Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Saint Ursanne und seine Höhlen, Jura, CH


Die Nepomukstatue auf der Doubsbrücke und die Burghöhlen im Hintergrund


Eines der Wahrzeichen von Saint-Ursanne, diesem glücklicherweise noch so gut erhaltenen kleinen Örtchen im Tal des Doubs, ist die Nepomukbrücke. Wer sich dort umschaut, dessen Blick fällt gleich auf zwei Höhleneingänge, die "Grottes du Chateau". Sie sind leicht vom Ortsrand aus auf einem Fußweg zu erreichen.

St. Ursanne auch so eines dieser kleinen Rothenburgs, wo die Zeit ein wenig still zu stehen scheint. Der Ortskern ist nur durch die Stadttore zu erreichen, die Kirche ist noch mitten in der Stadt und bald jedes 5. Haus scheint sich der Versorgung von Gästen mit Eß- oder Trinkbarem zu widmen oder mit ihrer Unterbringung.

Auf gleich 6 Höhlen weist der kleine Ortsplan im Katasterband über die Höhlen im Kanton Jura hin. Am bekanntesten ist die Grotte de l'Ermitage. Hinter dem Altersheim außerhalb der Stadtmauern ist sie auf einem steilen Stufenweg zu erreichen. Man findet eine kleine, verschlossene Grotte, in der ein Altar ist und die Statue des hl. Ursanne in schlafender Stellung. Daneben auch ein kleiner Bär, der sich der Sage nach mit ihm in der Höhle aufgehalten haben soll. Vor der Höhle ist eine restaurierte Kapelle, ein Steinkreuz und ein Felsdurchgang, von dem aus man einen prachtvollen Blick ins Tal hat.

Dieser Ursanne soll mit Columban und Gall aus Irland gekommen sein, um als Mönch den christlichen Glauben in der Region zu verbreiten. Um das Jahr 573 n. Chr. sei das gewesen. Auf der Suche nach einem einsamen Ort sei er dann eines Tages bei einer Höhle oberhalb des Flusses angekommen. Es bald unter den Hirten und Jägern bald bekannt geworden, daß da ein heiliger Mann leben würde und sie siedelten sich in seiner Nähe an. Allerhand wunderliche Geschichten wurden von ihm erzählt, u.a. die, daß ein Bär sich in seinen Dienst gestellt hätte und ihn regelmäßig mit Nahrung versorgte, oder daß er eine besonders klare Quelle am Fuß des Berges zum Laufen gebracht hätte, die fontaine de Saint-Ursanne. Im Jahre 620 sei er, 68jährig gestorben und sein Leichnam in einen Sarkophag, der noch immer in der Abbaye im Ort steht.

Folgt man dem Weg noch weiter nach oben, dann erreicht man die "Grottes du Chateau", die aus zweien besteht und gleich neben den Umgrenzungsmauern der Burg liegen. Die größere davon ist geräumig und weist einen ebenen Boden auf. Hier hat man einen massiven Tisch und zwei Bänke installiert, die offenbar auch benutzt werden. Nach hinten zu steigt der Boden an und es finden sich noch kleinere unbedeutende Nebenräumchen. Die kleine Höhle nebenan ist einfach da. Die beiden Höhlen wurde bei schon archäologisch untersucht, 1924 und 1948, und jedesmal wurden nur wenige Funde gemacht, ein Stück Rentiergeweih, ein Bärenknochen, Steinwerkzeuge. Vielleicht war es auch diese Höhle, wo der Heilige in Wirklichkeit gelebt hat und nicht in der kleinen Felsnische, in der heute die Höhlenkirche steht. Das weiß heute keiner mehr.

 

Am Doubsufer

Wisser sehen bereits den Eingang in

die Höhle unterhalb der Burg!

Auf dem Weg in die Eremitage
 
 
 
 

Literatur:

Gigon, Raymond, avec la collaboration de Rémy Wenger INVENTAIRE SPÉLÉOLOGIQUE DE LA SUISSE II. CANTON DE JURA, Porrentruy 1986

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