Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen im Kleinen Lautertal und den angrenzenden Tälern / Schwäbische Alb
Landschaft und Höhlen im Blautal
Im Führer "Rundwanderungen Schwäbische Alb - Östlicher Teil" von Werner Schmidt heißt es über eine Wanderung durchs Kleine Lautertal: "Diese beschauliche Wanderung empfiehlt sich besonders im Frühjahr und Herbst."
Sie ist besonders schön, wenn man sie zu einer
Tageszeit macht, wo noch nicht so viele Leute unterwegs sind,
besonders am Wochenende. Dann füllt sich das Tal mit dem Lärm
der Autos und dem Gerede der Menschen. Das Rauschen der Lauter
und die vielen verschiedenen Vogelstimmen gehen dann einfach
unter. Und wenn es so zugeht, dann passieren, die seltsamsten
Dinge.
Als wir, Willi Adelung und ich, im Frühjahr 2005 mal einen
kleinen Ausflug dorthin machten, wollten wir im Wald nur eine
kleine Felsformation anschauen, bei der man nicht sofort sehen
konnte, ob sich dort nicht irgend etwas speläologisch
Erhebliches verbergen würde. Als wir schon ganz nah dran waren,
da schoß einen alte Dame in die Höhe, die dort offenbar ein
großes Bedürfnis zu befriedigen hatte, erkennbar an ihren noch
am Oberschenkel hängenden Hose. Wir drei waren alle sehr
erschrocken, und wir zwei wählten den Weg des schnellen
Rückzugs zum ganz normalen Weg. Diesen "Ort" schauen
"wir" uns ein anderes Mal genauer an, 2015 vielleicht.
Da lassen wir uns Zeit dafür.
Bei Herrlingen zweigt man vom Blautal ab und kann entweder zu Fuß wandern oder mit dem Auto auf der anderen Talseite die 4 Kilometer bis fast zur Quelle der Lauter in Lautern fahren. Dabei hat man einen guten Blick auf die Riedelhalde mit ihren zahlreichen weithin sichtbaren Höhlenportalen, die allerdings nirgends tief in den Berg führen.
In Lautern ist der prachtvolle Quelltopf der Lauter unterhalb einer Felswand, wo im Schnitt 0,5 m³/Sekunde aus dem Berg strömen. Die alten Bauten der Wasserversorgung, einer Mühle und eines heute als Gasthaus geführten Bauernhofes ergeben ein reizvolles Ensemble. Nicht weit entfernt ist die Kirche "Unserer Lieben Frau zu Lautern", die schon früh Ziel einer Marienwallfahrt war.
Talaufwärts ist aber im Talgrund kein fließendes Wasser mehr. Auf einem Schotterweg oder auf einem schmalen Teersträßlein hinauf nach Bermaringen, das an Wochenenden für den Verkehr gesperrt ist, kann man mehrere Kilometer in dem an der Sohle selten breiter als 30 Meter seienden Tälchen aufwärts wandern. Immer wieder tauchen links und rechts vom Weg Felsgruppen auf, zeigt sich die eine oder andere Höhlenöffnung darin, die aber alle gleich wieder zu Ende sind, Felsnischen halt. An einer Stelle scheint im Talgrund eine Art Wasserschwinde zu sein, die auffällig tiefer liegt, als das übrige Talniveau. Außer einer verrosteten Wärmeflasche war da aber nichts zu finden.
An einer Stelle kreuzt eine Straße auf einer hohen Brücke das Tal, die Bermaringen mit Asch verbindet. Ansonsten ist hier das Reich der Fußgänger und Radfahrer.
In dem 1963 erschienenen Werk "Vom Wasser und von den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb", erschienen als Jahresheft für Karst- und Höhlenkunde, wird noch keine einzige Höhle im Kleinen Lautertal erwähnt. Als 1982 eine Arbeit über die "Höhlen im Kleinen Lautertal" in den Mitteilungsheften der Höhlenforschungsgruppe Blaustein veröffentlicht wurde, zählen die Autoren immer 32 katasterwürdige Objekte auf. Die längsten Höhlen sind die Räuber- und die Bulachhöhle.
Verwestes |
Zahnreste im Höhlenschutt |
Ein Tausendfüßler | |
Spinatknödel in der Wirtschaft neben der Lauterquelle - eine kulinarische Köstlichkeit |
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Eine Fortsetzung von "Karst und Küche" am 25. Juni 2005: mit Spinat gefüllte Pfannkuchen |
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Oberhalb der Quelle: ein Blick auf den Quelltopf und auf die Blumen rundum |
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25. Juni 2005
Das Trommelkonzert im Hohlen Fels lockt uns wieder in die Gegend.
Willi und ich gehen diesmal dem Höhlenzeichen auf der Karte im
Kiesental nach. Ein Parkplatzzeichen weist uns den Weg. Niemand
anders ist da. Wir wandern den wunderbar von allen anderen
Menschen an diesem Tag nicht beachtetem Tal entlang. Besonders
die Stinkmorcheldüfte und die Eisvögel (eine seltene
Schmetterlingsart) fallen uns auf. Wir wollen die im
Höhlenkataster als "Weidacher Höhle 1" genannte
"Höhle" aufsuchen. Gut, daß es solche Vorwände gibt,
so kann man herrlichste Wanderungen ohne irgend einen Ehrgeiz
unternehmen. Am Ende wird es dann doch kurz anstrengend. Vom Weg
im Talgrund ist kein richtiger Höhleneingang auszumachen. Auch
am sog. "Katzenfels" nicht, wo laut Karte eigentlich
der Ort sein sollte. Wir laufen zuerst noch ein wenig weiter,
aber da kommt nichts "Verdächtiges" mehr. Wir gehen
zurück und schauen auf der Seite, wo laut Karte eine Eintragung
ist. Hier wird es kurz anstrengend und beißend. Meterhohe
Brennesseln umgeben uns. Die nackten Unterschenkel in den kurzen
Hosen machen sich hier als Nachteil bemerkbar. Nach kurzer
Weglosigkeit entlang der Felswand kommt wieder ein Trampelpfad.
Und der führt direkt zu diesem Felsdach. Laut Beschreibung ist
es 13 m breit, erreicht eine Höhe von 8 m und eine horizontale
Tiefe von bis zu 7 m. Ansonsten ist da nicht viel zu sehen, viel
moderndes Laub zumindest.
Anschließend wandern wir hoch bis zur Plateaukante und dann auf Wegen mit unterschiedlichster sinnlicher Qualität, mal als einfacher Trampelpfad, mal als frisch aufgeschütteter Schotterweg, mal durch künstlich geschaffenes Dickicht, damit keiner mehr durchgeht, mal als brennelbegleitetes Waldweglein, zurück zum Auto.
Steinbruch am Eingang zum Kiesental
29. Oktober 2011 - Ein Traumtag im Herbst. Ich fahre im Dauernebel von Gröbenzell aus Richtung Schwäbische Alb. Alles dickste Nebelsuppe. Ich erreiche den Parkplatz am Eingang des Kleinen Lautertals. Leider ist der Versuch, mein Fahrrad fahrtüchtig zu bekommen, nicht von Erfolg gekrönt. Alles Pumpen nützt nichts. Ich habe erst den Verdacht, daß es die "neumodischen" Ventile sein könnten, die es halt früher nicht gegeben hat. Da war alles ziemlich einfach und hat auch funktioniert. Aber jetzt nicht mehr. Ich überlege und beschließe, ein Fahrradgeschäft aufzusuchen, um mein Problemchen lösen zu lassen. Der erst Laden hat geschlossen wegen Umbaus. Ich fahre immer weiter Richtung Ulm, sehe im letzten Moment noch den Hinweis auf ein Fahrradgeschäft in einem Elektrohaus. Zu spät, ich muß eine lange Schleife durch einen Baumarkt erst nehmen ehe ich dort einfahren kann. Erst geht es durch eine Kühlschrankparade, dann hab ich die Wahl, oben ist die Fahrradabteilung (eigentlich wollte ich ja unterwegs in den Natur sein entlang des kleinen Bächleins, der Kleinen Lauter), unten die Werkstatt. Ich steige die Treppen hinauf, sehe mich umgeben von lauter Fahrrädern zwischen ein Bub einen flotten Rundkurs fährt. Ansonsten ist alles leer, außer den Verkäufern. Einem davon trage ich mein Wehwehchen vor und er entdeckt sofort das Problem. Aus der Pumpe (teuer im Fachgeschäft bei mir um die Ecke vor nicht langer Zeit erstanden) kommt kaum Luft heraus. Eine neue ist angesagt und die bekomme ich unten in der Werkstatt. Also runter. Zwei Männer schrauben an eisernen Gebilden, einer heißt mich zu warten. Ich mache ja schon fast alles freiwillig. Später erzähle ich ihm mein Wehwehchen. Er strebt zielwissend auf die Produktwand zu, wo sich die Luftpumpen befinden. Er greift, wissend, zu einem Spitzenprodukt, das alles aufpumpen kann, sogar Autoreifen (Die habe ich noch nie selber aufgeblasen. War einfach nie nötig.) Einmal gekauft und für 30 Jahre seine Ruhe. Ich frage, fast schon eingeschüchtert, nach dem Preis. 35 Euros. Daneben hängt ein normales Modell. Schaut so ähnlich aus, wie das, was ich gehabt habe. 15 Euros. Auffallend war schon, daß sie viel kürzer war, als früher. Heute ersetzen wir scheinbar lieber das Pumpvolumen durch die Anzahl der "Stöße". Ende der Details. Am Ende hat es tatsächlich funktioniert. Nach dreimaligem Nachfüllen hatte ich genug Luft im Hinterreifen und ich konnte mich auf die Reise machen (Da will man nur ein Tal aufsuchen, um ein paar von anderen schon gefundene und beschriebene "Löcher" aufsuchen, und hat noch ganz andere Hürden und Hürdchen zu überwinden.).
Es ging nun, endlich, talaufwärts. Der Morgennebel war weg,
blauer Himmel grüßte, die Oktobersonne schien allerdings schon so schräg nur
noch ins Tal, so daß große Teile gar keine Sonnenwärme mehr abbekamen. Ziemlich
frisch war es, da durchzufahren. Müßig zu sagen, daß um diese Zeit niemand sonst
unterwegs war. Später hat sich das schon geändert. 100%Biker waren dann nur noch
unterwegs, mit Helm, clothes, bikes und auch ein Runner. Der hat mich dann immer
wieder aufgeholt, als ich wieder gehalten habe, um ein Bild zu machen.
Eigentlich hatte ich ja die Arbeit von Striebel et al. im gelben Sack, aber ich
wollte selber sehen, was sich unterwegs vor meinen Augen öffnete. Ehrlich
gesagt, erst einmal nichts. Die Quelle ist nicht zu verfehlen, stellte sich
herbstlich klar dar, was sich wohl hinter ihr an speläologischen Geheimnissen
wohl eines Tags öffnen werden? Im Blautopf hat es doch auch geklappt. Aber
momentan ist da Ruhe, leider auch in der Wirtschaft. Die hatte zu, die brauen
Blätter häuften sich auf den Tischchen, nichts los gerade. Ich kam wieder vorbei
an den Lochsteinen, hatte ganz vergessen, daß ich sie sogar schon mal
fotographiert hatte.
Mit Hilfe eines Fahrrads ist es natürlich viel leichter und weiter, tiefer ins
das Tal vorzustoßen. Da kam dann die "Pischekbrücke", später dann noch eine
Straßenquerung. Ich fuhr immer weiter. Das eingekerbte Tal war ja eine gute
Leitlinie. Dann, auf einmal, eine Verzweigung. Links oder rechts? Beide
Alternativen waren gut. Ich entschied mich für rechts. In den wissenschaftlichen
Beschreibungen von Tälern findet sich immer wieder der Begriff "orographisch".
Was heißt der eigentlich? Habe ich mich für "orographisch rechts" oder "olinks"
entschieden?
Jedenfalls folgte auf einmal die gut befahrbare Straße nicht mehr dem Talgrund. Ich ließ mich verführen und folgte dem Schotterweg. Es ist wie immer im Leben: Hinterher ist man gescheiter! Der Weg führt nicht "weiter", jedenfalls in meinem Sinne. Ich hatte ja dem Tal der Kleinen Lauter durchgehend folgen wollen, um schließlich bei dem Stück herauszukommen, das ich so oft schon von der Autobahn aus gesehen hatte: ein Schau- und Musterstück eines Trockentales bei der Raststätte Aichen.
Ich bin im Laufe dieses Tages dort tatsächlich hingekommen, aber
das führte über verschlungene Wege und war wohl nur möglich mittels eines
Verstandes der zwischen dauerndem Offensein und Fixiertheit hin und her pendelt.
Eine Höhle habe ich auf diesem Wege tatsächlich auch gesehen! Eigentlich hätten
es gerne mehr sein können, aber es war halt heut nicht so. Leicht war auch die
nicht zu finden und kostete ein Gefühl, das mich an die immer mehr werdenden
Grenzüberschreiter erinnert hat, die ja immer mehr werden. Aus diesen und jenen
Gründen. Hier galt es halt unter einen Draht zu kriechen, der, vielleicht,
elektrisch geladen war, warum eigentlich? Zum Schutz von Ziegen?
Jedenfalls bin ich auf deren Rückständen gekrochen. Hab ich mir da was geholt?
Ich bin
reingeschlüpft in die "Räuberhöhle". Für mich war sie gleich wieder zu
Ende, weil dem Eingangsraum nur noch ziemlich enges Gangzeug wegführt. Die
fleißigen Forscher haben immerhin über 50 m Strecken vermessen. Erstaunlich, wo
sie die bloß gefunden haben?
Auf dem Rückweg auf dem Teersträßlein zwischen Bermaringen und Lautern kam ich
dann noch an der nicht zu übersehenden Felsnische links vom Weg vorbei.
Anschauen tun sich die offenbar viele, denn es gibt ein ausgetretenes Weglein
hinein. Drinnen wartet keine Überraschung auf einen, sondern nichts.
Wo stecken bloß all die 32 im Kataster aufgeführten Höhlen? Ich muß wohl noch
einmal hinfahren!
Felsnischen in der Riedelhalde | |
Lauterner Kirche | |
Quelltopf der Kleinen Lauter | |
Trockental bei Aigen | |
Unter der Autobahn | |
Im Bereich des Langen Tales | |
Literatur:
Striebel, Thomas, Eckenfels, Jürgen, Frank, Richard | Höhlen im Kleinen Lautertal, Mitteilungsblatt der Höhlenforschungsgruppe Blaustein, 5. Jahrgang, Heft 1, Tuttlingen 1982, S. 3-47 |
Groschof, Dr. Paul (Schriftleiter) | Vom Wasser und von den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb, Jahresheft für Karst- und Höhlenkunde 1963, München 1963 |
Freier, Ute und Peter | Wanderungen auf der Schwäbischen Alb, Bruckmann-Verlag, München 1994 |
Schmidt, Werner | Rundwanderungen Schwäbische Alb - Östlicher Teil, J. Fink Verlag, Stuttgart 1977 |
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