Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Erdstall in Trebersdorf, Bayern

Der Erdstall in Trebersdorf wurde 1976 bei Straßenbauarbeiten im Flurstück "Ebenacker" entdeckt. Damals befand sich hier nur freies Gelände, heute ist dort eine Wohnsiedlung entstanden. Untermittelbar nach der Entdeckung begann Karl Schwarzfischer und einige Helfer mit der Erkundung des Erdstalls.

Im Eingangsschacht fanden sie 7 übereinander liegende Schichten der Wiedereinfüllung. Dies passierte nicht einfach wild, sondern methodisch, in 7 Schichten. Es wurde Holzkohle gefunden, deren Alter C 14-bestimmt werden konnte und ein Alter von 1015plus/minus 65 Jahre ergab. Kann man damit sagen, daß der Erdstall so alt ist? Schließt das aus, daß er vielleicht schon Jahrtausende vorher gebaut wurde? Für sich genommen schließt der Einzelbefund so eine  Annahme nicht aus, aber aus der Häufung ähnlicher Ergebnisse aus mehreren Erdställen wird die Hypothese immer plausibler, daß die Erdställe mittelalterlichen Alters sind. Keramikbruchstücke wurden ebenfalls datiert und man vermutet ihr Alter im 13. Jahrhundert. Liegt zwischen diesen Zeitpunkten die Periode, wo der Erdstall zugänglich war?

Trebersdorf ist so ein klassischer Erdstall: Kriechgänge, Schlupfe, Nischen. Und kein richtiger Sinn dafür auszumachen! Als Fluchtstätte völlig unsinnig. Ein Auf und Ab von Räumchen auf verschiedenen Ebenen. Und am Ende kein Ausgang, wenn es brenzlig würde, sondern eine Sitznische im innersten Raum. Als Schwarzfischer die Räume wieder betrat, das machte alles einen noch einen "frischen Eindruck". "Feinste Arbeitsspuren" waren noch erhalten, weil ein "länger dauernder Luftzutritt" nicht gegeben war.

Bei diesem Besuch des Erdstalls zeigte sich, daß er noch voller voller interpretatorischer Rätsel steckt. Über die Schlupfe wurde ja schon viel nachgedacht und gerätselt. Sie sind schon sehr selektiv und in die innerste Kammer sind immer nur die Schlanksten, Geschmeidigsten und Willensstärksten gekommen. Größte Coolness ist für ihre Überwindung angesagt und Anpassungsfähigkeit. Seltsam sind auch die vielen Nischen. Da gibt es die klassische Sitznische, die man an der kleinen Erhöhung irgendwie erkennen kann. Aber dann gibt es auch solche, die so etwas nicht haben. Für uns heutige Menschen sind sie auch zu niedrig. Da passen wir nicht mehr wirklich hinein. Aber im Mittelalter sollen die Menschen viel kleiner gewesen sein. Die würden dann tatsächlich hineinpassen. Einfach nur da sitzen und die "Leere", die "Stille" und die "Dunkelheit", die ja die natürlichen Eigenschaften eines Erdstalls sind", wahrnehmend. Aber das ist ja nicht alles. An den Endwänden sind dann noch einmal kleinere Nischen eingehauen. "Schmucknischen"? Gerne wurde da ja schnell "Tastnische" oder "Lichtnische" eininterpretiert. Aber wenn man wirklich hinschaut, dann sind da keinerlei Rauchspuren zu sehen. Ein hinein gestelltes Lichtlein hätte da unübersehbare Spuren hinterlassen. LED-Lampen kannten ja die Menschen damals noch nicht, soweit ich weiß. Zur "Tastnische" taugt so etwas auch nicht, es gibt keinerlei Grund dafür, hier irgendeinen Orientierung zu suchen. Auch an anderer Stelle gibt es noch solche Kleinnischen. Eine weitere Nische scheint vollkommen nur dekorativen Zwecken gedient zu haben, aber drinnen ist nichts zu sehen bzw. irgend etwas ausgestellt. Zu sagen, da würde die "Leere" umrahmt, das wäre wohl, ziemlich frei, neuzeitlich gesagt.

Literatur:

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