Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen bei Neustadt, Pfälzer Wald, D


Blick Richtung Hambacher Schloß / Bruderhäuschen 2013


Neustadt gilt heute als die "Metropole des deutschen Weins", so eine Charakterisierung in einem MERIAN-Heft. 1275 wurde ihr schon das Stadtrecht verliehen. 1832 geriet die Stadt und das nahe Schloß Hambach in das Rampenlicht der Geschichte, als das "Hambacher Fest" mit 25.000 Besuchern stattfand, im Grunde eine Protestdemonstration gegen die restaurativen politischen Verhältnisse. Theodor Heuss hat es die "erste politische Volksversammlung der neueren deutschen Geschichte" genannt. Besonders bekannt wurde es durch den erstmaligen Einsatz von schwarz-rot-goldenen Fahnen, Zeichen für die Forderung nach einem geeinten Deutschland mit mehr Freiheiten für den Bürger.

Nicht weit von Neustadt liegt das Kaltenbrunner Tal. Erst auf einem Forstweg und dann auf bezeichnetem Wanderweg kann man hinaufsteigen auf den Hünenstein mit 421 m Seehöhe mit den alten Steinwällen rundherum. Auf dem Weg dorthin muß man einmal nach links abzweigen und kommt zu einigen auch auf der Karte eingetragenen kleinen Höhlen. Alle sind mit Holztafeln an den Bäumen namensmäßig gekennzeichnet. Das "Bruderhäuschen" oder auch "Eremitage" liegt auf 290 m ü. NN. Auf 19 m Länge und 5 m Breite wurden die speläologischen Grunddaten bestimmt. Früher war das wohl ein Felsdach, das aber irgendwann abgebrochen ist und nun als riesiges Felsstück so liegt, daß man noch darunter kriechen kann. Es scheint keinen wirklichen Beweis dafür zu geben, daß dort tatsächlich einmal Eremiten gelebt haben, außer daß man vielleicht im Höhlennamen die Geschichte festgemacht hat. Es heißt, daß bereits im 16. Jahrhundert dort Einsiedler gelebt hätten. Heute findet man noch einige kleine Mäuerchen an und in der Höhle, Sitznischen sind in die Rückwand gehauen, und eine Zisterne ist in den Fels geschlagen.

15 m oberhalb des Eingangs zum Bruderhäuschen liegt bereits die nächste Höhle, das Heidenloch. Auf immerhin 42 m Gesamtganglänge bringt es diese am längsten in der wissenschaftlichen Literatur bekannte Höhle der Pfalz. Schon 1825 war das. 1887-1910 und 1976/77 wurde sie archäologisch und naturwissenschaftlich untersucht. Gefunden wurden Ton- und Glasscherben, Korb- und Faßdaubenreste, Kohlenreste, Tierknochen und eine pfälzische Silbermünze aus dem 13./14. Jahrhundert. Es gibt sogar eine Erzählung von der Höhle: "Das Heidenloch am Königsberge" von Franz Ignaz Brücklmeier aus dem Jahre 1877.
Auf den engen, fast senkrechten Eingangsschacht folgen zwei geräumige "Hallen", gerade einmal 1 m breit, die sich dann in kleinen Gängchen verlieren. Irgendjemand hat einmal ein Skelett an die Wand gemalt gehabt. Heute sieht man nichts mehr davon, weil nichts über viele Jahre hinweg hier erhalten bleibt. Die Farbe mit dem Sand bröselt einfach ab. Es gibt eine Gittertüre am Eingang, die aber im November 2013 nicht verschlossen war. Vermutlich wird sie immer wieder aufgebrochen.

Noch etwas weiter oben liegen verschiedene Dampflöcher. Aus ihnen streicht im Winter ein richtiger warmer Luftzug aus, der unter bestimmten Bedingungen als hohe Dampfsäule richtig zu sehen ist. Woher dieses Naturphänomen kommt, darüber wurde schon viel spekuliert. Die Sagen von den weißen Frauen, die ihre Wäsche zum Trocknen heraußen aufhängen, das sind mythische Erklärungsweisen. Es gab auch schon die "wissenschaftliche" Erklärung, es handle sich um "Fumarolen", also eine vulkanische Erscheinung. In einer Tiefe von 340 m im Berginnern vermutete man eine mit Wasser gefüllte Höhle. Heute wird das Phänomen ganz nüchtern durch den Temperaturunterschied zwischen Außenluft und der Luft im Berginnern erklärt. Als warmer Luftzug kommt oben heraus, was unten kälter und feuchter durch uns Menschen meist verschlossene Spalten eintritt.

 

Kaltenbrunner Tal
     
 
     
Bruderloch
     
 
     
Heidenloch
     
   
     
Dampfloch  
     
Landschaft bei Hüttenhohl
     
Inschriftenhöhle
     
Kanzelfels

>> einer der RITTERSTEINE

     
 
     
 
     
 
     
Im Helmbachtal
     
Untere Helmbachklause
     

Würde man dem Kalterbrunner Tal wandernd weiter folgen, dann käme man einmal in Hahnenschritt heraus. Diese Stelle ist auch mit dem Auto auf einer Straße über Frankeneck, Breitenstein, Totenkopf erreichbar. Von dort aus führen verschiedene Wanderwege in die reizvolle Umgebung, z.B auf den Kalmit, den höchsten Berg des Pfälzerwaldes. Einige kleinere Höhlen gibt es dort auch, z.B. die Inschriftenhöhle, eine, die z.B. mit einem Ritterstein markiert ist. Eine weitere dieser markierten Höhlen ist die Kanzelfelshöhle. Ein Riesenfelsblock hat sich irgendwann von der Wand dahinter gelöst und steht nun als Monolith am Steilhang. Bildzeichen und Monogramme, auch aus dem 17. Jahrhundert sind eingeritzt, auch eine Inschrift aus dem Jahre 1823 in lateinischer Sprache. Gleich dahinter befindet sich der Eingang in die Kanzelfelshöhle - bis zu 9 m tief, 13 m breit und meist höchstens nur 1 m hoch. Der sandige Boden ist mit einer Laubschicht bedeckt. Die Höhlenforschergruppe Karlsruhe unternahm einmal eine Versuchsgrabung dort und fand spätmittelalterliche Scherben, eine Gewehrkugel, ein Tonpfeifenfragment und eine Spinnwirtel.

Im Speyerbachtal beim Sägewerk am Helmbach liegt oberhalb davon das Felsdach der Unteren Helmbachklause. Im November 2013 haben wir bei einem Besuch festgestellt, daß durch den Bauarbeiten an der Forststraße dieses ein wenig gelitten hat.

Literatur:

Weber, H. und  D. Höhlen, Felsdächer und künstliche Hohlräume im Kartenblatt 6614, Mitteilungen der Höhlenforschergruppe Karlsruhe, Heft 7, Karlsruhe 1988
Kostede, Karola Deutschland zeigt Flagge, MERIAN Pfalz, Hamburg 2008

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