Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Wanderung um den Krockstein bei Rübeland, Harz
Der Krockstein liegt östlich von Rübeland im Harz. In seinen Flanken zum Bodetal und Kreuztal hin gibt es noch heute die aufgelassenen Steinbrücke, wo man schon in der Goethezeit rötlichen und zimtbraunen Marmor gewonnen hat.
Dies ist wohl die Örtlichkeit, die Caspar David Friedrich als
Malvorlage für einige seiner "Höhlengemälde" gedient hat. Eines
davon trägt den Titel "Felsenschlucht". In einem Brief an Wilhelm
Korte aus dem Jahre 1821 erwähnt er bereits "den Marmorbruch bei Rübeland
im Harzgebirge". In einer Beschreibung in der Wiener Zeitschrift für Kunst
steht dazu: "Der Eingang zur Höhle ist besonders interessant, kahle
Felsenwände türmen sich empor, kein Ende derselben ist sichtbar, so wenig wie
Luft und Himmel. Starr und kahl ragen oben einzelne Fichtenstämme aus dem
Geklüfte, die Öffnung zu der inneren Schlucht krümmt sich durch das Gestein
hinein, sind es herabgerollte Felsentrümmer oder verwitterte, ehemalige Stufen,
welche hier den Weg erleichtern, dort ihn zu hemmen scheinen. Ein junger
Wanderer sitzt hier, er muß durch die Höhle, ihm graut davor, er verhüllt das
Gesicht mit beiden Händen, wohlgemut steht sein Bruder vor ihm und scheint ihm
zuzureden, nur vorwärts zu gehen, ihm erscheint nicht so schauerlich und
gespenstisch, da er alles prosaischer ansieht." (Zschoche 37/38)
Auch auf dem Gemälde "Grabmale alter Helden" variiert er praktisch
nur ein wenig die Szene, plaziert zwei winzige Personen fast in die Mitte des
Bildes und mehrere Sarkophage in die Felsenlandschaft. Zentral ist die schwarze
Öffnung in der Mitte, die sehr an den Eingang zu einer Höhle oder einem
Felsstollen aus der Zeichnung vom 26. Juni 1811 erinnert. Das motivisch sehr
ähnliche Bild "Höhle mit Grabmal" könnte auch von hier inspiriert
sein, aber es werden auch andere Örtlichkeiten von der Kunstforschung genannt:
der Marmorbruch am Hartenberg, die Sächsische Schweiz oder ein Ort im
Riesengebirge. Wie alt das Bild ist, ist nicht bekannt und die Experten
diskutieren diese Frage offenbar immer noch.
Es ist reizvoll, selber einmal die Örtlichkeit zu besuchen. Eine gute Möglichkeit ist in Neuwerk im Bodetal, wo es Parkplätze entlang der Bode gibt. Dann kann man auf dem bezeichneten Neuwerk-Weg die Hochfläche erklimmen und zweigt dann nach links zu einem horizontalen schönen Wanderweg in Richtung Krockstein. Eine schöne Aussicht bietet sich vom exponierten vordersten Punkt des Weges. Nun geht es weiter ins Kreuztal, wo es gilt in Richtung Talgrund noch vor dem Kreuztal-Viadukt zu kommen. Von diesem Weg zweigen dann unbezeichnete Pfadspuren im Wald in Richtung auf felsiges Gelände. In ihm öffnen sich die drei großen aufgelassenen Steinbrüche. Vorsicht ist sicherlich angebracht wegen der möglichen Steinschlaggefahr, aber übertreiben muß man die auch nicht. In einem ehemaligen Bruch öffnet sich ganz hinten das Portal einer kleinen Höhle, deren Eingang mit einem künstlichen Mäuerchen verkleinert ist. Unter im Tal ist noch das Gebäude der ehemaligen Marmormühle, die früher sicherlich eine wichtige wirtschaftliche Rolle gespielt hat. Im Tal geht es dann auf einer ehemaligen Verkehrstrasse zurück, wobei ein Blick in einen weiteren großen Steinbruch möglich ist, der auch genau diesen dramatischen Felsencharakter hat wie wir ihn von den Bildern Friedrichs kennen.
Literatur:
Zschoche, Herrmann | Caspar David Friedrich im Harz, Verlag der Kunst, Dresden 2008 |
Links:
Caspar David Friedrich als Maler von Höhlen
http://www.hexenstieg.de/etappe4a.html
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