Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Speläologisches in Armenien
Blick aus einer Höhle? Eine Briefmarke aus Armenien
"Das Land um den heiligen Berg Ararat ist ein Urraum der Zivilisation, ein Land mit reichster kultureller Vergangenheit - und zugleich, aber dem dritten Jahrhundert, das erste christliche Land der Welt, dem Europa nicht wenig zu verdanken hat." (Ralph Dutli in Mandelstam)
"Armenien..Uraltes Blut, uraltes Volk.." (Werfel, Musa Dagh 38)
"Wer Zusammenhänge sucht der verbindet sich
Er verbindet sich mit den anderen
Mit den Fremden
Und er beginnt zu denken.." (Lukas Bärfuß, Krieg
und Liebe, S. 49)
"Das Gefühl, die Hoheit über seinen Körper zu verlieren, setzt bereits am Flughafen ein. Das ist nichts Neues. Als Reisender ist man die stufenweise Verwandlung in Frachtgut, schließlich gewohnt: Man entledigt sich an der Sicherheitskontrolle der Effekten ebenso wie der Persönlichkeit. Aufgefangen wird die plötzlich Nacktheit von der militanten Freundlichkeit des Personals." Lukas Bärfuß, Stil und Moral, 2015, S. 133
International Conference "Caves as Natural and Cultural Monuments", Yerewan, Armenien 2019
Die Höhlenstadt von Goris und andere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
Zuerst ein Blick auf das Land.
Armenien, von den Einwohnern auch Hajastan genannt, das "Land aus Stein", liegt am Südrand des Kaukasus. Als e, igenständiges Land existiert es wieder seit 1991, als die damalige Sowjetunion auseinanderbrach und man sich für unabhängig erklärte.
Das Staatsgebiet umfaßt ca. 29.800 km², die Bevölkerungszahl beläuft sich auf fast 3 Millionen, wobei über eine Million Menschen in der Hauptstadt Yerewan lebt. Das dominante Glaubensbekenntnis gehört der Armenisch-Apostolischen Kirche und man ist stolz darauf, daß man seit 301 n. Chr. dieser Richtung folgt. Die Armenier haben eine eigene Sprache und eine eigene Schrift. Aus Sowjetzeiten stammt noch die gute Beherrschung der russischen Sprache, bei den Jüngeren auch schon der englischen Sprache.Die Währung ist der DRAM, der armenische Dram, der momentan mit einem Kurs von 1 EUR = 535 AMD gehandelt wird. In Armenien gibt es einige Reiche, was man an den vielen SUVs in den Straßen sehen kann, und viele ärmere Menschen. Wie uns Einheimische erzählten, bekommt so ein kleiner Angestellte in der Verwaltung oft nur 100 Euro pro Monat, wenn es hoch kommt 300. Deshalb haben viele auch zwei und mehr Jobs, um zu überleben.
Das Wetter ist meistens schön bei klarem blauen Himmel. Im Sommer liegen die Temperaturen zwischen 22 und 36° Celsius, im Winter ist es meistens kalt bei -1° bis -15°C.
Der höchste Punkt des Landes ist mit 4.080 m am Mt. Aragats erreicht, der niedrigste Punkt liegt bei 390 m über dem Meeresspiegel. Die Durchschnittshöhe des Landes liegt bei 1782 a.s.l.. Verläßt man die Hauptstadt, so kommt man in eine oft grandiose Landschaft, die auf weite Strecken leer und wenig besiedelt erscheint. Mit dem Lake Sevan verfügt man über einen riesigen See voller klaren Wassers. An einigen Stellen gibt es große Wälder, ansonsten gibt es viel Grasland auf dem oft vulkanischen Untergrund.
Mit den Nachbarn im Süden und Westen kommt man oft nicht gut
aus. Berg-Karabach, auf armenisch die "Republic of Artsakh", ist eine
Zone, die politisch offiziell zu Aserbaidschan gehört, aber um die man auch
schon einen Krieg geführt hat. Die Religion ist gleich, die armenische Währung
wird dort akzeptiert, die offizielle Sprache ist auch Armenisch - trotzdem
zählt das Gebiet nicht zu Armenien.
Mit den Türken ist man schon seit über 100 Jahren zerkriegt. Der Genozid im
Jahre 1915 ist immer noch nicht vergessen (es dauerte keine halbe Stunde, bis
mir mein Taxifahrer auf dem Weg vom Flughafen zu Samvels Wohnung in der Vorstadt
schon davon erzählte, 2019) und ab und zu kommt es zu Schießereien über die
Grenze hinweg. Es gibt keinen offenen Grenzübergang in diese Richtung.
Spaziergang durch Eriwan/Yerewan | ||
Ashtarak | ||
Alte Technologie im aktiven Einsatz | ||
Fortsetzung des Spaziergangs durch Yerewan
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Das Genozid-Memorial | ||
Südkaukasus auf dem Weg nach Goris | ||
In Goris |
Höhlen in Armenien:
Auf einer Internetseite steht, daß es in Armenien 10.000 Höhlen gäbe, eine große Anzahl, die aber wohl grob übertrieben ist. Wenn es 1.000 sind, dann sind wirklich alle, auch die zahlreichen Felsdächer, mitgezählt.
In der Provinz Vayot Dzor im Südosten des Landes befinden sich
momentan die bedeutendsten Höhlen des Landes. Als längste Höhle gilt derzeit die
Arjeri Cave (Bärenhöhle) mit über 4 km Länge und bedeutendem Sinterschmuck. Weitere Forschungen
dort könnten noch Fortsetzungen ergeben. Der kräftige Luftzug spricht dafür.
Weitere Höhlen dort sind die Mozrovi Cave, die Mageli Cave (im
Konglomeratgestein) und die Karmi (Rote) Cave.
In der Provinz von Lori wurde von einer amerikanischen Expedition in der Nähe
der Stadt Alvaverdi eine der Bevölkerung längst schon bekannte und genutzte
Lavahöhle untersucht, die Sanahhin Cave, immerhin 90 m lang.
Neben Höhlen im Kalkstein sind auch welche im Konglomerat, im Sandstein und in vulkanischem Material bekannt.
Weitere Hinweise aus dem Internet und der Literatur:
Devil's bridge in der Vorotanschlucht
Mageli Cavern http://www.armenianheritage.org/en/monument/Noravank/12 http://www.atb.am/it/armenia/sights/caves/cave_kogot / http://www.armeniapedia.org/index.php?title=Magil_Cave
grotte Mozrov http://touradvice.am/fr/vayots-dzor/mozrov-caves-unusual-creation-of-the-nature.html
Chor Virap / Chor Wirap / "tiefe Grube" /"Über schmale, steile und ein wenig wackelige Leitern steigen wir nach unten, in einen engen, niedrigen Raum: ein düsteres, beklemmendes Verlies - aber auch eine Wallfahrtsstätte...zahllose kleine Tücher und bute Stoffstreifen...Auf diese Weise haben die Pilger hier ihre Wünsche festgemacht in der Hoffnung auf die Hilfe jenes Mannes, der vor mehr als siebzehnhundert Jahren hier eingekerkert war: Grigor - ein Christ, der sich trotz des Befehls des armenischen Königs Trdat weigerte, einer heidnischen Göttin zu opfern..." Denscher 66 https://www.skr.de/armenien-reisen/sehenswuerdigkeiten/kloster-chor-virap/
Höhlenkirche von Geghard / https://whc.unesco.org/en/list/96 Weltkulturerbe https://www.atlasobscura.com/places/monastery-of-geghard
Kloster Horomajr bei Odsun https://mapio.net/wiki/Q3140702-en/
Einzige Schauhöhle ist derzeit (2019) die Arenihöhle, die strategisch günstig an der Verbindungsstraße Yerewan - Goris liegt, und deshalb inzwischen viel besucht wird, was sich auch positiv auf die gesamte Infrastruktur im Umkreis schon auswirkt. Ein weiteres Objekt könnte die Mozrovhöhle sein, für die es, auch aus Höhlenschutzgründen, seit 2010 ein Konzept zur Erschließung gibt, das aber irgendwo in den Abgründen der Bürokratie verschwunden ist.
Bedeutsam sind in Armenien auch die vom Menschen geschaffenen Hohlräume, unter anderem in Goris und Khndzoresk. Hier könnte noch ein großes touristisches Potential liegen.
Seit der EUROSPELEO-Tagung in Ebensee 2018 ist das Spelelogical Center of Armenia ein Mitglied der FSE, des Europäischen Verbandes der nationalen höhlenkundlichen Vereinigungen. Damit kommt das Land auch als Austragungsort eines EUROSPELEO-Treffens in den nächsten Jahren in Frage. Damit käme mit einem Schlag ein Land an der äußersten Peripherie Europas in den Fokus all der anderen Mitgliedsländer, ein Vorgang, den man nur begrüßen könnte.
Wir kennen alle die Radio Eriwan-Witze. Ob sie irgend etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben oder hatten? Ich konnte keine Hinweise darauf im Lande finden. Es ist halt eine gute Erfindung. "Geschichten, die nichts mit der Wahrheit zu tun, sind oft die besten." Das stimmt, auch hier:
Aus Wikipedia:
Literatur allgemein:
Ateshi, Nourida | 185 Jahre deutsche Archäologie im Kaukasus - Eine Epoche und doch drei verschiedene Fassungen der Geschichte, Antike Welt 1/2015, S. 40ff. |
Bitow, Andrej | Armenische Lektionen, Suhrkamp, Frankfurt a.M 2002 |
Denscher, Barbara | Reportage Armenien - Im Schatten des Ararat, Picus, Wien, 2010 |
Dum-Tragut, Jasmine | Armenien - 3000 Jahre Kultur zwischen Ost und West, Trescher Verlag, 7. Auflage, Berlin 2014 |
Fischer, Rudolf | Armenien - Bildband, Feldbrunnen 2011 |
Flaig Torsten | Armenien, DUMONT, Ostfildern, 1. Auflage 2018 |
Gasparyan, B., Arimur, M. | Stone Age of Armenia. A Guide-book to the Stone Age Archeologiy in the Republic of Armenia, 2014 |
Mandelstam, Ossip | Die Reise nach Armenien, Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt a.M, 9. Auflage 2015 |
Salopek, Paul | GHOST LANDS, A century-old slaughter still haunts Turkey and Armenia, National Geographic April 2016, p 108ff. |
Schumacher, Win | Seltene Kerle (Kaukausus-Leoparden), Süddeutsche Zeitung Nr. 62, 14. März 2019, REISE, V2 3 |
Shahinyan, Samvel M. | Khachkar - Sacramental System of Creation of the Universe, Yerevan 2012 |
Werfel, Franz | Die vierzig Tage des Musa Dagh, Fischer-Verlag, Frankfurt a.M., 3. Auflage, Oktober 2014 |
Literatur speläologisch:
Chavdarian, Chuck | Part 1 - The First US/NSS Caving Expedition in Armenia, the South Caucasus (the 2007 expedition), June 2010, NSS News, July 2010 |
Chavdarian, Chuck | The Caves of Armenia, The South Caucasus Part 2, NSS News, June 2014, 4-12 |
Davtyan, S.R. | Caves and underground structures in the works of Armenian historians of the V century, in: Proceedings CAVES AS OBJECTS OF HISTORY AND CULTURE - INTERNATIONAL SCIENTIFIC FORUM, edited by A.A. Gunko, S.K. Kondratieva, M.I. Lylova, Voronezh 2016 |
Renner, Erika | Ehemalige Höhlenwohnungen in Armenien, Der Höhlenforscher 3-1981, S. 40 |
Ruggiero, Rosario | Preliminary report Armenia karst project CT 2016-2017-2018, campaigne of research, 2018 |
Ruggieri, R., Daytyan, S., Ugujyan, A. | Armenia Karst Project, in: Proceedings of the 17th International Congress of Speleology, 2017, Volume 2, Edition 1, 78-81 |
Shahinyan, S.M. | Monastry Hochintse, in: Proceedings CAVES AS OBJECTS OF HISTORY AND CULTURE - INTERNATIONAL SCIENTIFIC FORUM, edited by A.A. Gunko, S.K. Kondratieva, M.I. Lylova, Voronezh 2016 |
Shahinyan, S.M. | Perspectives of research of karst caves in Armenia, in: Akten des 13. Nationalen Kongresses für Höhlenforschung, 2012, p 313 |
Links allgemein:
http://armeniapedia.org/wiki/Main_Page
https://www.atlasobscura.com/things-to-do/armenia/
https://wedesigntrips.com/de/i/armenien-beste-gerichte
http://www.weltkulturerbe-online.info/armenien/welterbe-armenien.htm
Links speläologisch:
http://www.tacentral.com/nature/natural_story.asp?story_no=3
https://www.tripadvisor.it/Attractions-g293931-Activities-c57-t54-Armenia.html
http://seiran1972.blogspot.de/2014/08/antiche-abitazioni-rupestri-di-armenia.html
http://cavingnews.com/20111211-irresponsible-cave-tourism-troubles-armenian-cavers
http://www.ese.edu.gr/media/lipes_dimosiefsis/14isc_proceedings/p/05.pdf
https://www.spyur.am/en/companies/speleological-center-of-armenia/37647
https://allinnet.info/news/urts-ridge-armenia-three-new-caves/
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