Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen bei Phathao,Vang Vieng, Laos


Wer von Vang Vieng aus den Nam Xong aufwärts fährt, hat immer zur linken die großen Karstberge neben sich. Es gibt erhebliche Höhenunterschiede. Während das Tal auf 230 m liegt, reichen die Gipfel auf 1.200 m, 956 m oder gar 1.600 m hinauf. Alles reiner Kalkstein. Ein ideales Gebiet auch für die Entstehung von Höhlen. Mehrere Dutzend sind inzwischen schon entdeckt und speläologisch erfaßt worden. Was geschieht dann mit ihnen?

Beim Dorf Pha Xang oder Pha Tang hat man das Glück, daß gleich mehrere Höhlen, die ein touristisches Potential besitzen, dort liegen. Reiseanbieter offerieren Tagesausflüge dorthin, und wenn die Trumpfkarte "Höhle" erschöpft ist, dann läßt man die Gäste auf Gummischläuchen den Nam Xong runtertreiben, Rafting nennt sich das dann.

Der langsam wachsende Wohlstand weckt auch andere auf und man versucht das Erfolgsmodell zu kopieren. So ist es nun auch bei den Höhlen um Phathao. Die kleine Siedlung liegt zwischen Phoxay, das rund 10 km von Vang Vieng entfernt ist, und Nadao. Ein kleines Schild am Straßenrand weist auf 2 Schauhöhlen in, eine holprige Straße führt hin. Eine Brücke erlaubt den mautfreien Übergang, dann steht man am Rande eines langen Bewässerungskanals. Zwei Fahrwege führen links und rechts davon entlang.

Entscheidungen sind fällig. Fährt man nach links, dann erreicht man die "Kieo Cave", die als "AMAZING" gekennzeichnet sind, der Weg nach rechts führt zum "PHA THAO", die "BIG AND NICE" sei. Welche besucht man zuerst, oder vielleicht bleibt man bei einer, wenn ja, welcher? Wissen tut man darüber ja nichts, denn nirgends ist irgendwo Information erhältlich, außer auf diesem Schild am Ortseingang.

Ich entschloß mich im März 2011 zuerst einmal die "Kieo Cave" anzuschauen. Würde sie mich in Erstaunen noch versetzen können? Mit was denn? Resultat: Es ist schon erstaunlich, daß man diese Höhle überhaupt zur Schauhöhle gemacht hat. Hat sie ein "Alleinstellungsmerkmal", zeigt was, all die anderen in der Umgebung nicht haben? Aus speläologischer Sicht ist es der Wasserhöhlencharakter, das Vorhandensein eines einzigen langen Flußtunnels, allerdings meist ohne Wasser. Sie ist so etwas wie die nahe Tham Nam, bloß fehlt die feuchte Füllung. Wenn man sich aus der das H2O wegdenkt, dann hat man die Kieo Cave. Aufwendig ist es nicht in diesem Falle, aus einer wilden Höhle eine Schauhöhle zu machen. Ein Kassenhäuschen gibt es, worin sich ein Mensch aufhält, der einem die üblichen 10.000 KIP als Ausländer abnimmt. Als Einheimischer würde man nur die Hälfte bezahlen. Das ist so üblich in diesem Lande. Dann kann man noch eine Taschenlampe in die Hand gedrückt bekommen und zieht dann alleine los. Erklärungen bedarf es eigentlich auch nicht.

Der Weg führt direkt zur Felswand, man steigt ein paar Meter hoch und kann dann hineinblicken in den Flußtunnel von meist 5 m Breite und 3 m Höhe. Der zieht sich mit leichten Abknickungen etwa 1,1 km weit so in den Berg. Dann schließt ein Siphon, den bekannten Teil ab. Kurz davor kommt aus Deckenspalten, der deutlich spürbare Luftzug herunter. Dort dürfte noch eine bedeutende Fortsetzung sein. Kurz nach der Hälfte des Ganges zweigt nach links ein enger werdendes, tiefer liegendes Gangsystem mit labyrinthischem Charakter, das aktive Teile enthalten kann. Der Boden des Tunnels ist entweder blank geputzter Fels mit Fließfacetten oder übersäht mit großen dunklen Kieselsteinen. An vielen Stellen sind auch Konglomerate zu finden, was auf eine Geschichte des Ausräumens und Wiederaufgefülltwerdens der Gänge schließen läßt. Das Gang scheint immer wieder geflutet zu werden, weil die Steine oft noch feucht glänzen und kleine Seen und Pfützen im Weg sind. Das ist wohl auch der Grund, warum es keine weiteren Erschließungsmaßnahmen gibt, weil die vom nächsten Hochwasser doch nur wieder hinausgeschafft würden.
Hat man 100 m der Höhle gesehen, dann genügt das eigentlich schon, denn was dann kommt ist eigentlich nur die Wiederholung des Immergleichen. Bis auf Kleinigkeiten, aber für die muß man sich Zeit nehmen.

Was bislang von der Höhle bekannt ist, das wohl nur ein Teil des Ganzen. Französische Höhlenforscher haben schon in etwa herausgefunden, woher die Kieselsteine und der Luftzug stammen könnten. Man kann um den Berg, in dem die Höhle liegt, auf einem 1 bis 2 km langen Weg außen herumumgehen und findet dann vielleicht die Schluckstellen.

 

Um zur anderen Höhle, der "BIG AND NICE"n, zu kommen, der Pha Thao, muß man sich nordwärts halten, dem Bewässerungsgraben aufwärts folgen. Man stößt auf jeden Fall heute darauf, denn das Kassenhäuschen ist direkt am Weg. Wieder zahlt man sein Eintrittsgeld, bekommt die Taschenlampe und kann losziehen. Ein Trampelpfad führt direkt zum Eingang, erst ein paar Meter hinaufkraxeln, dann der Einstieg hinunter in den breiten Höhlengang. Die Croquiszeichnung der Höhle, gefertigt 1999 durch französische Höhlenforscher, weist eine Gesamtganglänge von 270 m vermessenen und 250 m unvermessenen Höhlengängen aus. Große alte Tropfsteine prägen den Eingangsraum, der auch noch deutlich Spuren einen späteren Wiederauffüllung der Höhlengänge durch Schotter zeigt. Zeitweise fließt wohl hier auch ein Höhlenbach durch, auf den man weiter innen noch einmal stößt. In einem rechts liegenden Seitenteil kommen viele Wurzeln von den Bäumen oberhalb durch die Decke und verbreiten sich auf dem Boden.
Eine 3-m-Wandstufe wird mittels einer Holzleiter überwunden, dann geht es auf einer höheren Etage mit bis zu 2 m hohen Tropfsteinfiguren weiter. Schließlich biegt nach rechts eine enger werdendere Spalte ab, die dann erst zum "hands-and-knees-crawl" wird, sich dann steigert zum "flat-out-crawl", alles kein Problem, wenn man das leichte Dreckigwerden nicht scheut. Dann wird es wieder etwas größer, eine Wandstufe rutscht man hinunter, dann steht man wieder in einem horizontalen Gängchen mit, im März 2011, einem Lehmboden voller Trockenrisse. Hier fließt wohl immer wieder ein Bächlein hindurch. Das befahrbare Ende ist nicht mehr weit, Lehm verschließt die Fortsetzung.

In der französischen Beschreibung ist etwas von einem deutlich spürbaren Luftzug die Rede. Woher der kommt, das muß wohl erst genau herausgefunden werden. Vielleicht sollten mal wieder Raucher mitgenommen werden.

 


Loose, Stefan LAOS, 4. Auflage, 2010
Schultze, Michael Laos, REISE KNOW-HOW, Bielefeld 6. Auflage 2006
Hedoiin, M. & L. Renouard La zone karstique de Van Vieng (Laos), SPELUNCA, 77, 2000, Paris, 39-44

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