Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Thien-Duong-Höhle / Paradise Cave,
Phong Nha-Gebiet, Vietnam
20 km südwestlich von Phong Nha in der Provinz Quanh Binh in Vietnam liegt die heute als Paradise Cave vermarktete riesige Höhle. Ein guter Kilometer ist für die Öffentlichkeit geschickt erschlossen worden von den insgesamt 31 Gesamtlänge. Wer Lust und Kraft und Geld dafür aufbringt, der könnte auch noch einen ganzen Tag darin zubringen und weitere 6 km mit einem Führer erkunden.
2005 wurde die Höhle erstmals von einem britischen Höhlenforscherteam um Howard Limbert erkundet. Einheimische, die die nur schwer erreichbare Zone schon erkundet hatten auf einen relativ kleinen schachtartigen Höhleneingang gestoßen waren und ihre Namen am Eingang angebracht hatten, gaben ihnen den Tip. Die Überraschung war riesengroß. Schon nach wenigen Metern weitete sich der Gang auf bis zu 150 m Breite und 75 m Höhe und führte so horizontal einen guten Kilometer zwischen traumhaften Tropfsteingruppen hindurch - der heutige Schauhöhlenteil. Der wurde bald erschlossen und heute können die vielen Besucher auf dem längsten hölzernen Steg in ganz Südostasien durch den Riesengang wandern. Man legt großen Wert auf den Schutz der Höhle und hat alle paar Meter eigene Papierkörbe aufgestellt, um den Anfall an Abfall in Grenzen zu halten. Sogar ein Putzteam wird durch die Höhle geschickt, um alles möglichst sauber zu halten.
Insgesamt hat die Höhle 31 km vermessener Gesamtlänge, was ihr einen sicheren Platz in der Liste der längsten Höhlen Vietnams sichert. 2012 hat man eine neue Art Höhlenskorpion in der Höhle entdeckt, den Vietbocap thienduongensis.
In der Anfangszeit war erst eine Bootsfahrt von Phong Nha aus und eine 4 bis 5stündige Wanderung bis zur Höhleneingang nötig. Heute ist man in 1 Stunde dort. Und früher hätte es leicht sein können, daß man einem Tiger begegnet, die dort herumstreiften und deren Spuren die Forscher immer wieder am Boden sahen.
Heute kann man überall eine Pauschalreise dorthin buchen, wobei es zwei beliebte Varianten gibt: vormittags geht es gemeinsam in die Paradise Cave, dann genießt man ein gemeinsames Mittagsmahl im Restaurant bei der Dark Cave. Dann spaltet sich die Gruppe in die Sportlichen und die Bequemeren. Die Sportlichen gehen in die Dark Cave, schießen mit einer Zip-Line zum Höhleneingang hinab, befahren die Höhle, der Kontakt mit dem Schlamm im Höhlengang gehört auch dazu, und schwimmen dann noch weiterhinein. Zurück beim Eingang steigt man in ein Kajak und fährt so noch ein Stückchen flußabwärts.
Wem das zuviel Remmidemmi ist, der setzt sich in der Bus, fährt zurück nach Phong Nha, steigt dort in ein Flußboot mit 20 anderen und wird dann mittels Motor auf dem Son in Richtung Phong Nha Höhle geschippert. Von links kommt ein andersfarbiges Gewässer herein, das zur großen Flußhöhle führt. Bei der Anlegestelle vorher wechselte der Bootsführer, eine Frau stieg ein, ergriff das Ruder und steuerte sicher durch den unterirdischen Tunnel. 2 Stunden später waren wir zurück und wurden mit dem Bus zu unseren Einstiegsstellen zurückgebracht - ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.
Für mich war die Paradise Cave eine der schönsten Höhlen, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Vom Busparkplatz ging es zum Kassenhaus hinüber. Das ist deshalb erwähnenswert, weil das erforderte, dem Schüttregen standzuhalten, der gerade herunterplatzte. Für die Kleinhändler war das eine ideale Gelegenheit, Plastikregenüberzüge im Dutzend zu verkaufen. Für den Kilometer bis zum steilen Aufstieg zur Höhle, den man im Normalfall auch zu Fuß zurücklegen kann, benützten alle die kleinen Elektrofahrzeuge mit Dach, die einem unterwegs etwas Schutz gaben. Dann hörte für kurze Zeit der Wolkenguß auf und wir eilten schnell bergwärts. Oben beim Höhleneingang war schon wieder ein großes Dach, das uns vor zum großen Durchnäßtwerden schützte. In der Höhle war es trocken, aber beim Rückweg waren wir wieder dem feuchten Element ausgesetzt, allerdings nur noch mit halber Stärke. Wer sich solche Erfahrungen ersparen will, sollte besser nicht in der Regenzeit dorthin fahren.
Dark Cave
Tropischer Regenschauer | ||
Literatur:
Ray, Nick, Dragicevich, Peter, St. Louis, Regis (2007): Vietnam, lonely planet, Ostfildern, 1. Ausgabe, 2007
Links:
https://www.expatolife.com/paradise-cave-phong-nha-vietnam/
https://phongnhadiscovery.com/en/tours/paradise-cave-phong-nha/
https://culturephamtravel.com/paradise-cave/#paradise-cave-vietnam-history
http://www.vietnam-tourism.com/en/index.php/tourism/items/3078
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