Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Wanderungen in der Slowakei
Die Slowakei ist ein ideales Wandergebiet. Noch
gibt es dort, wie früher ja auch überall bei uns, reichlichst
"Natur". Die wurde bei uns vielen technischen Projekten
geopfert und der Prozeß geht immer weiter. Besonders deutlich
sieht man das bei uns nun mit dem Breitenwerden der Autobahnen.
Vorbei ist es nun mit den vierspurigen Straßen ohne
Randstreifen! Nun geht es auf 6 oder auch 8 Spuren oder noch mehr
Spuren zu! Der Teerbrei oder was auch sonst in den fahrbaren
Untergrund verbuttert wird, der wird immer breiter, anonymer, oft
auch eingehaust durch Lärmschutzwände, was ja auch äußerst
verständlich ist, bei dem Lärmwahnsinn, der durch den vielen
Verkehr erzeugt wird.
In der Slowakei ist das noch nicht so weit. Es gibt schon
Autobahnen, mal mit Maut, mal ohne. Es gibt auch dort immer mehr
Lkws, die durch die Landschaft brummen. Aber es ist noch immer
ein Genuß, dort auch mal die Ohren aufzumachen. Eine Stille ist
da zu hören, die gibt es bei uns allermeistens einfach nicht
mehr. Und wenn sie unterbrochen wird, dann ist das durch einen
Vogel, welcher Provenienz er auch angehört: War das eine
Nachtigall, ein Buchfink, eine Amsel oder.... In der Schule
hätten wir mal die verschiedenen Vogelstimmen lernen müssen und
noch nicht vergessen haben!
Zu Fuß läßt sich das Land am besten erleben. Johann-Gottfried Seume, ein deutscher Wanderer, hat sich "unsterblich" gemacht hat durch seinen Ausspruch, daß alles auf der Welt besser gehen würde, "wenn die Menschen mehr gehen würden". Diese Erfahrung ist unüberholbar, auch durch jeden noch so schnellen "Fortschritt". Diesen Begriff sollten wir langsam schnell in die "Mottenkiste" packen. Dieser "Fortschritt" bringt uns alle und alle künftigen Generationen und die ganze kleine Erde nur in immer noch mehr Bedrängnis! Gehend die Slowakei erfahren....
Wir hatten dazu mehrmals Gelegenheit. Alleine schon zum Eingang der Höhlen zu gelangen, die wir besucht haben. Das waren immer kleine Wanderungen. Mal 2 Minuten, mal auch 20. Horizontal und auch mal kräftig ansteigend. Wenn Zeit und Gelegenheit war, dann schauten wir uns auch an, was oberhalb der Höhle lag. Ich finde das immer besonders spannend. Wer keine Ahnung hat, was unterhalb seiner Erdoberfläche wirklich los ist, der glaubt wohl immer noch kräftig, daß es da einen "Petrus" gäbe, den "Felsen", auf den man eine "Kirche" bauen könne. Vielleicht hat da einfach noch keiner genau nachgeschaut? Da sind immer Überraschungen möglich! Willi und ich folgten z.B. bei der Driny jaskyna spätnachmittags, die Schauhöhle war längst wieder zu, dem Steig hinauf auf das Karstgebiet oberhalb der Höhle. Das späte Licht tauchte alles in eine milde Stimmung. Ein oft benutzter Steig führte zu ein paar Stellen, die endlich einen Blick auf die umgebende bewaldete Landschaft ermöglichte. Endlich sahen wir wirklich, wo wir waren. Ein paar Meter weiter. Ein metallenes viereckiges Gebilde, aufgesetzt auf den Boden. Fragezeichen, Fragezeichen. Was war das? Wir folgten dem schmalen Weg durch den Wald und die kerbelähnlichen weißen Gebilde am Boden weiter bis es irgendwie keinen Sinn mehr macht, da weiter zu laufen. Wir kehrten um und kamen wieder an diesem Gebilde, das mir richtig "alienhaft" vorkam, vorbei. Es ist doch schön, daß einem da etwas entgegenkommt, was wenigstens einen Hauch von "Geheimnis" an sich hat!
Auf dem Weg nach Zilina bogen wir vom Vahtal nach
rechts in der Nähe des Ortes Bytca auf die Straße Richtung
Jabonove - Sulov ab. Zwischen diesen beiden Orten befindet sich
ein herrliches Wander- und Klettergebiet bei den Sulower
Felsen (Sulovske vrchy). Eine Runde bis hinauf zu den
beiden Burgresten auf den höchsten Felszinnen und wieder zurück
dauert rund 2 Stunden. Der Weg ist ausgetreten und sehr gut
markiert. Entsprechend der gerade modernen pädagogischen
Zielrichtung und den offenbar vorhandenen finanziellen Mitteln
gibt es immer wieder Informationstafeln, die einen, sofern man
der Sprache mächtig ist, kundiger machen sollen. An einigen
"kritischen" Stellen sind fest einzementierte
Eisenringe angebracht, zahlreiche Leitern ermöglichen die
gefahrlose Passierung von Felsstufen, für alles ist also
gesorgt.
Landschaftlicher Höhepunkt ist das "Gotische Tor - Goticka
brana", das man auch durchqueren kann, in dem man erst
einmal wieder in die Tiefe hinabsteigt und dann die steile Rinne
darunter wieder hinaufklettert, wer es mag, gesichert unter
Benützung der Eisenringe.
Terchova, am Rande des Mala Fatra-Nationalparks gelegen und ein gutes Eingangstor zu einigen der wichtigsten Naturattraktionen bildend, liegt im Norden der Slowakei. Das zieht heute viele Touristen an und so gibt es inzwischen eine gute Infrastruktur. Überall haben kleine Pensionen geöffnet oder es werden Privatzimmer vermietet. Wer hungrig ist, der bekommt in mehreren Restaurants ein gutes Essen. Eines der Wahrzeichen des Ortes ist das Janosikdenkmal. Er soll an den Volkshelden erinnern, der im 17. Jahrhundert dort in Robin-Hood-Manier lebte, die Reichen schröpfte und seine Beute an die Armen verteilte. Zu seinen Unterkünften gehörten auch Höhlen, die heute in Rahmen einer geführten Wanderung gezeigt werden.
Terchova | ||
Janosic-Denkmal |
Eine sehr beliebte Wanderung in der Umgebung führt von Stefanova
in die Felsschluchten Dolne diery und Nové diery. Stefanova ist
gut mit dem Auto durch die Tiesnavyschlucht zu erreichen. Hier
muß es manchmal sehr zugehen, denn ein großer Parkplatz vor dem
Ort, der sich vor dem Verkehr mit einem Fahrverbot schützt, hat
für die vielen Fahrzeuge dazusein. Es gibt eine ganze Anzahl von
Gaststätten und Unterkünften.
Als wir im Mai 2008 da waren, da wurde fleißig gebaut und erweitert. Offenbar macht man sich Hoffnungen auf ein weiteres Anwachsen des Touristenstroms. Wir waren allerdings in Frühe fast die Einzigen, die diese Wanderung unternahmen. Es kamen aber nach und nach, auch mit dem Bus, immer mehr Besucher, gelegentlich gleich großgruppenweise. Nur an einigen Stellen sieht man der Landschaft schon stark an, daß es manchmal viele werden.
Wir besuchten nur den Dolné diery-Teil, der aus einer
Durchwanderung der Hauptschlucht besteht, die man dann seitlich
in einen Zuflußcanyon verläßt. Hier gibt es eine ganze Ketter
von Leiterkletteranlagen, mittels derer man ziemlich sicher die
Wasserfallstufen überwinden kann. Oben geht es dann auf einem
mehr oder weniger horizonalen Waldweg wieder zurück zum
Ausgangspunkt. Gesamtdauer der Tour ca. 2 Stunden.
Literatur:
Micklitza, André | Slowakei, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2007 |
Bárta, Juray | Útocisková Funkcia Jaskýn Straázovských A Súl'ovských Vrchov NA Kopnci Druhej Svetoej Vojny, Slovensky kras XXX-1992, S. 131ff. |
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