Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen und Landschaft rund um Schelklingen, Schwäbische Alb
Hohler Fels bei Schelklingen, Schwäbische Alb
Schelklingen ist eine kleine Stadt mit 7.200
Einwohnern am Südrand der Schwäbischen Alb. Die Urdonau hat
dort das Landschaftsbild durch einige Schleifen geformt, die noch
heute an den Inselbergen erkennbar sind. Schon 1234 erhielt man
das Marktrecht, aber die Besiedelung begann schon viel früher.
Durch die inzwischen weltberühmten Funde in der nahen Hohle
Fels-Höhle ist bewiesen, daß dort schon die Neandertaler und
der frühe Homo sapiens sich aufgehalten haben.
Landschaftsbildprägend wurde der Betrieb einer Zementfabrik ab
1889 am Schelklinger Berg. Im alten Ortskern hat man inzwischen
viel saniert, so daß ganz ansehnliche Fachwerkhäuser heute
wieder zu sehen sind.
Am Schelklinger Berg
Der Schelklinger Berg hat seinen höchsten Punkt
bei 653 m. An seiner Ostseite zeigt die "Karst- und
höhlenkundliche Karte", erschienen 1963, zwei Höhlen, die
Hindenburghöhle und die Beckerhöhle. Dort lugen die Felsen der
Gollenhalde noch ein wenig aus dem hohen Buchenwald heraus. Schon
vom Tal aus lassen sich einige Höhlenöffnungen ausmachen, die
aber nur für gute Kletterer zugänglich zu sein scheinen.
Wandert man den steilen Hang ab, dann stößt man auf mehrere
kleine Höhlchen, die alle früher einmal zu einem größeren
Höhlensystem gehört zu haben scheinen, das von der alten Donau
zerstört wurde.
Im Südwesten dieser Erhebung liegt ein Naturphänomen, das nicht
sehr häufig ist, nämlich eine See, der kommt und geht. Das
berühmteste Beispiel für dieses Phänomen ist wohl der
Zirknitzer See in Slowenien. Der "Schmiecher See" (
auch "Schmiechener See") kann ganz unterschiedliche
Größen annehmen, weil er sich mit den Schwankungen des
Karstwasserspiegels verändert. Oberirdisch ist dieses Gebiet
abflußlos auf einem Areal von 15,6 km², wobei der tiefste Punkt
533,5 m hoch liegt. Minimal waren 2 ha unter Wasser, der
Höchstwert liegt/lag bei 95 ha. Nachdem einige Jahre hindurch
gar kein See mehr zu sehen war, wurde schon überlegt, die
Flächen gleich in eine ganz "normale" Nutzung
übergehen zu lassen. Als man dann einen Geologen zur Beratung
heranzog, verblüffte er seine Auftraggeber. Auf die Frage, wie
denn die geeignete Hausform dort aussehen solle, antwortete er:
"die Arche Noah". Die Situation hat sich gewandelt.
Heute ist das als ein wertvolles Naturschutzgebiet erkannt, unter
Schutz gestellt und auf Schautafeln werden den Besuchern die
Besonderheiten nahe gebracht. "Laut" geschieht das
allerdings vor Ort nicht. Ich habe nirgends irgendwelche
Hinweistafeln vorher gesehen. Erst als wir wirklich dort waren,
da wurden wir ihrer gewahr. Im Internet finden sich jedoch genug
Hinweise.
Schmiecher See | |
Ziemlich versteckt liegt heute die Ganserfelsenhöhle nicht weit von der Straße Schelklingen-Ringingen. Der Wald wächst nach und darin verschwinden die ganzen Felspartien, die auch darin gibt. Wir hatten bei unserem HöRePsy-Treffen 2009 Glück. Eigentlich waren wir auf der falschen Fährte und liefen in ein Gebiet, wo die Höhle wirklich nicht war. Aber da war der Jagdpächter, der gerade einen neuen Bienenstock aufstellte. Er kannte natürlich alles aus dem "ff" und führte uns dorthin. Sehen tut man den Eingang wirklich ist, wenn man direkt davor steht. 2 auf 3 Meter mißt der Eingang mit einen ganz auffallenden fast runden zusätzlichen Loch in einer Seitenwand. Das scheint nachgearbeitet zu sein - gab es da mal einen Durchschlupfbrauch? Kinder könnte man da gut durchreichen, die wären noch nicht so groß wie wir Erwachsenen. Ein kleiner horizontaler Höhlenraum schließt sich an, mit "6,5 m Länge, 4,5 m Breite" - so heißt es bei Helmut Frank. Jede Zeit hat so ihre Rundungen und Zuspitzungen. Würde heute, auf Grund von Lasermessungen vielleicht heißen: 6,335 m L, 4,2764 m B? Zugerichtetes Brennholz lagert noch in der Höhle, eine rote Wäscheklammer lag noch herum und draußen standen die Reste eines Grills. Offenbar haben sich da immer wieder Menschen aufgehalten. Vielleicht wird so ein Etablissement ja auch wieder sehr aktuell in HARTZ 4-Zeiten!
Ganserfelsenhöhle | |
Ein besonderes "Zuckerl" dieser Gegend
ist Urspring. Der Name läßt es schon vermuten. Da ist eine
Karstquelle (Höhe 536 m NN, Tiefe 4,8 m, durchschnittliche
Schüttung 500 l/S, QMin 100 l/S, QMax 2.500 l/S). Und nicht weit
davon entfernt noch eine, die Achquelle (Höhe 535 m NN, Tiefe
4,4 m, durchschnittliche Schüttung 440 l/S, QMin 110 l/S, QMax
1.200 l/S). Es lohnt sich, beide Quellen zu besuchen. So sehen
heute Landschaften bei uns noch aus, glücklicherweise, die noch
nicht der "Wirtschaft" anheim gegeben worden sind.
Wirtschaft im schlechten, aber halt ganz modernen Sinne, als
"shareholder's value", als Profitmaximierung. Hier
haben aber seit Jahrhunderten auch andere Werte gegolten,
schließlich gehörte das Gebiet den Benediktinerinnen. Im
gelungendsten Falle haben sie die Regeln des heiligen Benedikt
wirklich verstanden. Die erste Regel heißt:
"Höre...". Danach folgt gleich der Verweis auf
Menschen, auf die man hören soll. Das war eine schwerwiegende
Weichenstellung in eine Richtung, die vielen von uns heute als
großer Fehlweg vorkommt. Denn die kurzsichtige Zerstörung
unseres einzigen Lebensraums im Weltall wird immer
offensichtlicher.
Warum hören wir nicht zuerst einmal auf die "Natur",
was immer das auch ist, zugegebenermaßen. Und handeln dann,
später.
Sich da einfach mal für einige Zeit an die Quelle wirklich zu
setzen und zu "hören". Wer tut das schon. Auch wir
haben das nicht gemacht bei unserem HöRePsy-Treffen 2009. Aber
auch wir sind halt nur Kinder unserer Zeit. Eilen weiter, suchen
irgendwo im Fernen das, was doch im Grunde schon unter unseren
Füßen ist, in der Luft und in der Umgebung rund um uns..
Immerhin hatten wir da Gelegenheit, etwas länger an diesem
besonderen Ort zu sein, die Lichtstimmungen zu den verschiedenen
Tageszeiten auch mitzubekommen, die herbstliche Atmosphäre, die
Schüler und die Lehrer, auch die Schulleiterin, Frau Sund. Heute
ist da ja ein Internat, ein Gymnasium, in dem man auch gleich
einen Beruf erlernen kann, handwerklich gefedert, Schneiderei,
Töpferei, Schmiede, Basketball spielt auch eine große Rolle. Es
war schön, da mal für ein paar mehr Stunden sein zu können...
November 2018 | |
Literatur:
Binder, Hans | Der Schmiechener See, S. 4 |
Binder, Hans | Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977 |
Frank, Helmut | Die Höhlen des Ostteils der mittleren Schwäbischen Alb, in: Groschof, Dr. Paul, Schriftleiter, Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde - Vom Wasser und von den Höhlen der mittleren Schwäbischen Alb (östlicher Teil), München 1963 |
Links:
Schelklingen Wanderroute 2 | Schwäbische Alb | Wanderweg - www.wanderkompass.de
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