Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen in der Buckligen Welt, Niederösterreich
weitgehend zerstörte Sinterfigur in der Erlacher
Tropfsteinhöhle / Gehöft in der Bucklingen Welt
"Die Bucklige Welt ist ein Hügelland am Alpenostrand. Die Höhe beträgt zwischen 400 und 900 m ü. A. Im Süden ist die Bucklige Welt durch das Wechselmassiv und im Westen durch den Semmering begrenzt. Im Osten bildes das Rosaliengebirge die Grenze. Gegen Norden fällt die Bucklige Welt zum Wiener Becken ab, wohin sie auch über die Pitten entwässert. Geologisch gehört das Hügelland noch zu den Zentralalpen." So charakterisiert WIKIPEDIA diese kleine Region Österreichs.
Im Untergrund dominieren die metamorphen
kristallinen Gesteine, vor allem Glimmerschiefer, Quarzite und
Granitgneis. Im Bereich des Pittentales gibt es aber zwei
Kalkkomplexe. Insbesondere bei Scheiblingkirchen findet sich eine
größere Konzentration meist horizonaler kurzer Höhlen. Die
größten Höhlen des Gebiets hatten früher keinen natürlichen
Zugang und wurden erst bei Steinbrucharbeiten gefunden.
2 Km südlich von Erlach liegt im Leidingbachtal ein altes
Steinbruchgelände, das längst aufgelassen ist und an dessen
Geschichte heute nur noch ein stehengelassener Kalkofen erinnert.
Er ist leicht zu finden, da bereits an der Straße ein
Hinweisschild daraufhinweist. Am gleichen Pfosten ist auch ein
Hinweisschild auf die "Tropfsteinhöhle".
Wer die sucht, der hat es nicht leicht, denn so
einfach ist sie ohne genaue Ortsangabe nicht zu finden. Man muß
dazu erst auf einem Brückel den Bach überqueren und sich dann
nach links halten, also nicht Richtung Kalkofen gehen. Der Weg
führt horizontal talabwärts und begleitet so den ansteigenden
Hang. Dort zeichnen sich die Ruinen eines ehemaligen Gebäudes
noch ab. Am Fuße davon, von Weg aus uneinsehbar, und durch
Tannenreisig wird der Zugang nochmal verdeckt.
Das hat sicherlich schon mal ganz ausgesehen, weil sie schon mal
als Schauhöhle betrieben worden war! Heute ist nur noch ein
kleines Schlupfloch offen, durch das man in die total schwarz
angerußten und jeglichem Tropfsteinschmuck entledigten 70 m
langen Gänge hineinkommt. Besonders spannend ist es, Bilder von
früher mit dem Zustand zu vergleichen, der heute herrscht.
Unglaublich! Aber im Grunde auch nichts anderes, was überall
sonst auf dieser Erde passiert, wenn das größte Raubtier, das
jemals auf diesem Planeten gelebt hat und, noch, dort existiert,
der Mensch nämlich, aktiv wird!
Wenn man bei Scheiblingkirchen in das Schlattenbachtal abbiegt, dann sieht man bereits von der Straße aus, kurz vor Innerschildgraben, auf der linken Talseite die Eingänge in die Lämmerhöhle. Auf immerhin 47 m Gesamtganglänge haben sie die Vermesser der Höhle offenbar erfaßt, weil dieser Welt im Niederösterreichischen Höhlenbuch angeben wird. Noch immer wird sie zumindest für Lagerzwecke genutzt, wie der Stapel Ziegeldachplatten zeigt, der dort aufbewart wird (Februar 2008). Der linke Teil des Höhle war früher mal abgemauert. Es steht sowohl die Eingangsmauer als auch im Höhleninnern eine niedrige Mauer noch, die sie vom übrigen Höhlenteil abgrenzen sollte. Ein paar verrostete Eisenreifen sind auch noch vorhanden. Ansonsten sind die Räume leer, was auch schon hervorzuheben ist, weil das bedeutet, daß kein Müll drinnen ist. Mir mit vor allem das Felsloch aufgefallen, das zwischen den beiden Höhleneingängen noch heute an der Außenseite zu sehen ist. Vermutlich wurde es früher durchaus zu praktischen Zwecken genutzt, z.B. zum Festbinden von Tieren.
Ein Vogelnest | ||
Der Lochstein | ||
Wenn man bei Petersbaumgarten aus dem Pittental abzweigt und in den Kegelbachgraben hineinfährt, dann sieht man direkt vom Fahrweg aus in der Grabensohle im Talhang den Eingang zu einer Höhle, der "Klufthöhle". Man muß sie nun wirklich nicht unbedingt gesehen haben, aber auch sie ist halt eine Erscheinungsform des "life's rich tapestry" wie es mal ein kluger Engländer genannt hat. "Vom dreieckigen Portal führt ein etwa 9 m langer, an einer Kluftkreuzung angelegter Raum zu einem Schluf, dem ein etwas mehr als 1 m hoher, steiler Gang folgt, welcher sich bald danach in zwei kurze, verstürzte Äste teilt." So beschreibt das Niederösterreichische Höhlenbuch das mit der Katasternummer 2872/12 erfaßte Höhlenobjekt. Hier fehlt eigentlich nur der Hinweis auf den Höhlenboden. Den bekommt der Besucher nämlich überhaupt nicht zu Gesicht, denn der ist um einer fast halben Meter tiefen Laubschicht verborgen, durch die man tief eingetaucht kriechen muß - ein einprägsames Erlebnis.
Literatur:
Fink, Max H., Hartmann, Helga und Wilhelm | Die Höhlen Niederösterreichs Band 1, Wien 1979 |
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