Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Seefeldhöhle, Siebenhengste, Schweiz
Das Siebenhengste-Hohgant-Schrattenfluh-Höhlensystem, Schweiz
1,2 km südöstlich des Plateaus der Sieben Hengste liegt der Eingang in die altbekannte Seefeldhöhle. Sie ist auch unter den Namen "Tropfsteinhöhle" (mit dieser Bezeichnung eingetragen in die 25.000er Landeskarte) und Tropfloch bekannt.
Ein markierter Weg führt von Habkern über die Chromatte und das Mittlere Seefeld bis zum Höhleneingang. Außerdem ist sie vom Grünenbergpaß aus zu erreichen. Es lohnt sich von dort noch etwas höher zu steigen bis zum höchsten Punkt, wo man eine prachtvolle Aussicht auf das riesige Karrenfeld der Sieben Hengste hat. Nach Norden blickt man bis zum Hohgant, nach Süden über das Wagenmoos auf die Berge des Berner Oberlands mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Das Panorama ist mit der höchsten Punktwertung, die möglich ist, zu versehen!
Die Seefeldhöhle liegt in einer Schicht Sandstein von 20 m Mächtigkeit und gehört so zu dem relativ seltenen Typ einer Sandsteinhöhle. In der Grundstruktur besteht sie aus mehreren Längsgängen, die viele Querverbindungen miteinander haben. Da sie alle ziemlich ähnlich aussehen, ist es leicht möglich, daß man sich verirrt, weshalb das Ganze den Charakter eines Irrgartens hat. Das Wort "Labyrinth", daß da gerne verwendet wird, ist nicht glücklich gewählt, weil es im klassischen Sinne eine ganz andere Bedeutung hat, nämlich nur aus einem einzigen verschlungenen Weg besteht und zu einer Mitte führt, von der aus man auf dem selben Weg wieder nach draußen geht.
Von der Seefeldhöhle gibt es einen der ältesten Höhlenpläne der Schweiz, der allerdings lange Zeit nur wenig bekannt war. Drei junge Mitglieder des Berner Höhlenvereins vermaßen die Höhle noch einmal im Rahmen des Programms "Schweizer Jugend forscht" und zeichneten einen weiteren Plan, wobei sie auf eine Gesamtganglänge von 941 m kamen. 2016 kam es zu einer Neuvermessung, nachdem einige Ungenauigkeiten und Neuland festgestellt worden waren. Bei einem Gesamthöhenunterschied von - 34 m wird jetzt die Ganglänge mit über 2 km angegeben und weitere Eingänge in die noch immer für Überraschungen gut seiende Höhle erkundet.
Die Höhle wird von vielen Bergwanderern gerne aufgesucht, weil sie technisch sehr einfach ist. Es gibt keine höheren Felsstufen oder Kletterstellen. Will man nicht in die niedrigen Seitenteile hinein, braucht man nicht einmal einen Schlaz oder einen Helm. Eine Lampe genügt.
Das hat natürlich auch Schattenseiten. Die Wände sind teilweise vollgekritzelt, der ehemalige Tropfsteinschmuck ist weg. Wer ein kundiges Auge hat, der entdeckt an einigen Wänden noch Bergmilch oder Mondmilch. Die weißliche Ablagerung auf dem Fels wurde lange Zeit hindurch aus den Höhlen geholt und als Heilmittel verwendet. Es soll bei Sodbrennen und Muttermilchmangel eingesetzt worden sein.
Es gibt auch eine Sage von der Höhle. Unterhalb von ihr solle noch eine zweite, viel größere Höhle liegen, in der ein wunderbarer Schatz liege. Tatsächlich sind die großen Gänge des Siebenhengstesstems 200 bis 300 m unterhalb davon, ohne daß es eine begehbare Verbindung gibt. Das Wasser in der Höhle schafft den Weg.
Eine ganz moderne Erscheinung taucht auch schon im Zusammenhang mit der Seefeldhöhle auf: das Geocachen. In der Höhle gibt es einen versteckten Cache und im Internet eine ausführliche, ziemlich informative Beschreibung der Höhle.
Literatur:
Bamberg, Elisabeth | Höhlen im Berner Oberland - Potenzial der geotouristischen Nutzung, Bachelorarbeit 2018 |
Berner Höhlenforscher | Die Seefeldhöhle, Reflektor 1-1987, S. 21ff. |
Hof, Alex | Die Seefeldhöhle, das populäre Labyrinth, in: Akten des 143. Nationalen Kongresses für Höhlenforschung, hrsg. von HRH, Interlaken 2019 |
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