Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Grotte di Oliero - Cogol dei Veci
Plateau von Asiago, Veneto, I


Landschaft und Höhlen im Plateau von Asiago / Sette Communi, Veneto, I


Wer von Bassano aus der Straße ins Valsugana (SS41) zwischen dem Monte Grappa und dem Plateau von Asiago (oder Sette Communi) folgt, der sieht nach wenigen Kilometern ein Schild, das ihn daraufhin weist, daß er nach links abbiegen muß, wenn er zur "Grotte di Oliero" will. Hier verlaufen inzwischen auf beiden Seiten des Flusses, der Brenta, Straßen. Die alte führt durch den kleinen Ort Oliero und an dessen Nordende überquert man auf einer Brücke einen kleinen Fluß, den Oliero. Er hat seinen Ursprung unterhalb von Felswänden, die man zwar in der Ferne sehen, aber heutzutage, und das ganz unnatürlicherweise, nur sehr eingeschränkt erreichen kann.

Das Ganze ist heute als Schauhöhlenbetrieb eingerichtet, was halt zu entsprechenden Beschränkungen führt. 2009 galt Folgendes: Von November bis Februar hatte man gar keine Chancen, außer auf Anmeldung hin. Zwischen dem 16. Juni und dem 14. September war dauernd geöffnet, in der Zeit dazwischen an Sonn- und Feiertagen. Schade, daß man den Zugang zu dieser Naturschönheit so kontingentiert. Warum darf man denn nicht wenigstens zu den Karstquellen und den Höhlen auch ohne Führung wandern? Daß das Fahren mit den Booten in die Wasserhöhle hinein reglementiert ist, das ist schon verständlich, aber ansonsten?

Ich spreche da aus eigener Erfahrung, denn ich war am 3. November 2009 mal dort. Alles einfach zu. Als wir versucht haben, seitlich irgendwie zum Quellbezirk zu kommen, da zeigte sich, daß auch räumlich die Zugangsbeschränkungen massiv sind. Überall Häuser oder Zäune. Nirgends mehr ein Raum, der einfach zu durchschreiten ist und man dann einfach am Ziel der Wünsche ankommt. Das gibt es immer mehr nur noch in Märchen oder "theme parks".

2017 hat sich da etwas geändert: Nun ist von März bis November immer geöffnet. Man hat das touristische Angebot auch erweitert. Es gibt ein Bar im restaurierten Fabrikgebäude, wo man auch die Tickets für die Höhle kaufen kann (Preis 7,50 Euro 2017). In dem Haus nun auch ein höhlenkundliches Museum und an dem Papiermuseum gleich daneben arbeitete man gerade. 

Der "Parco Naturale delle Grotte" um Fuße des Altipiano di Asiago besteht aus 4 verschiedenen Höhlen. Die interessanteste davon hieß früher mal Covolo dei Siori und wurde später in Grotta Parolini umbenannt. Parolini war wohl der erste Mensch, der sich aufmachte, die Höhle gründlicher zu erforschen. 1822 hat er die Höhle erstmals besucht und ist mit Hilfe eines Bootes tiefer eingedrungen. Auf ihn geht auch noch eine andere Besonderheit zurück. Er holte aus der Höhle von Postojna ein paar Grottenolme und setzte sie in der Höhle aus, weil er sehen wollte, ob sie sich in dieser Höhle auch entwickeln würden. Man hatte sie fast schon vergessen, aber 1967 fanden tatsächlich Höhlentaucher wieder ein paar Exemplare dieser seltenen Tiergattung. Man nimmt an, daß die Tiere höchstens 110 Jahre alt werden können, weshalb es sich hier wohl um Exemplare der zweiten Generation schon handeln muß. Ein erfolgreiches "wissenschaftliches Projekt"? Wer kennt die Kosten?
Am Fuß einer Kalkfelswand tritt ein Fluß zu Tage. Die Höhle dahinter trägt den Namen Cogol bei Veci. In einem gerade 2 m hohen Gang (die Durchfahrtshöhe ist abhängig vom Wasserstand - bei Hochwasser kommt man gar nicht mehr durch und der Besucherbetrieb wird eingestellt), aber recht breiten Gang fährt man bergwärts. In der Tiefe zieht der Gang in großen Dimensionen bergwärts, die von den Höhlentauchern erkundet worden sind. Der normale Höhlenbesucher wird bis zu einer Anlandestelle gebracht, wo man das Boot verlassen kann und trockenen Passagen mit Tropfsteinschmuck herumwandern kann. Blick man in den unterirdischen Fluß, dann sieht man am Grund ein großes Eisenrohr. In ihm wird Wasser aus der Quelle gefaßt und mittels sehr starker Pumpen wieder auf das Plateau von Asiago gepumpt, um dort eine ausreichende Wasserversorgung zu haben.

Auf dem Weg zur Höhle, dem linken Ufer des Flusses folgend, kommt man an zwei trockenen Höhlen vorbei, der Covolo degli Assassini (Mördergrotte) und der Covolo delle Sorelle (Schwestergrotte). Warum die so heißen, darüber konnte ich, noch, nichts herausfinden. In der Sorelle befinden sich noch 3 Kunstwerke an der Höhlenwand. Wer sie geschaffen hat und mit welchem Motiv sie geschaffen wurden, darüber konnten mir die beiden Führer bei meinem Besuch 2017 keine Auskunft mehr geben. Sie hatten sich selber einmal danach erkundigt, aber das Wissen darum ist schon wieder am verschwinden.

Die Hauptquelle ist die Cogol dei Siori. Dort können bis zu 40 Kubikmeter Wasser pro Sekunde austreten, mindestens aber 0,8. Im Durchschnitt sind es 20. Die Cogol dei Veci kann im Maximum 10 m³ liefern, mindestens 0,2 m³ und im Schnitt zwischen 2 und 0,5 m³. Die Schüttung hängt von den Regenfällen auf dem Plateau oberhalb, wobei eine Zeitverzögerung von 6 bis 12 Stunden besteht.

Wann die Tauchforschungen in der Grotta Parolini wirklich begonnen haben, wer weiß das schon? Jedenfalls haben sie aber zum Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts systematisch begonnen. Die Ergebnisse sind großartig. In der Cogol dei Veci kam man nach 2.340 m Tauchstrecke, die bis zu einem Tiefpunkt bei - 59 m hinabreichten, kam man 1989 bis - 4 m wieder hoch. Danach war schon eine Luftglocke oberhalb wahrzunehmen, aber man verzichtete auf den weiteren Vorstoß, um Probleme mit den Dekompressionszeiten zu vermeiden.

(2017) Inzwischen soll das System in der Tiefe des Plateaus von Asiago schon 10 km Länge haben.

2017

Auf dem Rückweg von der Biennale schaue ich wieder einmal hier vorbei. Es ist Sonntagmittag, nicht viel los. Ich kaufe mir die Eintrittskarte, laufe alleine den Weg ab, passiere die "Mördergrotte" und die "Schwestergrotte", staune in ihr über die drei Wandkunstwerke in ihr, komme zum Häuschen vor der Höhle, wo man die Schwimmwesten und Höhlenhelme aufbewahrt. Zwei junge Männer warten auf "Kundschaft". Ich warte ein wenig, aber niemand kommt. So fahren mich beide alleine im Kahn mit mir in die Höhle. Es hat in den letzten Tagen stark geregnet, der Wasserspiegel ist etwas höher, aber noch nicht gefährlich hoch gestiegen. Hinein geht es in die Unterwelt. An einem fixen Stahlseil an der linken Wand ziehen sich die beiden unter der kritisch-niedrigen Deckenstelle hindurch. Dann geht es schon leichter. Ich laß mir alles erklären, als wäre ich ein Höhlenanfänger. Tatsächlich gibt es da noch ein paar Deckentropfsteine, die vorzeigbar sind. Eine Landestelle. Ich tue mich schwer, den Kahn wieder zu verlassen, weil mich seit Wochen ein Fersensporn plagt und der jeden Schritt zur Plage und zum Wagnis macht. "Drüben" geht es ein paar Meter aufwärts, ich bekomme die gesamte Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte erzählt, halt mich brav ruhig. Sogar photographieren kann ich, halt ohne Blitz. Normalerweise schnalzt sofort der eingebaute Blitz meiner neuen NIKON nach oben und möchte das Bild aufhellen. Da gilt es schnell draufzudrücken und das zu verhindern. Es geht. Ich bekomme auch die Geschichte von den Hexen erzählt, die umgekehrt in der Höhle herumgelaufen wären. So war jedenfalls die einfache Erklärung für die vierstufige Deckenstruktur in einem einem kleinen Seitenteil. Kurios ist schon auch das häufige Vorkommen des Grottenolms in den Höhlenwässern. Das ist nämlich alles andere als natürlich. Die Tierchen wurden aus dem Karst geholt, eingesetzt und leben noch heute dort - seit über 150 Jahren! Natur - die mit Natur im Sinne des Nichteingreifens des Menschen in die "natürlichen" Vorgänge zu tun hat - ist das schon lange nicht mehr. In welche verdrehter Welt wir doch leben!

Eingangsbereich
2017

 

Covol dei asasini o Grotta degli Ezzelini

Covol dee Soree
> Covol dei Sei Siori o dei Parolini
Covol dei Veci o Grotta Cecilia di Baone
Im Museum

 


 

Literatur:

Busellato, Leonardo und Gruppo Grotte Schio Dimensione Buio - Storia e attivita del Gruppo Grotte Club Alpino Italiano Sezione di Schio 1930-1990, Schio 1991
Della, Zuanna, Enrico, Minciotti, Giuseppe Oliero e le sue risorgenti, Speleologia 13, 1985, S. 30ff.
Gobetti, Andrea L'Italia in Grotta, Gremesse Editore, Roma 1991
Isler, Oliver Cronaco di un successo voluto, Speleologia 23, 1990, p 34ff.
Mietto, Paolo, Sauro, Ugo, ed Regione del Veneto Grotte del Veneto, 2000

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