Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

HöRePsy 2010

19. Treffen der Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche

in der Rachelsperger Hütte beim Lamprechtsofen, Land Salzburg

15.-17. Oktober 2010


Humor und Höhle

Aborigines und Höhle

Höhle in der Oper


Wann ist ein HÖREPSY gelungen? Gerne wird da eine quantitative Antwort gegeben, nach dem Motto, daß mehr besser wäre. Das stimmt im wirklichen Leben genauso wenig wie bei den HÖREPSYs. Diesmal waren immerhin 6 Personen da und das war gut so. Wir paßten alle gut um einen großen Tisch, es gab keine Abspaltungen und Grüppchenbildungen. Die Wartezeiten aufeinander blieben in engen Grenzen, alles konnte zügig und effektiv ablaufen. Es war eine gute Mischung aus "Alten Hasen" und "Frischem Blut", aus Wissenstanks und "Leeren Gefäßen", so daß es viel Austausch und Kontakt gab.

Am Freitag, den 15. Oktober 2010, begann es. Wir fuhren aus unterschiedlichsten Richtungen über Lofer bis zum Eingang in die Lamprechtshöhle an der Bundesstraße Richtung Zell am See am Fuße der Leoganger Steinberge. Der Lamprechtsofen ist eine der größten Höhlen der Erde und zeitweilig war er gar die tiefste Höhle der Erde. Noch immer hält er den Titel der tiefsten Durchgangshöhle der Erde mit seinen gut 1600 m Höhendifferenz. Als in den 60er Jahren die ersten sehr erfolgreichen Vorstöße über den damaligen Endsiphon hinaus, den Bocksiphon, erfolgten, tauchte die Vision einer eigenen Unterkunft für die Höhlenforscher auf. Sie wurde dann auch realisiert und die Lampohütte wurde durch und für den Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg errichtet, später auch noch erweitert. Inzwischen wird sie kaum noch benutzt, was wohl nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß heute nur noch der Schauhöhlenteil besucht werden kann, der Forscherteil ist gesperrt. Da ist es ziemlich uninteressant, dorthin zu fahren, zumindest wenn man nicht andere Ziele hat. Inzwischen haben schon einige höhlenkundliche Seminare dort stattgefunden, die man dort ganz gut abhalten kann, zumindest wenn es nicht zu viele Besucher gibt.

Für unsere kleine Interessengemeinschaft war sie sehr gut geeignet. Alfred hatte sich schon sehr engagiert, hatte den Hüttenschlüssel besorgt, gelüftet, eingeheizt. Wir trudelten so langsam aus den verschiedenen Richtungen ein, machten uns mit dem Ambiente vertraut, die mitgebrachten "Schätze" wurden ausgebreitet, ein paar von uns gingen hinüber ins Höhlenwirtshaus und genossen die ausgezeichneten Käsespätzle. So langsam kam Schwung in die Bude.

Der Laptop wurde angeworfen, es wurde versucht, den Beamer in Gang zu bringen, was, ähnlich wie letztes Jahr, ziemlich schwierig war. Aber irgendwann hatte es Peter geschafft, die Bilder flackerten endlich auf der Leinwand und es konnte losgehen.

Peter begann mit Bildern von Höhlen im Heiligen Land. Von den Höhlen in der Bibel hatten wir ja schon vor langen Jahren gehört, aber das war halt alles nur Wissen aus Büchern, hier konnten wir nun die verschiedenen Orte richtig vor uns sehen. Sehr viele von ihnen sind ja massivst überbaut, so daß vom Original kaum mehr was zu sehen ist, in Bethlehem, in Jerusalem und an weiteren Orten in Israel. Dann machte ich weiter und schaffte es endlich, mit einjähriger Verzögerung, den Vortrag über die Höhle bei den Aborigines zu halten, der uns nach Australien führte. "Time flies when you are having fun", heißt es, und so war es auch hier. Wir waren alle noch ziemlich erledigt von des Tages Anstrengungen, so daß wir um die Mitternachtsstunde den großen Schlafraum im Dach des Hauses aufsuchten.

Für den nächsten Tag war sehr mieses Wetter angesagt. Die Schneefallgrenze sollte bis auf  700 m herabsinken und es sollte öfters regnen. So war es eine schöne Überraschung, beim morgendlichen Blick aus dem Fenster übers Saalachtal noch einige Bergkämme zu sehen und in den Pfützen vor dem Haus fehlten die typischen konzentrischen Ringe, wenn es hineinregnet. Schnell machte ich mich auf, um in Weißbach im ADEG fürs Frühstück einzukaufen, frische Semmeln usw.. Die kamen dann alle auf den Tisch, frischer Kaffee wurde gemacht und in "kommunistischer Manier" wurden alle mitgebrachten Sachen aufgetischt und geteilt. Urgemütlich war es, auch weil keinerlei Termine uns zu irgend etwas drängten.

Zwei Ziele wurden angepeilt: ein Besuch der Entrischen Kirche und der Einsiedelei am Fuße des Steineren Meers. Aus Ziel 1 wurde nichts. Um diese Jahreszeit ist sie geschlossen und alle Besucher, die wenigstens den Eingang sehen möchten, werden mit "Besitzstandstörungsanzeigen" bedroht. Vielleicht wird es ja schon in paar Jahren besser sein, wenn mit den jetzigen Verwaltern das passiert ist, das auf alle wartet: "Nature is calling."

Schnell war ein Ersatz gefunden. Wir fuhren zur Kitzlochklamm und durchstiegen sie. Auch da kommt man an einer kleinen Tufftropfsteinhöhle vorbei, die natürlich inzwischen auch schon vergittert ist. Die Klamm ist neu ausgebaut mit kühnen Steigen, die wir bis zum Ende begingen. Dann liefen wir zurück, besuchten den dunklen Stollen und durchquerten die Einsiedelei, lauter Anspielungen auf unser Thema.

Anschließend fuhren wir in unseren zwei Autos Richtung Kaprun, wo ich eigentlich zum "Heidenstein" am Mooserboden wollte. Es war Mittag und so folgten wir erst einmal der stillen Sprache unserer Körper und suchten eine Gaststätte im Alpenbarockstil auf. Das Preisniveau schien sehr hoch angesiedelt, aber da die Qualität stimmte und die Kellnerin gar so hübsch war, zogen wir am Ende doch sehr zufrieden wieder von dannen. Auf der Teerstraße ging es nun bergauf bis zu einem Parkhaus, einem großen Busparkplatz, einer Schranke und einer roten Dauerampel. Nirgends irgend etwas von einem "modernen Selbstbedienungsrestaurant, das den seltsamen Namen "Zur heidnischen Kirche" (Lukan) trägt, nirgends war ein gespaltener Felsblock zu sehen, "durch den vor der Erbauung des Kapruner Kraftwerks das Volk kroch (Lukan). Da müssen man zu einer Saisonzeit kommen!

Noch ein Highlight stand auf dem Programm: der Besuch der Einsiedelei oberhalb von Saalfelden am Fuße des Steinernen Meers. Da hinzukommen, das ist in der Theorie nicht schwierig, sieht man doch schon von weitem in der Felswand das Gebäude glänzen. In der Praxis ist das allerdings manchmal etwas anderes. Ich versuchte mein Bestes, bog bei der ersten Abzweigung in Saalfelden von der Hauptstraße Richtung Salzburg einfach ab - und kam am Ende einfach wieder zurück. Kein Weg führte da zur Einsiedelei. Auch den nächsten Abzweiger bin ich abgebogen, aber auch der führte nicht zum Ziel. Am Ende standen wir neben dem Friedhof nach einer schmalen Allee auf einem Umkehrplatz, von wo nur es nur noch zu Fuß weitergegangen wäre. Erst der dritte Abzweiger führte endlich dorthin, wohin wir eigentlich wollten, vorbei am vollgefüllten Fußballfeldparkplatz, wo es gerade In war, dort hinzugehen. Nicht hinauf zum Eremiten, der war schließlich immer da. So ein Fußballspiel erzeugt schon seine Geräuschkulisse, die viele viele Leute mitbekommen, auch die, die eigentlich lieber die natürliche Stille hätten, aber danach wird nicht gefragt. Am Samstagnachmittag ist Fußballzeit und alle kriegen davon was mit.

Wir fanden den großen Parkplatz, von dem aus der relativ kurze Anstieg, vorbei am Schloß, auf einem gutem Steig hinaufführt zur Einsiedelei. Unterwegs gibt es noch eine Besonderheit. Eine Holzhütte, behängt mit vielen Totenbrettern, die an alle möglichen heute schon längst Verstorbenen erinnern sollen. Die Hütte ist/war da für die Einsiedler, die in der Winterzeit nicht mehr in das Haus am Berg konnten und stattdessen hier Unterkunft fanden. Wer hinter das hölzerne Gebäude schaut, der sieht sofort die Felsvertiefung, künstlich, vom Menschen gemacht. Das war mal so eine Art Felsgrotte, mal halbrund, drüber dachartig gestaltet. Das sah mal ganz anders aus.

Die Einsiedelei ist ja ein ansehnliches Gebäude, das dem derzeitigen Einsiedler ein Dach über dem Kopf gewährt. Wie die Liste der vergangenden Einsiedler hier zeigt, war die Konstanz, die heute wieder herrscht, in den vergangenen Jahren überhaupt nicht gewährt, jährlich wechselten sie. Nun ist das wieder anders. Nach einer gründlichen Tour durch die Örtlichkeit passierte da was, was ich zu den Höhepunkten von HÖREPSY zähle. Nur wir sechs und der Einsiedler standen da auf der Plattform vor dem Gebäude, die Sonne ging langsam im Westen unter, kam sogar manchmal heraus aus dem bedeckten Himmel und wärmte uns für Momente, und wir hatten ein gutes Gespräch miteinander. Es ging um Gott, der "ganz anders" sei als unsere Bilder von ihm, so der Einsiedler, um den Tod, um Religion, Welt, Philosophie. die letzten Dinge. Als ich David Steindl-Rast erwähnte, da erfuhren wir, daß der Einsiedler erst vor wenigen Wochen ihm begegnet war. Seine Klause ist ja nicht weit entfernt von hier. Es wurde langsam bitter kalt, es wurde Zeit, weiterzuziehen. Solche Momente, wenn es sie in unserem Leben gibt, bedeuten für mich, daß es gelungen ist.

Es dämmerte, wir erreichten wieder die Lampohütte, Alfred heizte ein, es wurde warm, ja heiß, und wir mußten zeitweise Türen und Fenster öffnen. Gegen 7 Uhr begann das Abendprogramm, und es war einfach Klasse. Unterschiedlichstes war geboten, aber alles paßte zum Grundthema: Mensch und Höhle. Mal erzählte Dieter etwas über "Höhlen in der Oper", mal Alfred von seinen Erlebnissen bei der Durchquerung des Lamprechtsofens vom höchsten bis zum tiefsten Punkt, vom Vogelschacht bis zum Lampoeingang, Willi präsentierte zwei Werbefilme aus der Medizinbranche, über Knochen und Darmerkundung, ich erzählte was von "Humor und Höhle", Peter setzte seinen Vortrag fort über Höhlen im Heiligen Land, dann gab es noch einen alten Video über den "Ayers Rock". Da durfte wirklich mal ein Ende herkommen. Gegen 11 Uhr war alles wieder vorbei, aber wir waren alle sehr zufrieden. Ich sage immer, daß ein Abend gelungen ist, wenn man mindestens einmal gelacht hat. Das haben wir wirklich mehrmals tun können - und so ist die Bilanz mehr als positiv.

Wir verzogen uns wieder in die Kemenaten. Einer hatte Mäusebesuch - Alfred. Aber der war in Parterre. Eine Mausefalle war wieder aufgestellt gewesen und hatte ein Tier gefangen, nachdem es sich an einigen Vorräten gütlich getan hatte, besonders an der Schokolade.

Gegen 8 Uhr am nächsten Morgen hieß es wieder aufstehen. Wir holten alle mitgebrachten Vorräte wieder hervorund breiteten sie auf dem großen Holztisch aus. Alle wurden satt. Ein letzter Programmpunkt stand noch nicht abgehakt da: der Besuch des Lamprechtsofens. Hier hat sich ja vieles geändert. Ein ganzer Generationenwechsel hat sich vorzogen. Da die "Rosa" das Regime abgegeben hat, herrschen heute ganz neue Verhältnisse, aus der Sicht von uns, die noch die "Großen Zeiten" der Lampoforschung seit den 60er Jahren mitbekommen haben, leider. Das Forschertürl stand meistens offen, heute ist es fest verschlossen und schlecht beleuchtet am Rande des Besucherwegs.

Ich frage mich immer mehr, wer mal die Leute verantwortlich macht, die natürliche Möglichkeiten für eine Fortentwicklung unsere Erde, blockieren. Ich meine damit nicht die Maulwürfe, die etwa STUTTGART 21 betreiben (ähnlich etwa die, die die ICE-Strecke München-Nürnberg "verbrochen" haben). Menschen, die ein Schild aufpflanzen "Privatbesitz" - und mit "Besitzstörungsklagen" ihr Areal von der Nutzung durch den Rest der Welt absichern wollen. Ein Blick ins Deuteronomium im Alten Testament wäre da, nicht nur für "Christen", schon sehr den Blickwinkel erweiternd!

Wir haben jedenfalls zu fünft den Obolus bezahlt und sind hineingegangen. Das war keine "Führung" im klassischen Sinne, denn die Informationen holten wir uns von den im übrigen gut gestalteten Tafeln. Wir konnten uns selber die Signale zum Weitergehen geben, es stand auch keiner da, der das Fotographieren verboten hätte. Das ist schon wirklich sehr lobenswert zu erwähnen, angesichts der vielen Besitzstandswahrungsentgleisungen in so vielen anderen Schauhöhlen der Erde. So gut war der Eingangsteil des Lampos noch nie ausgeleuchtet. Da hat ein Quantensprung stattgefunden und es macht Spaß, da wieder mal durchzugehen.

Nach einer Stunde waren auch wir wieder draußen, Alfred hatte inzwischen die Hütte wieder in Ordnung gebracht, es blieb nur noch das Abschiednehmen. Es zeichnet sich schon eine gute Fortsetzung ab - sofern die Winde günstig stehen und mitmachen, dann werden wir das nächste Mal in der Südlichen Frankenalb sein. Auch ein sehr spannendes Gebiet für unsere HÖREPSYs.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Ein Blick ins Hüttenbuch:
sofort ein Hinweis auf ein neues Thema:
Alkohol und Höhlenforschung
Noch ein Hinweis im Höhlenbuch:

ein Blick ins Seeleninnere des Höfos

 

Literatur:

Lukan, Karl Wanderungen in die Vorzeit, J&V Verlag, Wien 1989

Der Text vor der Veranstaltung:

2009 in Urspring war einfach gelungen. Und das hat Lust gemacht, weiterzumachen. Seit 1990 gibt es unsere Gruppe schon. Mit wechselnden Akteuren. "The ups and downs of life". Aber noch rinnt in uns Lebensblut und Lebenslust.

"Humor und Höhle" schlage ich mal vor.

Und wer weiß was für andere Themen dann noch dazu kommen können.

Vorhanden sind schon:

- Aborigines und Höhlen

- Amarnath Cave

- Geschichte und Geschichten vom Lamprechtsofen

- Höhlen im Heiligen Land

- "Körperhöhlen" - von einer ganz besonderen Perspektive aus gesehen

- Höhlen in der Oper

- Ein Text von Agricola über das Innere unserer Erde


Wo? Jetzt steht es fest. Mit Gerhard Zehentner, dem momentanen Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg, habe ich vereinbart, daß wir die Matthias-Rachelsperger-Hütte am Eingang zum Lamprechtsofen bei Lofer im Salzburger Land für uns reserviert haben.

Wann? Wieder im Herbst, eine gute Zeit für die Beschäftigung mit "Höhlen". Ein ausgesprochenes Vergänglichkeitsphänomen. Und genau dafür steht bei uns der "Herbst".
Es wird am Freitagabend am 15. Oktober 2010 ab 19 Uhr bis zum Sonntag, den 17. Oktober gehen.


Wenn Ihr Lust habt, mitzumachen, dann meldet Euch!

hoehle3-lindenmayr@web.de


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