Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Oswaldhöhle bei Muggendorf, C6
Kupferstich 18. Jh. der Oswaldhöhle
Die drei Höhlen im "Hohlen Berg" oberhalb von Muggendorf, die Oswald-, Wunders- und die Witzenhöhle, gehören zu bekanntesten der Fränkischen Schweiz, und das seit Jahrtausenden.
Die Oswaldhöhle mit ihrem 12 m breiten und 6 m hohen Eingangsportal war schon immer den Menschen bekannt und bekam ihren momentanen Namen durch ihre Erwähnung in dem Roman "Heinrich von Neideck" von Rebmann. Nach 65 m bequemem Durchgang hat man den Felsriegel durchquert und kommt auf der anderen Wandseite in einem etwas kleiner dimensionierten Portal wieder zu Tage.
Man kann ohne eigenes Licht die Höhle durchqueren, sollte aber im Mittelteil etwas vorsichtig sein, weil dort die Höhlendecke etwa herunterkommt auf etwa 1,50 Meter. Wenn man es so wie ich macht, und zu schnell sein Haupt wieder heben will, führt das leicht zu einem massiven Zusammenstoß mit ihr, was leicht zu einem schmerzlichen Erlebnis werden kann, wie bei mir, das noch Tage später an einer hinterlassenen Blutkruste auf dem Schädeldach zu sehen war.
Besonders schön ist es, im Winter dorthin zu gehen. Dann erlebt man oft den starken Höhlenwind, der durch die weiten Räume bläst, und sieht, je nach Günstigkeit der Verhältnisse, mehr oder weniger große und viele Eissäulen, die einen prachtvollen, aber halt auch leicht vergänglichen Schmuck der Höhle bilden.
Am Nordeingang befindet sich eine Gedenktafel an die ersten
bedeutenden Höhlenforscher dort: Esper, Goldfuß und Rosenmüller.
Eine Schilderung der Höhle aus dem Jahre 1795 von Johann
Gottfried Köppel zeigt die reichhaltige Folklore um die Höhle.
Er vermutet, daß dort schon die "ungläubige Heiden"
ihren Götzen geopfert hätten (links vom Eingang wurde ein
kleines Wasserbecken als "heidnischer Weihkessel" den
Besuchern beschrieben), ein frommer Einsiedler oder
"unglücklicher Ritter" hätte dort gelebt, der
"Oswald" geheißen hätte und damit der Höhle ihren
Namen gab (zumindest in dem Ritterroman "Heinrich von
Neideck" von Georg Friedrich Rebmann). Von ihm wurde
erzählt, er sei von allen Bewohnern im Lande weit umher
"geehrt und geliebt" worden, und man habe sich seines
Rates und seiner Weissagungen bedient. Dieses Motiv finden wir
von vielen Höhlen und ihren oft seltsamen Bewohnern in Europa,
in Bezug auf die "Weissagungen" sind es allerdings
meist Frauen, denen eine solche Fähigkeit zugeschrieben worden
ist.
Eine einstmals den Eingang abschließende große Mauer wird mit
dem Dreißigjährigen Krieg in Verbindung gebracht, weil sie
damals als Zufluchtsort der Dorfbevölkerung gedient haben soll.
Später bediente man sich den Räumen zu profaneren Zwecken: Sie
dienten der Kühlung des Bieres und der Lagerung von
Sommerfrüchten im Winter.
Ich erinnere mich noch an meine erste Befahrung der Höhle im Jahre 1966, als wir uns damals mit dem Gedanken trugen, die Höhle als Kulisse für einen Film über Steinzeitmenschen zu verwenden. Aus dem Projekt wurde nie etwas.
Federzeichnung von F. Fleischmann | |
Kupferstich von Köppel 1794 | |
1808 Brandenstein Oswaldhöhle | |
Literatur:
Brandenstein, Friedrich Wilhelm Ferdinand von (ca. 1810): XXX
Prospekte der merkwürdigsten Muggendorfer Gebirgsgegenden und Höhlen,
Nürnberg ca. 1810
https://www.bavarikon.de/object/bav:NSB-OBJ-00000BAV80012310
Cammerer, Anseln Andreas Caspar (1832): Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Herrmann, Friedrich (1991): Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz, 2. Auflage, Nürnberg
Illmann, Renate (2011): Die "Schauhöhlen" des Muggendorfer Gebirgs in historischen Dokumenten, Der Fränkische Höhlenspiegel 58-2011, S. 23ff.
Kaulich, Brigitte, Schaaf, Hermann (2002): Kleiner Führer zu Höhlen um Muggendorf, 3. Auflage, Naturhistorische Gesellschaft -Abteilung für Höhlen- und Karstforschung, Nürnber
Lang, Stephan (2006): Höhlen in Franken - Wanderführer in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz, Nürnberg
Neischl, Adalbert (1904): Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg
Rebmann, Georg Friedrich (übertragen aus dem Englischen) (1791): Heinrich von Neideck
Schabdach, Hardy (2000): Unterirdische Welten - Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz, Verlag Reinhold Lippert, Ebermannstadt
Links:
https://www.fraenkische-schweiz.com/de/detail/id=5f5773705f7f9b38066ef2c5
https://www.fsv-muggendorf.de/wandern/pois/oswaldhöhle/
https://www.caveseekers.com/caves/Oswaldhoehle/cave.html
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