Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen um Pirmasens
Pirmasens ist die Hauptstadt der Südwestpfalz. Es war einmal landgräfliche Residenz, Garnisonsstadt und wichtiger Standort der Schuhindustrie. Tempi passati. Neue Wege sind zu gehen. Ein kleines Beispiel dafür die Errichtung eines neuen Mitmach-Museums, dem Dynamikum, in dem Wissenschaft zum Abenteuer werde. Wo alles schon fix und fertig vorgegeben ist, wo man nur noch konsumieren muß, wo sicherlich großen Wert auf Sicherheit gelegt wurde - da soll noch Raum für echtes Abenteuer sein?
So eine Erlebnisqualität kann man schon eher finden, wenn man sich aufmacht, in der Umgebung von Pirmasens in die Natur hinauszustreifen. Und möglichst sich nicht im voraus schon komplett vorinformiert, sondern ruhig ein paar Dinge lieber nicht so genau schon zu kennen, dann ist viel mehr Platz für Überraschungen.
In der Umgebung von Pirmasens kann man auf mehreren Wegen zu Felsdächern und kleinen Höhlen gelangen.
Noch im Stadtgebiet von Pirmasens liegt der Waldfriedhof. Viele Menschen "finden dort ihre letzte Ruhestätte", viele gehen dorthin, weil sie einen verstorbenen Menschen dorthin "begleiten". Dauernd wird gestorben. Ich hatte Gelegenheit, dies einmal hautnah zu erleben, als ich nämlich im November 2013 mit Erich Knust, Wilfried Lorenz und Reinhard Lemmer die Felsdächer unter dem Zigeunerfelsen besuchen wollte. Die Lokalität war klar, bloß ob wir sie auch zu Gesicht bekommen würden. Zwischen Friedhof und Zigeunerfelsen ist nämlich ein hoher Drahtzaun errichtet worden und ob man den auf zivilisierte Weise an der gefragten Stelle überwinden konnte? Es gibt viele mögliche, manchmal richtig mit "Gewalt" verbundene, aber das ist halt manchmal nur die Allerletzte, weil vieles Sinnvolle halt auch zerstörende Weise. Man war hier klüger, hat ein Tor eingebaut mit einer Türe. Sie war nicht zu, aber nicht verschlossen. So kamen wir ganz einfach auf die andere Seite des Zauns. Mehr wollten wir ja auch gar nicht. Oberhalb des Zauns gibt einen kleinen Trampelpfad inzwischen, der entlang der Sandsteinfelswände führt. Unter einer speziellen Sandsteinschicht haben sich mehrere Felsdächer gebildet, die ausreichten, damit sich Menschen darunter geschützter gefühlt haben als außerhalb. Der Name "Zigeunerfelsen" legt wohl Zeugnis dafür ab, daß da wohl immer wieder "Menschen ohne festen Wohnsitze" aufgehalten haben. Nicht nur die. Denn wenn es "hart auf hart geht", so ein Ausdruck der deutschen Sprache, im Krieg nicht zu letzt, dann fliehen all die "Weichen Ziele" dorthin, wo sie sich ein wenig "sicherer" fühlen. Das war hier der Fall - und auch ein wenig weiter, ums Eck herum, unter den Felsdächern des Furnbachtals.
Zur größten Höhle der "Pfalz", der Bärenfelshöhle, kann man auf einer Wanderung gelangen, die überhaupt nichts mehr mit "Abenteuer" zu tun haben muß. Man folgt halt dann den Tourentips in den diversen Führern oder Internetwanderratschlägen zum "Rodalber Felsenweg" und kann am Ende die Höhle gar nicht mehr übersehen. Sie liegt, schon von weitem sichtbar, in der Talflanke des Langenbachtals. 25 m ist der Eingang breit und 8 m hoch. Nach hinten zu nimmt die Breite schnell ab, die Höhe nur allmählich. 37 m sind es immerhin von der Trauflinie bis zu dem nach hinten zu vollkommen abgeschlossenen Hohlraum. Ein Bach entströmt der Höhle, der aus einer Quelle gespeist wird. Über eine Felsstufe von 1 m Höhe ergießt er sich unterwegs. Dort hat man ein Brunnenbecken eingebaut, über das man in leichter Kletterei in den hinteren Teil der Höhle steigen kann. Der Boden besteht aus mit Geröll durchsetztem Sand. Die Decke ist eine freigelegte Schichtfuge.
Das Wasser aus der Bärenfelshöhle ergießt sich den Hang hinab und stützt über dem Eingang der Unteren Bärenfelshöhle herunter. Sie ist eine große Höhlung im Fels, mehr als 10 m breit, ca. 6 m hoch und bis zu 8 m tief.
Ein Nebenbach des Schwarzbaches nördlich von Pirmasens heißt Wallhalbe. Die wird wiederum von Nebenbächen gespeist und einer davon kommt aus dem Rothenborner Tal. Der nächstgelegene Ort ist Neumühle. In der Talflanke des Rothenborner Tals liegen mehrere Sandsteinhöhlen, die ohne gute Ortskenntnis nur schwer zu finden sind. Die sog. "Höhle 4 am Rothenborn" war 1944/45 zeitweise der Aufenthaltsort von Menschen. Die Spuren dieser zeitweisen Besiedelung nicht noch heute vorhanden: eine Mauer mit Türöffnung ist da, eine Rauchabzugsöffnung, rußgeschwärzte Wand- und Deckenflächen und ein teilweise abgegrabener Höhlenboden.
Fährt man von Pirmasens westwärts, dann kommt man zum Hahnbüchel. Dort liegen im Wald ein paar Mardellen. Das sind schüsselförmige Vertiefungen in der Erdoberfläche, manchmal sogar mit einem temporären See. Ihre Entstehung hat sicherlich mit dem Gestein im Untergrund zu tun: Er besteht nämlich aus Muschelkalk, nicht mehr aus dem Sandstein weiter östlich.
Östlich von Pirmasens kann man bis zum Forsthaus Beckenhof mit dem Auto fahren. Dort steht bereits ein Schild, das zum "Felsentor" weist. Der Wanderweg führt direkt hindurch. Auf dem Weg dorthin sieht man links in den Felsen mehrere Öffnungen, die zu kleinen Höhlen führen, die man auch bereits in den Kataster aufgenommen hat.
Literatur:
Pape, Benjamin | Pfälzerwald - 50 schöne Wandertouren im größten deutschen Wandergebiet, Esterbauer, Rodingerdorf 2011 |
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