Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Oberrheingebiet


Im Oberrheintal zwischen Freiburg und Basel gibt es an mehreren Stellen Kalkvorkommen, die aus den Schottern der Rheinebene herausragen. Geologen nennen die streifenförmige Region die "badische Vorbergzone" (Rutte). In diesen Kalkgebieten liegen einige kleine Höhlen, die schon seit Anbeginn der Menschheit bekannt waren und genutzt wurden. Archäologische Ausgrabungen haben dies bestätigt.

Es gibt mehrere Veröffentlichungen darüber, die Grundlage für eine kleine Besichtungstour in das Gebiet im Juni 2015 waren.

Isteiner Klotz

Das westlichste Vorkommen von Oberjuragestein in Baden-Württemberg liegt im Isteiner Klotz. Der Klotzenfelsen ragt bis zu 93 m über die eiszeitlichen Ablagerungen des Rheins, der einst bis hierher reichte, in die Höhe. Man sieht das am deutlichsten am sog. "Schiff", einer großen Hohlkehle, die von ihm geschaffen worden ist, und die erst zu Fuß zugänglich wurde, als man ab 1817 dem Rhein ein neues Bett verabreichte.

In der Südwand des Klotzes ist jetzt wieder die St. Veits-Kapelle zugänglich. In den 80er Jahren wurde sie durch eine Bürgerinitiative wiedererrichtet, nachdem sie 1947  von den Allierten, zusammen mit den militärischen Anlagen im Innern des Felsens gesprengt worden war. Sie war eine von zwei Burgkapellen, die es gegeben haben soll. Durch sie führt auch der Weg, der einst durch die Kapelle zu einer Holzbrücke führte, die dem Felsen entlang aufwärts führte und über den wohl der Transitverkehr abgewickelt wurde.

Im Berg befinden sich große militärische Anlagen, die zuletzt im Zweiten Weltkrieg genutzt wurden. In der Südwand sieht man ein großes schwarzes Loch, durch das sie wohl erreichbar sind. Allerdings ist das Betreten des Geländes, über den der Zugang möglich wäre, vom Grundbesitzer verboten worden. Außerdem führt die Eisenbahnlinie von Basel her in einem Tunnel durch den Berg.

Auch zu literarischen Ehren ist der Isteiner Klotz schon gekommen in Form der Geschichte von "Hugideo" von Victor von Scheffel. Der Protagonist der Geschichte ist ein junger Germane, der sich als Klausner in eine Höhle dort zurückgezogen hat, und in eine junge schöne römische Kybelepriesterin verliebt ist. Zu seinen Lebensaufgaben gehört, die vom Rhein angeschwemmten Leichen auf dem Gottesacker davor zu begraben. Aus kriegerischen Auseinandersetzungen hält er sich lieber heraus, bewirft Angreifer mit riesigen Felsbrocken und hält sie sich so vom Leibe. Von denen wird er dafür als "Höhlenhocker" beschimpft! Heute läßt sich das alles im Internet nachlesen: Hugideo [microform] : eine alte Geschichte

 

   
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 

 

Kandern

Südlich von Kandern führt ein schöner Wanderweg in Richtung Hammerstein entlang der westlichen Talseite der Kandern. Überraschenderweise tritt in der sog. Wolfsschlucht großflächig Kalkgestein zu Tage. Mehrere kleine Höhlenöffnungen zeigen sich in den Wänden. Am bedeutendsten ist das sog. Bruderloch. Es ist sogar in die Wanderwegmarkierung miteinbezogen, ist aber nicht so leicht zu finden. Wer wenig gehen will, der sollte den Weg von Hammerstein aus machen, da ist er um einen 1 km kürzer. Eine großartige Höhle darf man nicht erwarten, eher schon ein kurzes 6 m langes Felsloch. Trotzdem hat man keine Mühe gescheut, es zu erschließen, geht doch eine richtige kleine Steiganlage zum Eingang.

 
     
 
     
   
     
Bruderloch
     
 

 

Ölberg bei Ehrenstetten

Zwischen Bollschweil und Ehrenstetten erhebt sich der Ölberg in den braunen Kalken des Braunen Jura. Der Fachmann spricht vom "Hauptrogenstein". Ein markierter Wanderweg führt um den Ölberg und direkt zu den "Steinzeithöhlen". Um dorthin zu kommen, muß man abzweigen und auf einer Steintreppe geht es den Berg hinan bis zu einer teilweise überhängenden 15 m hohen Felswand. In ihr liegenden die Höhlen, die großteils nur Nischen sind. Die bekannteste ist die "Teufelsküche", von der mehrere Sagen handeln. Sie soll als "Küche" benutzt worden sein, als Lagerstätte umherziehender Banditen gedient haben und außerdem soll nach dem Volksglauben aus ihr "die kleinen Kinder stammen". 1924 wurde sie von Zotz untersucht, fand aber wenig, weil sie 1883 schon einmal durchforscht worden war. Außer ein paar Tonscherben kam nicht viel Neues hervor. Weitere Höhlen in dem Gebiet sind die Ölberggrotte und die Ölberghöhlen 1 und 2.
Auch eine Burg gibt es entlang der Felswand mit Namen "Hauenfels". Sie gleich als "Höhlenburg" zu bezeichnen kommt mir etwas kühn vor, weil von einer Einbuchtung in die Felswand eigentlich nicht die Rede sein kann. Die Verfasser des WIKIPEDIA-Beitrags sprechen ja schon selber nur von einem "leichten Felsüberhang".

 

 
     
 

 

Tuniberg

Fährt man von Freiburg Richtung Colmar mit dem Auto, dann sieht man unmittelbar nach Munzingen rechts oberhalb der Straße die Ehrentrudiskapelle, die auf der Südspitze des Tuniberges steht. Das Gestein in der Tiefe ist wieder Brauner Jura, den man an vielen Stellen abgebaut hat. In ihm finden sich zahlreiche Karsthohlräume, die allerdings meist nicht sehr groß, bzw. schon wieder mit Sedimenten verfüllt sind. Fährt man von der Straße ab in Richtung Kapelle, dann kommt man gleich an einen aufgelassenen Steinbruch neben einem Sportgelände. Eine Informationstafel klärt den Besucher über die heutige Bedeutung, dieses Ortes auf. Selten gewordenen Tierarten haben hier einen Unterschlupf gefunden. Um den Menschen draußen zu halten, hat man Kunststoffbarrieren entlang der Straße aufgestellt, um diese einst "Krone der Schöpfung" genannten Wesen draußen zu halten. Schon nicht mehr auf dem Steinbruchgelände, aber gleich daneben, befindet sich der Eingang in den Kapellenbergstollen. Immerhin 22 m geht es geradlinig in den Berg. Die Höhe des Stollens beträgt zwischen 1,7m und 2m, die Breite etwa 60 cm.

 
     
 

 

Grotte in der St. Ottilienkapelle bei Freiburg

4 km östlich von Freiburg in der Nähe von Waldsee zweigt eine Fahrstraße zur St. Ottilien-Kapelle ab. In ihr befindet sich im hinteren Teil der Eingang zu einem Nebenraum, in dem sich eine Art Grotte befindet (siehe Liehl, S. 207ff.). Das Wasser einer Quelle kommt in einem abgegitterten Gang zu Tage und fließt durch den Raum. Dem Wasser wird die Kraft nachgesagt, bei Augenleiden zu helfen.

 
     
 

 

Literatur:

Bronner, Gerhard, Jantschke, Herbert Höhlen im Kartenblatt 8012 Freiburg-Südwest, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland Nr. 30, Stuttgart 1986, p 3-26
Buck, Dieter Südschwarzwald, Silberburg-Verlag, Tübingen 2009
Buck, Dieter Ausflugsziel Breisgau, Silberburg-Verlag, Tübingen 2010
Liehl, Ekkehard Der Hohe Schwarzwald, Freiburg 1980
Pollmann, Bernhard Schwarzwald Vogesen, Rother Wanderbuch, München 2006
Rathgeber, Thomas, Wasmund, Michael Höhlenfahrt am Oberrhein, Laichinger Höhlenfreund 18-1974, S. 14-19
Schäfer, Hermann, Wittmann, Otto Der Isteiner Klotz. Zur Naturgeschichte einer Landschaft am Oberrhein. Rombach u. Co.-Verl. Freiburg i. Br. 1966
Schmidt-Thomé, Peter Über die Grottenburg am Isteiner Klotz (Kr. Lörrach), in: Landesdenkmalamt Bad.-Württgb 1987: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1986, Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987
Thüring, Jürgen, Huth, Thomas Ein Schiff ohne Fluss - Der "Isteiner Klotz" und die "Isteiner Schwellen" am Oberrhein, in: Look, Ernst-Rüdiger, Feldmann, Ludger, Faszination Geologie - Die bedeutendsten Geotope Deutschlands, Stuttgart 2006

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