Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen bei Naracoorte, South Australia


In der Südostecke des Bundesstaates Südaustralien liegt 12 km südlich des Städtchens Naracoorte eine kleine Kalksteinregion, die es sogar bis zum Weltkulturerbestatus der UNESCO gebracht hat - der Nationalpark von Naaracoorte. Der Park umfaßt ein Gebiet von 6 km² von denen 3,05 km² als Weltkulturerbe besonders geschützt ist. 26 Höhlen sind darin bis heute bekannt geworden.

Für die Höhlenforscher liegt das Gebiet in der Teilregion "Upper South East", in der bis heute schon 231 Höhlen registrier worden. Sie sind entlang der Kanawinka-Faltenzone entwickelt, die sich bis 8 km nördlich und 30 km südlich von Naracoorte erstreckt. Das höhlenbildende Gestein ist Gambierkalkstein aus dem Oligozän.

Um 1840 kamen die ersten weißen Siedler in das Gebiet und schon 1845 wurde die erste Höhle entdeckt, Blanche Cave. Sie wurde lange Zeit hinweg für soziale Ereignisse (z.B. Hochzeiten) genutzt und enthält auch heute noch ein Podium, von dem aus man sich an das Publikum wenden kann. Heute ist sie abgeschlossen und kann im Rahmen der Bat Cave Tour besucht werden. Die Bat Cave liegt nicht weit davon entfernt und ebenfalls von einem hohen Stahlgitterzaum umgeben. Sie hat als große Besonderheit, daß in ihr insbesondere eine bestimmte Fledermausart haust, die "Bent-wing bats (Miniopterous bassanii)". Seit 1995 gibt dort die Möglichkeit diese Fledermäuse zu beobachten. Mittels 5 Infrarotkameras konnte man den Tieren zusehen, seit 2007 ist man auf High-Definition-Kameras umgestiegen, nachdem David Attenborouth für seinen Film über das Leben auf der Erde diese dort das erste Mal eingesetzt hatte. Nur wenige Meter von der Höhle entfernt steht heute ein kleines Haus, in dem die Besucher die Tiere nun beobachten können. Es ist schon erstaunlich, was für große Hohlräume nur ganz wenige Meter unter der Oberfläche befinden und die durch die nur wenige Meter messenden Schachtöffnungen zugänglich sind.

Ganz in der Nähe des Besucherzentrums liegt der Eingang in die Alexandra Cave, die 1908 von William Reddan entdeckt worden ist. Den Namen bekam sie von der Königin Alexandra, der Frau des englischen Königs Edward VII. Gleich nach der Entdeckung machte sich Reddan daran, die Höhle als Schauhöhle auszubauen. Als eine der Hauptattraktionen gilt der Reflecting Pool, ein künstlich geschaffener Teich, der eigentlich völlig überflüssig ist. Die Höhle besteht aus drei stark mit Tropfsteinen geschmückten Räumen. Überall wird auch die Information verbreitet, daß man 25 Stufen hinunter und 35 wieder herauf zurücklegen muß, will man die Höhle durchqueren.

Die wichtigsten Höhlen des Gebiets sind mittels eines geschotterten Wegs miteinander verbunden, so daß man sie alle ganz leicht erreichen kann. Gleich in der Nähe des großen Parkplatzes ist der Eingang in eine besonders besuchenswerte Höhle, insbesondere weil es dort keine offizielle Führung gibt und man sich darin frei bewegen kann. Sie heißt Wet Cave oder auch Stick-Tomato-Cave, warum auch immer. Auch sie ist von einem Eisenzaum umschlossen, aber da gibt es einen Knopf, und wenn man den drückt, dann öffnet sich eine Pforte und man kann eintreten. Es geht auf Treppen hinab in einen Schachtraum, auf dessen Grund noch eine Palme und andere Pflanzen wachsen. Große tropfsteingeschmückte Gänge sind auf geschottertem Weg leicht zu durchmessen. Es geht hinunter bis zu einem tiefer gelegenen horizontalen Niveau, auf dem einige dutzend Meter in ausgelaugten Gängen zurücklegen kann, eh ein rotweißes Sperrband einem signalisiert, daß man da nicht mehr weitergehen soll. Auf den "Adventure Caving"-Touren geht man hier noch ein wenig weiter und läßt die Leute durch die niedrigen Gänge jenseits davon zum Spaß robben.
Ganz in der Nähe ist der Eingang in die Cathedral Cave, den man sorgfältig mit Eisenstangen verschlossen hat. Auch sie ist das Ziel der "Adventure Caving"-Touren, wobei der erste Teil auf einer fixen Eisenleiter zurückgelegt wird.

Das absolute Highlight des Naracoorte Caves National Parks ist die Victoria Fossil Cave. Sie wurde schon 1869 als Schauhöhle eröffnet und war damit eine der ersten Touristattrakionen Südaustraliens. 100 Jahre später entdeckten Höhlenforscher der CEGSA, der Cave Exploration Group von South Australia, in einer Ecke der bekannten Höhle einen Luftzug, dem sie dann folgten. Entdeckt wurde eine Sensation. Entdeckt wurde eine bedeutendsten Fossilfundstellen der ganzen Erde. An die Eingangshalle mit einer Länge von 80 Metern und einer Breite von etwa 30 Meter, die mit feinen Tropfsteinen verziert ist, schließt ein kurzer Durchgang an, der sofort wieder in einen weiten Raum führt. In einer Ecke davon ist dann die große Ausgrabungsstelle. Dort bekommt man ausführlichst die besondere Situation geschildert. Das ist auch notwenig, denn für die Augen gibt das Ganze nicht soviel her. Bis zu 20 m dick sind die Ablagerungsschichten, in den sich die Reste vieler vieler, auch längst ausgestorbener Tierarten befinden. Sie kamen durch kleine senkrechte Öffnungen in der Erdoberfläche herein, aber nicht mehr heraus. Eine große Tierfalle ist das gewesen und ermöglicht heute genaue Studien, wie sich der Klimawandel auf die Fauna auswirkt. Besonders wichtig sind die Funde der Megatierwelt Australiens wie Thylacoleo, Diprotodon, Zygomaturus und das "sthenurine kangaroo". Die große Frage ist ja, warum sie ausgestorben sind und vielleicht wird dort ja die Antwort darauf gefunden.
Ist der Schauhöhlenbetrieb nicht so groß, dann geht die Führerin mit den Besuchern auch noch in einen weiteren Saal, der nicht so weiträumig ist wie der erste, der aber auch schöne Tropfsteine und eine Fossilfundstelle birgt. Verlassen tut man die Höhle durch einen künstlich geschaffenen 150 m langen Tunnel.

Zentraler Anlaufpunkt für Besuche der Höhlen ist Wonambi Fossil Centre. Dort bekommt man auch seine Eintrittskarten für die verschiedenen Attraktionen. Für jede Höhle werden pro Person 10 AUS-$ verlangt, was ganz schön ins Geld gehen kann, wenn man gleich als Familie anrückt. Und das Museum, in dem man die vergangene Tierwelt lebensecht nachgebaut hat und in dem man einen guten Einblick in die vergangenen Zeiten einschließlich akustischer Kostproben bekommt, kostet dann noch einmal was!

Allgemein

Die Landschaft um und im Gebiet
Visitor Center

Modell eines Urtiers

Victoria Fossil Cave

 

Wet Cave

Weitere Höhlen

Bat Cave

Beobachtungshaus

   
Blanche Cave
   

 

Literatur:

R.T. Wells (1975): Reconstructing the past - excavations in Victoria Fossil Cave, Aust. Nat. Hist. 18(6): 208-11
R.T. Wells, K. Moriarty, D.L.G. Williams (1984): The fossil vertebrate deposits of Victoria Fossil Cave: an introduction to the geology and fauna, Aust. Zool. 21(4): 305-33.
Anon. (1989): Naracoorte Caves: Pleistocene fossil vertebrate deposits of Victoria Fossil Cave,
South Australia. National Parks and Wildlife Service, Adelaide, NPWS, 1989
Desmarchelier, J.M., Goede A., Ayliffe L.K., McCulloch M.T., and Moriarty, K. (2000): Stable isotope record and its paleoenvironmental interpretation for a late Middle Pleistocene speleothem from Victoria Fossil Cave, Naracoorte, South Australia. Quaternary Science Reviews 19: 763 - 774

 

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