Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Brillenhöhle (auch Zwickerhöhle)
Achtal, Schwäbische Alb, D
So ein Bild wird man voraussichtlich einige Jahre lang nicht nachmachen können. Denn inzwischen haben die für den Naturschutz verantwortlichen vor den Eingang der Brillenhöhle im Achtal bei Blaubeuren ein großes Gitter bauen lassen, das den Besuchern den Eintritt in die schönen Höhlenhalle verwehren soll. Wie lang wird es die Menschheit noch geben? Wenn wir einmal vergangen sind, dann wird es mit diesem "Spuk" bald vorbei sein.
"Die Brillenhöhle befindet sich ca. 1 km westlich von Blaubeuren, hoch über dem linken Talhang der Ach, im Bereich des Felsenlabyrinths der Weilerhalde." ....Zitat
Nach Absprache mit dem Urgeschichtsmuseum in Blaubeuren soll ein Besuch möglich sein.
"Ordnung" und "Freiheit" - die unauflösbare Aporie. Wir können mit unseren Autos praktisch überall hin fahren - aber so ein kleines Stückchen Natur nicht in seiner Gänze besuchen. Technisch wäre das das Öffnen eines Gitters heute kein Thema. So manches andere "Gitter" weist schon absichtlich deshalb eine "Schwachstelle" auf, die dazu führt, daß man nicht gleich die ganze Absperrung mit einem Schlag beseitigt. Die existieren länger, obwohl "Zeit" ja eine Größe ist, an der sich auch die größten Philosophen schon ihre Zähne ausgebissen haben.
Der Hauptgrund für den Verschluß sollen die Höhlenfeiern gewesen sein, wo Menschen in der Höhle Lagerfeuer angezündet hätten. Das ist eine Urgeste des Menschen, heute aber von einer Menge Menschen schel angesehen. Das hinterläßt Spuren, z.B. Ruß an den Höhlenwänden, "stört" die Höhlentiere, verändert die Höhlenatmosphäre. Das geht gar nicht mehr, heute. Denken viele.
Aber vielleicht ist ja das Feiern in Höhlen eine Handlung, die uns überhaupt erst zu "Menschen" gemacht hat! Zusammenkommen, ums Feuer sitzen, gemeinschaftliche Gefühle erzeugend, nicht isoliert alleine zuhause vor dem Fernseher sitzend, Flöten spielend, Trommeln schlagen, Singen..... Das passiert zwar, aber hinterläßt halt keine materiellen Spuren, die eine auf materielle Rückstände angewiesene Archäologie heute noch aufspüren könnte - und uns damit vielleicht ein ziemlich "schräges" Bild der Vergangenheit vermittelt. Die "Vergangenheit" war vielleicht viel fröhlicher als unsere Gegenwart!
Die "Natur", was immer das auch sein mag, "arbeitet" an der Höhle ja selbst ganz kräftig. Die "Spaltenfrostwirkung" führt dazu, daß sich die "Höhle" beständig erweitert, daß Gestein, das zuerst oben war, nach unten gelangt - und irgendwann löst sich das ganze Gebilde dann einfach auch wieder auf, wenn der Hohlraum zu groß wird und sich von der Umgebung nicht mehr zu unterscheiden ist, weil er nicht mehr da ist.
Eingangshöhe 600 m NN, Länge 32 m, Durchmesser 17 m. 1956-1963 von Gustav Riek ausgegraben.
2023 | ||
Runde Grotte, Länge13 m | ||
Literatur:
Binder, Hans, Jantschke, Herbert (2003): Höhlenführer Schwäbische Alb, DRW, Leinfelden-Echterdingen, 7. Auflage
Mauser, Peter Florian (1963): Die paläolithische Besiedelung der Brillenhöhle bei Blaubeuren, in: Groschopf, Dr. Paul, Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde 1963 Vom Wasser und von den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb (östlicher Teil), Heft 4, München, S. 317ff.
Striebel, Thomas (1995): Höhlen im Gebiet der Stadt Blaubeuren,
Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten, Das Jahresheft 1995, S.
150ff
Links:
Höhlen im Blau- und Achtal, Schwäbische Alb
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