Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Punakaiki, NZ


Punakaiki mit den Pancake Rocks fehlt heute auf keinem Hinweis mehr auf Sehenswürdigkeiten auf der Südinsel von Neuseeland. Die Örtlichkeit ist ziemlich einzigartig auf unserm Planeten. Die Küste vorher und nachher ist ja schon äußerst sehenswert, sofern man sie überhaupt zu sehen bekommt. In einem deutschen Reiseführer ist zu lesen: "Die West Coast hat selten gutes Wetter zu bieten. Schon Cook registrierte die Küste als ausgesprochen unwirtlich." Da hat wohl jemand aus Erfahrung geschrieben! Bei uns war das Wetter einfach wunderbar und so haben wir die Schönheit und Dramatik dieser Gegend wunderbar mitbekommen.

Anfangen tut es ziemlich unspektakulär. An der Straße reihen sich auf einmal ein kleiner Laden an den anderen, ein Cafe ans andere, mehrere Parkplätze, vor allem für Busse sind auch da. Man überquert die Straße und geht auf eine Wand aus Pflanzen zu, in der eine Pforte ist. Man hat die Wahl - links oder rechts herum. Im Grunde ist es egal, weil man halt den Rundweg nur anders herum macht. Erst geht man durch üppige Vegetation, bestens erklärt durch kleine Taferln, die einen aber wirklich viel mitteilen über diese vielen Pflänzchen, die man meist ja einfach übersieht, aber deren Qualtitäten man erst hier richtig mitbekommt. Man sieht z.B. die Nikaupalmen, Neuseelands einzige nur in NZ vorkommende Palmenart.

Dann wird der Blick frei - aufs Meer und die Felsen bis dorthin. Drei Blowholes gibt es vor allem, das "Sudden Sound Blowhole", "Chimney Pot Blowhole" und "Putai". Vom SSB wird berichetet, daß es nur bei besonders stürmischem Seegang richtig aktiv wird und Geräusche entstehen, die an einen Zug erinnern, der durch einen Tunnel fährt. Aus dem CPB kommt immer wieder, bei entsprechendem Seegang, ein spektakulärer Wasserschauer. Putai ist das das größte Blowhole. Es ist eher eine ganze Spalte als ein einziges Loch. Wenn sich das hereinkommende Wasser zusammenpresst und durch die Öffnung hochschießt, dann kommt es zu Ausbrüchen, die schon von weitem zu sehen sind. Da wir alle gerne das Beste und Meiste wollen, kommen wir, wenn es auch am meisten zu erwarten ist. Deshalb ist es kein Wunder, wenn besonders die Anzeigentafel am Nationalparkzentrum beachtet wird, wo die Zeiten für den Gipfelpunkt der Flut angekündigt wird. Dann gibt es dort, meistens, auch die am meisten Staunen machenden Wasserexplosionen.

Nicht vergessen sollte man den "Archway", eine Naturbrücke neben den Blowholes, die einen wasserdurchfluteten Teil der Felsküste überbrückt. Da führt einfach der Fußweg drüber und wohl so mancher frägt sich wohl, ob dieser Stein auch wirklich trägt.

 
 
 
 
 
 

Gar nicht weit vom Parkplatz zu den Blowholes entfernt, nur wenige hundert Meter Richtung Westport, liegt der Eingang in die Punakaiki Cavern. Sie zu besuchen macht überhaupt keine Schwierigkeit. Sogar eine massive Holzstiege führt hinauf zum Eingang. Natürlich ist auch hier, getreu dem pädagogischen Ansatz des Naturschutzes in NZ, eine große Informationstafel, die über alles, aber auch wirklich? alles, auf Englisch Auskunft gibt. Man muß sich nur noch selber hineinbegeben. Was sieht man drinnen? Jeder das, was er zu sehen imstande ist und was gerade "geboten" ist. Bei mir war das ein wunderbarer Lichteinfall durch das nachmittägliche Sonnenlicht, das sich im oberen Eingang in den Lehm- und Steinschichten brach. Da war da noch die Neugier, wohin denn all die im Dunklen verschwindenden Gänge und Gängchen führen würden und ich hab sie horizontal ausgetestet - sicher begleitet von den 2 wunderbaren PETZL-Lampen, eher Lämpchen, den TIKKAS, die so eine Tour vollkommen einfach und extrem sicher machen. Nicht zu vergessen waren für mich die akustischen Erlebnisse. Mal mit den Ohren eine Höhlen befahren - und da gab es richtig eine bemerkenswerte Stelle. An einer Stelle trat viel Wasser aus der Decke, floß hier heraus und strömte schnell dem Boden zu - ein kleiner unterirdischer Wasserfall, was ist da (heraus) zu hören?

 
 
 
   
     
     

Wer von Westport kommt, für den liegt die Abzweigung zur Buller Gorge noch vor den Blowholes. Ein kleiner Wegweiser und ein Hinweis, daß der Weg nicht für jede Art von Fahrzeug geeignet ist, finden sich dort. Es wir ein wenig abenteuerlich, wenn man sich dorthin aufmacht. Auch die Buller Gorge ist eine der Schluchten, durch die die Wässer aus dem Bergland im Westen der Küste dorthin versuchen, dem Meer nahe zu kommen. Da gibt es aber einen Barriere. Eine Kalksteinschicht mit bis zu 700 m Dicke liegt da dazwischen. Und das gelingt im Falle der Buller Gorge nicht - immer und nicht ganz. Ein Paradies für Höhlenforscher.

Ich hatte ein paar der Höhleninformationen über Neuseeland mit dabei, weil ich sie sehr zufällig gesammelt und gelesen hatte, aber am POS (point of sale - am Punkt, wo man sie wirklich braucht) ein wenig nachlässig behandelt. Ich dachte mir, wenn ich in die Schlucht hineinlaufe und da Höhlen sind, dann seh ich die auch und erkenne sie als solche! Tatsächlich wurde es anders. Ich lief in die Schlucht, weil der Weg sich eher für ein Vierradfahrzeug gemeint ist als für ein Campingmobil, und Norma, meine Ehehälfte und Mutter meiner Kinder, verständlicherweise nicht so viel Risikobereitschaft mitbrachte wie ich, stundenlang, denn es sind 5,5 km vom Anfang der Schlucht bis zu ihrem Ende - einfach. Da gibt es tatsächlich einen kleinen Fluß, der wird dann immer kleiner, am Ende sieht man nur noch Wasserfällchen, Seen, dann....ein trockenes Flußbett, Kies, Flußbett, eine Wiese....

Später hab ich erst verstanden, daß ich wohl den Eingang in die Xanada Cave schon auch gesehen habe, und photographiert habe, aber da gibt es halt den alten und immer wieder bestätigten Spruch, daß man hinterher immer viel gescheiter ist. So war ich stundenlang unterwegs gewesen und hatte keine einzige Höhle besucht, obwohl viele in der Gegend waren.

Trotzdem war ein herrliches Erlebnis. Im Licht der untergehenden Sonne ganz alleine durch diese sich ein wenig im Grün versteckende Felsschlucht zu laufen...

 
 
 
 
 
 

Kurz vor Greymouth ein kleines Schild am Rand der Straße: "Cobden Cave". Ich habe sie besucht. Wird das wohl auch öfters. Wird das sicherlich öfters. Ideale Kinderhöhle. Aber auch seltsame Leute gehen da wohl manchmal hinein.

 
 
 
 
     

Literatur:

Prof. Paul W. Williams Karst Evolution on the West Coast of South Island, New Zealand
Bain, Carolyn und andere New Zealand, lonely planet 2006
Gebauer, Bruni, Huy, Stefan Neuseeland, VISTA POINT, Köln 2006

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