Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das System Gombasecka - Silica, Slowakischer Karst, Slowakei


In einer Beschreibung der "Höhlen in der Slowakei" aus dem Jahre 1967 heißt es: "Nördlich von der Stadt Plesivec im Tal des Flusses Slaná befindet sich die Höhle von Gombasek. Auch sie gehört zu den Flußhöhlen und wurde vom Fluß Cierny potok geschaffen. Die Höhle hat eine mannigfaltigen Tropfsteinschmuck aufzuweisen, dünne, glasähnliche, bis zu drei Meter lange "Federkiele" von weißer Farbe, die sich scharf vom roten Hintergrund der Höhlenwände abheben".

Was soll ein Mensch tun, der diesen Text liest? Ihn in Zweifel ziehen? Wie käme er dazu, Worte die "Fluß" und "Federkiele" als völlig irreführend zu erkennen? Dazu müßte er schon selber mal hinfahren und dann auch noch diesen wohl für die meisten Menschen heute kaum mehr zugänglichen Text überhaupt einmal gelesen haben. Denn der "Fluß" ist sicherlich meistens nur ein Bach und die "Federkiele" sind dünne röhrenförmige Sinterformen, die bei uns gerne als "Spaghetti" oder "Makaronis" bezeichnet werden.

An Fuße der Nordseite des Siliciaplateaus im Slowakischen Karst, der größten Hochfläche dort, liegt eine sicherlich schon immer bekannte Karstquelle Cierny Vyvieracka. Eine kleine Felsspalte führt in Trockenzeiten sofort zu einem Wassertümpel. Es ist die Überlauföffnung für den Bach, der unterhalb ständig frisches Wasser nach draußen liefert. 1951 drangen hier Höhlenforscher, die des Tauchens mächtig waren, aus Roznava zum ersten Male vor und entdeckten die dahinter liegende prachtvolle Höhle. In der Folge wurde ein kurzer Tunnel gesprengt, so daß danach die Höhle weit leichter zugänglich war und für die Öffentlichkeit zugänglich wurde. 1968 begann man mit der Speläotherapie in der Höhle, stellte sie aber ab 1993 wieder ein. Seit 1995 ist sie in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen und macht entsprechend damit auch Werbung.

Von der heute auf 1525 m Länge im Wettersteinkalk liegenden erforschten Höhle sind 530 m für den Besucher erschlossen. Man sieht eine kleine Bachhöhle mit schönen Erosionsformen und etwas höher liegende Felskammern mit schönen Tropfsteinformen, besonders eben den Makaronis.

Der in der Gombaseckahöhle angefahrene Wasserlauf trägt den Namen Cerny Potok, auf deutsch Schwarzbach. Er ist noch auf einem anderen Wege zu erreichen, etwas weiter oben im Plateau - durch die Silicka L'Adnica. Die einander am nähesten kommenden Höhlenteile sind immer noch 2,5 km von einander entfernt, so daß Hoffnung auf sehr bedeutsame noch vorhandene, aber halt dem Menschen noch nicht zugängliche unterirdische Regionen sehr begründet sind.

Der Eingang in die Silicka war immer schon bekannt, denn ein 50 m langer, 30 m breiter und 90 m tiefer Naturschacht im Plateau bleibt nicht der Bevölkerung verborgen. Wie archäologische Ausgrabungen bestätigt haben, wurde sie schon zur Zeit der Bükk-Kultur, also im Neolithikum aufgesucht, auch aus der Hallstattperiode und der La-Tene-Kultur hat man Spuren entdecken können. Ganz praktisch wurde die Höhle von den Menschen der Umgebung zur Aufbewahrung von Lebensmitteln benützt, die sich bei Kühlung als besser haltbar erwiesen. Schon früh beschäftigten sich auch schon die Wissenschaftler mit der Höhle. So erwähnt Matej Bel in einem Brief an die London Royal Society of Sciences 1744 die Höhle. 1931 drang erstmals J. Majko über das damalie Höhlenende vor und stieß in den Arheologicky dom vor, um zu entdecken, daß es da nicht der erste Mensch dort war. Schon 1000e Jahre vorher waren Menschen hiergewesen. 1988 gelang es Höhlentauchern der Gruppe Speleoaqueanaut aus Prag durch den Endsiphon, der den Namen "Kufor", was "Koffer" heißt, mit einem Querschnitt von 0,5m-0,6m und einer Länge von 65 m weiter vorzudringen und große weitere Teile zu finden. Heute wird die Gesamtganglänge mit 8355 m Länge angegeben.

Um zur Höhle zu gelangen, kann man dem bezeichneten Wanderweg folgen, der von der Straße Gombaseck - Silica rechterhand abbiegt. Aussichtsreich geht es erst durch eine Wiesenlandschaft voller Obstbäume, später durch den Wald und dann hinab in die Eingangsdoline. Über Betonplattformen und -treppen ist alles gut erschlossen. Wie es heißt, sollen die Erschließungsmaßnahmen ungünstige Auswirkungen auf das Klima in der Höhle gehabt haben, was dazu führte, daß das Höhleneis immer mehr zurückgeht. Daß auf dieser niedrigen Meereshöhe, nämlich 503 m, überhaupt eine Eishöhle gibt, ist ein ganz besonderes, einzigartiges Phänomen.

Gombasecka

 
 
 
 
 
 
Zur Erklärung: das ist ein Felsdurchgang, der zum Bücken
zwingt und durch eine leuchtende Plastikschlange
an der Decke markiert ist
 
 
 
   
 

Silica

 
   
 
 
 
 
 
 

Literatur:

Hovorka, Jiri Speleopotapecsky pruzkum cerneho potoka v silicko-gombaseckem jesnynnim systemu, Speleoforum 1989, S. 7ff.
Székely, Kinga Fairy Tale of Szilicze Ice Cave, Slovensky Kras XXXVII, S. 247-250, Liptovsky Mikulas 1999

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