologen" nennen, hatten noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung. 1832 hatte Cammerer in seinem Buch über "Naturwunder" in Bayern verschiedene Höhle aufgeführt, sogar ein "Drachenloch bei Füssen", von einer "Grenzhöhle" war da natürlich noch gar nichts verzeichnet. 1963 erstellte Dieter Seibert erstmals ein Verzeichnis der Höhlen in den Bayerischen Alpen. Auch darin war die Grenzhöhle nicht enthalten.

Um 1990 hörte Willi Adelung erstmals in einer Patientensprechstunde von einer Höhle im Lechtal in der Nähe der Grenze. Alle Versuche, mehr darüber zu erfahren, verliefen im Sande. Es dauerte bis zum Jahre 2022, dann war es endlich so weit. Im Internet findet sich eine Wiedergabe von Schröppel aus dem Jahre 1974 über eine Ausgrabung in der Höhle mit Beschreibung und ungefährem Plan. Das war der Anstoß, daß Willi und ich im April 2022 einmal eine Tour dorthin unternahmen und am 15. Mai 2022 4 Mitglieder des Vereins für Höhlenkunde in München noch einmal sich aufmachten, um die Höhle auch höhlenkundlich gründlich zu untersuchen und Unterlagen für einen richtigen Plan zu sammeln. 

Tatsächlich finden sich in dem spaltenförmigen Hohlraum, der sich parallel zur Außenwand erstreckt, auch Beachtenswertes für den an der Höhlentierwelt, der Pflanzenwelt und an geologischen Phänomenen Interessierten. Je genauer man hinschaut, desto mehr entdeckt man.

 


Literatur

Cammerer A.A.C. (1832): Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende

Schröppel, Jörg (1974): Die Grenzhöhle und die Kienberghöhle bei Füssen im Allgäu, Naturkundliche Beiträge aus dem Allgäu - Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Arbeitskreises Kempten (Allgäu) der Volkshochschule Kempten, 1974, Band 18 2, S. 31-42

Links 

https://www.zobodat.at/pdf/Naturkundl-Beitr-Allgaeu_18_2_0031-0042.pdf

Höhlen bei Füssen


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