Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Jakobsweg in Spanien - Teil 2

von Burgos bis nach Santiago 

mit den Augen eines Höhlenforschers gesehen


Morgens um 6 Uhr in den Mesas / Was verbirgt sich darunter in Moratino?


Gestern, Samstag, 29. Juni 2019, bin ich zurückgekommen. Zwei Flugzeuge haben mich zurückgebracht - eines flog von Santiago nach Madrid, dann nächtlicher Aufenthalt auf dem Flughafen und der Notluftmatratze und dem übergeworfenen Leichtschlafsack auf dem Boden, und dann das Morgenflugzeug von Madrid nach München. Der Spaß hat über 200 Euros gekostet und insgesamt 20 Stunden gedauert. Kein angenehmes Ende einer großen Tour.

Ein war ein schneller Abbruch, denn ab O Cabreiro in Galizien litt ich an ziemlichen Schmerzen an der Kontaktstelle Oberschenkel-Hüfte. War ich einmal in Bewegung ging es, aber jeder Neuanfang mit der Aussicht auf starken Schmerz war "Hölle". Das Ende vom Lied: In Sarria brach ich ab und fuhr mit dem Bus in drei Stunden den letzten Abschnitt bis nach Santiago. Dort hinkte ich zum großen Platz vor der Kathedrale, wo sehr anrührend war. Über 2.000 km Strecke hatte ich nun zurückgelegt - und nun war es vorbei. Tiefe Emotionen brachen da durch, aber da muß man durch, wenn man weiter will. Sehr anrührend war die Ankunft von Behinderten, die teils in selbst konstruierten Fahrzeugen da ankamen oder von Helfern auf einem Einradkarren herbeigefahren wurden - eine kam aus Italien! Viele Jugendgruppen standen enthusiasmiert zusammen, rissen die Arme hoch und gaben ihrer Freude auch hörbar Ausdruck - und ließen sich dabei natürlich auch photographieren. Die "Compostella" habe ich auf diese Weise nicht bekommen, aber die brauche ich auch nicht. Das Wichtigste für mich war die Erfahrung eine wirklich "Große Sache" zu einem Ende gebracht zu haben und das auf meine höchst persönliche Weise.
 "Jeder geht seinen Jakobsweg." 

Der Abschnitt zwischen Burgos und Santiago umfaßte gut 500 km Strecke. Er hat einige landschaftliche Höhepunkte (Cruz de Ferro, O Cabreiro), aber hat auch seine Längen (Leon). Wer konsumistisch denkt, der "schenkt" sich die lieber und legt so manche Strecke lieber mit dem Bus oder dem Taxi zurück. Etwas leichter ist es auch, sein Gepäck streckenweise mit der Post oder einem Transportservice sich befördern zu lassen. Ich habe mich auf solche "Spielchen" nicht eingelassen und fuhr die echte Nummer. Das Gepäck hatte ich auf das äußerste reduziert: 1 lange Hose, 1 kurze Hose, 1 langes Hemd, 1 T-Shirt, 2 Paar Socken, Wanderschuhe, Sandalen, Leichtschlafsack, Hüttenschlafsack.... Alles in einem alten roten Rucksack ohne Hüftgurt, 1 COOLPIX 7100, 1 iPod, 1 Lenovo-Smartphone, ein Sonnenhut... Minimalismus pur. Als Reservegelddepot diente die Ersatzbrillenhülle. 1.000 Euro in bar hatte ich dabei und sehr viel davon wieder mitgebracht, weil alles so billig war. Oft kostete die Übernachtung nur 5 Euro, das 3-Gänge-Pilgermenü mit Wein abends 8/10 Euro, der Kaffee "con leche" 1 Euro 10 Cent, das große Bier 2 Euro (in Frankreich habe ich dafür ein Jahr zuvor für die gleiche Menge 7 Euro bezahlt!).

Wer ein wenig nachspüren will, was ich da alles erleben durfte, der kann eine kleine Reise zu den Übernachtungsplätzen machen, deren Weblinks, sofern sie mir zugänglich waren überall angegeben habe. Da gibt es viel mehr Details - und die sind alle sehr wichtig, um besser spüren zu können, was für einen Flair so eine Tour hat.

Am besten ist es, sich selber aufzumachen, einfach einmal anzufangen und loszugehen. Wenn es einem nicht mehr gefällt, dann kann man ja aufhören, umkehren, heimkehren und vielleicht, bei Gelegenheit, wieder weitermachen. Es lohnt sich!

Über den speläologischen Ertrag der Wanderung steht am Ende der Webseit ein eigener Abschnitt.

1. Tag

München - Amsterdam - 



Bilbao mit dem Flugzeug

Bilbao - Burgos mit dem Bus 

Übernachtung:

http://www.alberguescaminosantiago.com/
albergues/
albergue-de-peregrinos-municipal-c
asa-del-cubo-
burgos/

 

< Über Frankreich

> Im Bus nach Burgos

< Kathedrale von Burgos

> Herberge in Burgos

2. Tag 

Bilbao - Hontanas

Übernachtung:

Albergue Juan de Yepes
https://www.alberguejuandeyepes.com/

In Hontanas gibt eine kleine 
Felsenkeller

Pause im Albergue

> Gemeinsames Abendessen

3. Tag

Fontanas - Boadilla del Camino

Übernachtung:

http://www.boadilladelcamino.com/
albergue/

 

 

> Castrojeriz

In Castrojeriz gibt es eine richtige Höhlensiedlung

In der Mesa
In Boadilla del Camino
4. Tag Boadillo del Camino - 

Carrion de los Condes

Übernachtung:

Santa Maria

http://www.alberguescaminosantiago.com/

albergues
/albergue-de-peregrinos-de-la-parroquia-

de-santa-
maria-carrion-de-los-condes-palencia/

 

> Kanal von Kastilien

In Carrion de los Condes

> Im Schlafsaal von Santa Maria

5. Tag

Carrilon de los Condes - Terradillos

Übernachtung:

http://www.alberguescaminosantiago.
com/albergues/albergue-jacques-de-
molay-terradillos-de-los-templarios-
palencia/

In der Nähe von Calzadilla de la 

Cueza gibt es einige Felsenkeller

> Die ersten Adobebauten
6. Tag

Terradillos - El Burgo Raniero

Unterkunft:

https://www.pilgerherbergen.com/
herberge/albergue-de-peregrinos-
municipal-domenico-laffi

In Moratinos gibt es bedeutsame Felsenkeller

7. Tag

El Burgo Ranero - Puente Vilarente

Unterkunft: 

http://alberguesanpelayo.com/

 

8. Tag

Puente Vilarente - Leon - Villar de Mazarife

Unterkunft:

http://www.alberguetiopepe.es/

Am Ausgang von Leon in Richtung 

La Virgen del Camino gibt es einige Felsenkeller

 

9. Tag

Villar de Mazarife - Astorga

Unterkunft:

http://www.caminodesantiagoastorga.com
/index.php?ididioma=2&modulo=2

Blick aus dem Fenster der

 Herberge in Astorga

"Schau auf das Foto. Ja, das Bild zeigt ein Loch in einer Mauer. Das Loch stammt aus dem Mittelalter. Es befindet sich an der Westseite der Kathedrale, in etwa zwei Meter Höhe, über dem Kopf Meines Cid. Dahinter liegt, in die Mauer eingelassen, eine Nische, davor Gitterstäbe. Einst legten sich Frauen in diese Nische und lebten von den milden Gaben der Passanten. So mancher Pilger teilte seine magere Ration mit den Frauen, bot ihnen Wasser, Brocken Brot oder was er sonst bei sich trug. Andere gingen mit gesenktem Blick vorüber. Einige warfen gar Steine durch das Gitter...Frauen erröten in einem Loch. Sie handeln mit Goldstücken durch einen Gitterrost, und alle leben in Erwartung des kommenden Tags....Die Frauen in den Mauern wurden las emparedadas genannt (die Eingemauerten)." Carson, Anthropologie des Wassers 39

https://espanafascinante.com/cultura-espanola/enterrarse-en-vida-la-celda-
de-las-emparedadas-de-astorga-y-la-macabra-practica-medieval/

10. Tag

Astorga - Foncebadon

Unterkunft:

https://vivecamino.com/en/hostel/convento-
de-foncebadon-263/

Foncebadon
11. Tag

Foncebadon - Cruz de Ferro - 
Ponferrada 
- Columbrainos

Unterkunft:

http://www.alberguescaminosantiago.com
/albergues/albergue-san-blas-
columbrianos-leon/

> Molinaseca
"Schlucht um Schlucht, Kehre um Kehre. Höhlen aus Abendlicht, wie es sinkt, weitersinkt - ein einziger riesiger Goldhauch, ausgeatmet - das müssen phantastische Wesen gewesen sein, diese Goldatmer. Hinunter. Purpur und grüne Inseln. Zerklüftet, ausgehöhlt, von Riesenhand zerlöchert, wie etwas, das zurückgeblieben ist, als eines gewaltigen Nachts alle Ozeane wichen: die Berge. Ihre Anhöhen falten sich, auf, hoch, weit, hinunter. Und eingefaltet, zwischen den Höhlen unf Felsen, liegen Geisterstädte. Marode Straßen münden hinein, wie ein Klang ins Nirgendwo.. Carson, Anthorpologie des Wassers 42
12. Tag

Columbrianos - Trabadelo

Unterkunft:

http://www.alberguescaminosantiago.
com
/albergues/albergue-de-peregrinos-
municipal-trabadelo-leon/

> Weinberge im Bierzo

Villafranca
13. Tag

Trabadelo - O  Cabreiro

Unterkunft:

https://www.caminodesantiago.gal/de
/recurso/280380515/albergue-de-
peregrinos-do-cebreiro

Grenzstein zwischen Leon-Kastilien 

und Galizien

 

 

In O Cebreiro
14. Tag

O Cabreiro - Tricastela

Unterkunft:

Albergue ATRIO

https://www.turismo.gal/recurso/-

/detalle/
150922000047/atrio?langId=de_

DE&tp
=1000100

Schlafraum im ATRIO in Tricastela
15. Tag

Tricastela - Sarria

Unterkunft:

 

 

Bei Montan
16. Tag

Sarria - Santiago di Compostella
 (mit dem Bus) - Besuch der 
Stadt - Flughafen - Abflug Richtung Madrid 
mit IBERIA

Das Finale auf dem Platz vor der Kathedrale

"Die Kathedrale...Du gehst zur Wurzel Jesse, die Meister Mateao 1195 in die Hauptsäule gehauen hat. Steckst deine Hand in die fünf Löcher, die in Schulterhöhe zwischen den Ranken des Baumes zu erkennen sind, beugst dich, mit den Fingern in den fünf Löchern, hinunter und küsst den Kopf von Meister Mateo, der sich selbst, von Blättern und Tieren umrankt, im Fuß der Säule verewigt hat. Da bereits unzählige Pilgerlippen die harte Fläche seiner Stirn küssten, ist sie heute ein konvexes Becken, in dem sich Regenwasser und andere Flüssigkeiten sammeln." Carson, Anthropologie 51

 

Panoramaphotos der Landschaft

 

 


Der speläologische Teil:

Auf der Strecke von Burgos nach Santiago darf man auf dem Jakobsweg kein speläologisches Wunderland erwarten. An natürlichen Höhlen bin ich überhaupt nicht vorbeigekommen. Dazu paßt die Geologie einfach nicht. Wer allerdings mit einem anthropospeläologischen Interesse unterwegs ist, der findet sogar auch hier einiges. Ich bin nicht jedem kleinen Hinweis mehr nachgegangen, aber ein wenig habe ich doch gefunden.

2. Tag
In den Bergen am Rande von Hontanas hinter dem Albergue Juan de Yepes gibt es mehrere Felsenkeller
3. Tag
Oberhalb von Castrojeriz liegen in dem Hang unterhalb des Schlosses viele künstliche Höhlen, die zum Teil wieder herrichtet werden, zum Teil dem Verfall preisgegeben sind. In einigen gibt es noch heute die häusliche Wohnausstattung, die allmählich vergeht.
5. Tag

Zwischen Cazadilla de la Cueza und Ledigos sind rechts im Talhang einige abgeschlossene Felsenkeller zu sehen

 

6. Tag

In Moratinos sind gleich neben dem Weg bei der Bar Hospital San Bruno eine ganze Reihe von Felsenkellern zu sehen. Eine Informationstafel beschreibt die "Bodegas" und ihre frühere Funktion. Sie dienten einst als Lagerraum für Lebensmittel und für die Weinherstellung. 
Einige wenige Räume werden heute noch genutzt für die Lebensmittellagerung, andere dienen als Partyraum oder einer Bar.
Über die Schaffung dieser Räume, die wohl schon mehrere hundert Jahre alt sind, gibt es nur Legenden, u.a. die, daß sie im Winter von Kindern gegraben  worden sind, um die über den kalten Winter zu bringen und für Beschäftigung für sie zu sorgen.

http://moratinoslife.blogspot.com/2007/07/bodega-land-bilbo-doesnt-live-here.html

9. Tag

Geschäft in Astorga

"La cueva de Merlin" - ein Geschäft

In Astorga im Supermarkt:

 

Ein Mineralwasser mit dem Namen "Agua de Cuevas"

12. Tag

In Cacabelos: 

"La Cueva" - ein Wirtshausschild für ein CAFE

In Villafranca:

Ein Poster, das wohl auf eine Kunstausstellung aufmerksam machen soll

Da kommen offenbar "Heilige" vor, die sich in Höhlen aufhalten

Baumhöhle an der Straße nach Trabadelo
14. Tag

Hinweis in Tricastela direkt am Weg auf die Cova Eirós

http://www.iphes.cat/cova-eirós

 

 


Text vor der Tour:

Jetzt wird es Mitte Juni 2019. Dann kann ich aufbrechen zum letzten Teil meiner Wanderung von Gröbenzell bis nach Santiago und darüber hinaus. Auch wenn ich, glücklicherweise, seit langem keine beruflichen Verpflichtungen mehr habe, so doch noch persönliche. Schließlich bin ich z.B. "grandpa" und nehme diese Rolle sehr gerne wahr und ernst. 

Eine wesentliche Rolle haben auch die Flugpreise gespielt, die für einen Flug von München nach Bilbao verlangt werden. Wieder mit dem Auto zum Ausgangspunkt der Wanderung zu fahren, wie beim letzen Male, das verbot sich wegen immer länger werdenden Anreise. Allerdings wollen die Fluggesellschaften auch verdienen. So gibt es zwar Direktflüge von MUC nach BIO, aber für die werden fürstliche Preise verlangt. Es ist wie beim Pokern. Wer gibt zuerst auf? Ich habe bei 180 Euro bei KLM zugeschlagen und einen Tag später kam ein Angebot für 80 Euro! (SKYSCANNER war da hinein verwickelt!) Statt 2 Stunden Flug nehme ich 4 in Kauf, und einen Umweg über Amsterdam. Aber so sind halt die modernen schrägen Verhältnisse.

Donnerstag, der 13. Juni 2019 7 Uhr am Flughafen bei Erding. Da ist der Startpunkt. Kein Zusatzgepäck gebucht. Alles muß in den Rucksack passen, das Handgepäck, was ich dabei habe. Ich bin gespannt. Ob ich auch etwas finde, was zum Thema "Höhle" paßt? Hinterher bin ich gescheiter, immer.


Es ist für mich schon richtig atemberaubend, wie versucht wird, aus dem Camino ein Produkt zu machen, das man einfach kaufen kann. Der Hebel scheint zu sein, irgendwie Knappheit hineinzubringen. Am einfachsten geht das über die "Zeit".
"It is possible to experience the magic of the Camino de Santiago if you only have limited time at your disposal, here's how to enjoy a great Camino in just one week!" > und man wird verwiesen auf die passende Webseite, wo einem die passenden Ratschläge und Angebote gemacht werden.
Auf der selben Schiene scheint man bei DAV SUMMIT CLUB zu reisen

Literatur:

Büscher, Tobias, Höllhuber, Dietrich Wanderführere Spanischer Jakobsweg, DUMONT, Ostfildern, 4. Auflage 2018
Carson, Anne Anthropologie des Wassers, Matthes und Seitz, Berlin 2014
Drouve, Andreas Jakobsweg - Stille Winkel auf dem, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2008
Drouve, Andreas Der Jakobsweg - Ein Reisebegleiter, Insel-Verlag, Frankfurt a.M, Leipzig 2005
Joos, Raimund Spanien: Jakobsweg Camino Francés, OUTDOOR, 19. Auflage 2016

Links:

https://www.dav-summit-club.de/dav-summit-club/europareisen/jakobsweg-2-teil-burgos-santiago-spanien-trekking-auf-pilgerwegen

https://www.jakobsweg.de/etappen-des-camino-frances/

http://www.jakobus-info.de/ultreia/texte.htm

https://jakobsweg-lebensweg.de/pilgerherbergen/

https://www.hillwalktours.de/jakobsweg/camino-frances-ihre-unterkunft

http://www.magic-camino.de

Speläologisches entlang des Jakobsweges


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