Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Bärenhöhle im Bluntautal, Hagengebirge
Nicht mehr lange, dann ist die Inschrift an der Wand, dann ist die Inschrift, die Hermann Gruber am 26.X.1924 dort angebracht hat, schon 100 Jahre alt, inzwischen eine Art Ikone. Gruber, "Bergführer und ambitionierter Einzelgänger" (festschrift, S. 26) hat sie im Alleingang entdeckt, genauso wie so manche andere Höhle im Hagengebirge. Ihr Eingang ist sehr versteckt und man sieht ihn erst, wenn man unmittelbar davorsteht.
Wie verborgen der Eingang ist, das wurde uns klar, als wir im
Herbst 2019 die Höhle aufsuchen wollten und den Eingang nicht fanden! Zweimal
war ich vorher schon in der Höhle gewesen, viele Jahre vorher, aber mein Wissen
reichte nicht mehr aus. Wir liefen einfach an der Abzweigung, von wo es
bergabwärts in eine westlich gelegene Schlucht zur Höhle geht, vorbei und
stiegen immer weiter nach oben. Irgendwann wurde klar, daß es sinnlos war, dem
Steiglein, das dort durch eine Felswand führt und wo man Drahtseile angebracht
hat, um für mehr Sicherheit zu sorgen, weiter zu folgen. Wir drehten um und
marschierten wieder talwärts, vorbei wieder an der Quelle der Schwarzen Torren,
zurück bis zum Bärenwirt, wo das Auto stand.
Im Dezember 2019 versuchten wir es noch einmal. Einige Kenner der Höhle waren
skeptisch, ob es überhaupt Sinn machte, zur Höhle aufzusteigen, weil sich bei
ungünstigen Wetterverhältnissen der Eingangstal schnell mit Wasser füllt und
das Eindringen extrem unangenehm macht. Es war diesmal nicht soweit, aber an der
Decke war ein ganzer Teppich aus abgelagerten kleinen Holzteilchen und
Blattresten, letzte Zeugen einer Überflutung vor ganz kurzer Zeit. Wir haben
tatsächlich diesmal den Eingang gefunden, aber es war wieder knapp. Denn wer an
der falschen Stelle schaut, der sieht den Eingang einfach nicht. In alten
Beschreibungen heißt es, daß einmal sogar ein Holzschild auf die Höhle am Weg
hingewiesen habe, aber diese Zeit ist wohl längst vorbei. Es regnete beständig
und der Aufstieg war alles andere als leicht und lässig. Das Steine am Weg
waren glitschig und das viele Laub am Boden verdeckte so manche tückische
Stelle.
Am Ende war es geschafft. Gebückt konnten wir durch die Eingangspassage
kriechen, danach geht die Decke ein wenig nach oben, so daß man einigermaßen
stehen kann. So war die Kleidung schnell gewechselt, das Eingangsphoto nach
draußen gleich gemacht, dann ging es leicht abwärts bis zu einem Schlammsee.
Der war gleich durchwatet, dann ging es aufwärts hinauf zum Bärenfriedhof. Der
hat ja früher vollkommen anders ausgesehen, als dort noch die Hauptlagerstätte
der fossilen Bärenknochen befand. Die ist längst ausgeräumt, Hermann Gruber
grub dort anfangs im Auftrag des Naturkundemuseums in Salzburg und es wurden
über 90 Bärenskelette gefunden. 1930 war die Lagerstätte vollständig
geräumt, auch von Raubgräbern, die gleich mit Sprengmitteln arbeiteten.
Es geht weiter im "Endstollen", ein schöner Horizontalteil mit einer
Breite von 5 und einer Höhe von 6 Metern. Dann ändert sich der Charakter
komplett. Ein Bach kommt aus der Tiefe der Höhle und läßt sich nach oben
verfolgen, bis er aus unbeschliefbaren Spalten hervorkommt. Sein Abfluß geht in
einen steil abfallenden Gang von 4-5 Metern Breite und 1-1,5 m Höhe. Er zieht
immer weiter abwärts, dann kommt der Sandtunnel, ein 23-m-Schacht und es geht
immer weiter nach unten. 225 m unter dem Eingang kommt man bis zu einem
Siphon.
Der Weg zur Höhle...
Literatur:
Ahrens, Hans | Torrener Bärenhöhle, Atlantis 3,4-1986, S. 27ff. |
Höfer, Giorgio | Zur Hydrogeologie der Torrener Joch Störungszone, Conference: Karstgrundwasser Hydrogeologie 3, St. Leonhard, Grödig, Salzburg, ResearchGate 2015 |
Höfer-Öllinger, Giorgio, Buske, Erik | Die Suche nach dem „Kuchler Loch“, Karstwasser Grundwasser Bluntautal 1 – Eine Tagung über die Hydrogeologie der Torrener Joch Störungszone, S. 15, 2017 |
Höfer-Öllinger, Giorgio | Hydrogeologische Wanderungen ins Bluntautal (1335/1), Atlantis 3-4 2015, S. 32ff. |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher und Harald Knapczyk |
Salzburger Höhlenbuch, Band 3, Salzburg 1979 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg | Salzburger Höhlenbuch, Band 6, Salzburg 1996 |
Oertel, Dr. Anke, Brendel, Uwe, Hecht, Roland, Gesamtredaktion | Festschrfit - 100 Jahre Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Salzburg 2011 |
Links:
https://www.golling.info/erlebnis-ausflug/bluntautal
https://www.zobodat.at/pdf/Naturschutzabteilung-Salzburg_19_2014_0001-0035.pdf
Landschaft und Höhlen im Hagengebirge, Salzburg/Bayern
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