Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen im Hagengebirge, Salzburg/Bayern
Blick Richtung Hagengebirge/Hoher Göll vom Weg zum Schlenken // Scheukofen
Landschaft und Höhlen im Bayerischen Teil des Hagengebirges
Vom Bluntautal über die Angeralm zum Tristkopf und zurück
"Unser Land wird durch Berge
gerechtfertigt. Obwohl sie ein Unfug sind. Tausend Meter von der
Talsohle, was ist das schon. Eine Viertelstunde zu Fuß, die
zweite Dimension gibt die richtigen Maßstäbe, in die Höhe ist
alles unordentlich. Man steigt hinauf, immer in der Direttissima,
um zu sehen, was da verborgen ist. Ein raffiniertes Versteck.
Eine Zeitlang bevorzugte ich den Tristkopf, wegen des Namens.
Eine melierte Aussicht, das Dach der neuen Strumpffabrik,
farbloses Edelweiß und Kreuzotterzischen..." Günter Eich,
Alpinismus
"..und draußen war die schweigende Wildnis" (Joseph Conrad, Herz der Finsternis)
"Was die Wildnis vom modernen Leben unterscheidet, sind nicht etwa dort lauernde Gefahren oder die Einsamkeit oder die Fülle exotischer Tiere. Vielmehr ist es die Tatsache, dass es, begibt man sich nur ein paar Kilometer hinein, nichts mehr zu kaufen gibt." Bill McKibben, zitiert nach: Bernie Krause, Das große Orchester der Tiere
"Meine Erwartungen vom Haagengebirge waren gründlich enttäuscht. Eine felsige Hochfläche, dem Steinernen Meer vergleichbar, hatte ich zu finden geglaubt, und erkannte in ihm ein Agglomerat vereinzelter, ziemlich selbstständig erhobener Gebirgsstöcke." Barth, S. 114
Das Hagengebirge ist, so seine Charakterisierung im Salzburger
Höhlenbuch Band 3, "das KERNSTÜCK der Salzburger und Berchtesgadener Kalkalpen".
52 qkm umfaßt das Hauptplateau aus Kalkstein, das umgeben wird von den großen
andereren Kalkgebirgsstöcken des Tennengebirges, des Hochkönigs, des Steinernen
Meeres, des Watzmanns und des Gölls. Als seine höchste Erhebung gilt das Große
Teufelshorn mit 2.363 m. 2/3 davon liegen auf Salzburger Seite, 1/3 auf
bayerischer. Von den Seiten her ist es oft unnahbar, da schroffe Flanken und
Felswände den Zugang nur an wenigen Stellen zulassen.
Wirtschaftlich genutzt war das Gebiet früher nur in Form von Almwirtschaft, die
jedoch weitgehendst zum Erliegen kommen ist. Ansonsten gehörte es in fürstliche
und adelige Jagdgebiete, die allen Trubel draußen halten wollten. Lediglich eine
Stromtrasse durchquert den ganzen Gebirgsstock von Süd nach Nord. Ansonsten gibt
es kaum mehr Eingriffe menschlicher Tätigkeiten zumindest im österreichischen
Teil. Auf bayerische Seite gehört das Gebiet zum Alpennationalpark, aber es kann
einem trotzdem passieren, daß man stundenlang mit dem Lärm von
Hubschrauberrotoren konfrontiert wird, die gerade wieder Baumstämme von der
Berghöhe ins Tal fliegen.
Bewirtschaftete Berghütten wird man kaum finden. Nordwestlich am Torrener Joch stehen Schneibsteinhaus und Stahlhaus, auf der Gotzenalm die Springlkaseralm und im Südwesten wird jetzt die Wasseralm an der Berührungsstelle mit dem Steinernen Meer im Sommer bewirtschaftet. In den zentralen Teilen wird man vergebens nach Unterkünften suchen. Da gibt es allenfalls für die Jäger kleine abgeschlossene Hüttchen finden, die nicht für die Öffentlichkeit da sind. Wer da hin will, der muß schon ganz alleine für sich sorgen.
1924 begann man im Blühnbachtal im Hagengebirge mit der Wiederansiedlung der Steinböcke. Dies passierte in dem Jagdgebiet, das die deutsche Industriellenfamilie Krupp von den nach dem 1. Weltkrieg aus dem Land vertriebenen Habsburgern übernommen hatte.
Das Hagengebirge ist ein Dorado der Höhlenforscher, die bislang aber hauptsächlich an der Südseite fündig geworden sind. Die Tantalhöhle und die Jägerbrunntroghöhle gehören zu den Kronjuwelen der Salzburger Unterwelt, nur schwer zugänglich und für eine kleine Schar wagemutiger Höhlenforscher erreichbar. Inzwischen haben polnische Höhlenforscher auch im zentralen Teil eine sehr bedeutende Höhle gefunden und sind dabei sie genauer zu erkunden, die "Interessante Höhle". Niemand weiß, welche Bedeutung sie eines Tages erreichen wird.
Der größte Teil der unterirdischen Entwässerung erfolgt nach Norden Richtung Bluntautal mit der Schwarzen und Weißen Torrenquelle.
Wandgemälde an der Wirtschaft im Bluntautal, auf die Bärenhöhle hinweisend |
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Der "Bärenwirt" | |
Blick auf die Flanke des Hohen Gölls vom Bluntautal aus | |
Die Weißen Torrenquellen | |
Blick Richtung Schneibstein - Torrener Joch
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Die Schwarze Torrenquelle September 2016 |
Blicke aus der Umgebung auf das Hagengebirge:
Vom Trattberg aus
Vom Aufstieg zur Eisriesenwelt aus
Vom Hochkönig aus, im linken Hintergrund ist ein Teil zum Hagengebirge zu sehen
Alte Postkarte: Veste am Paß Lueg
Literatur
H. v. Barth | Aus den Nördlichen Kalkalpen (1874): VII. Das Haagen-Gebirge |
Bielicki, Jan | Der Schatz der Berge, SZ Nr. 88, 17./18.02.2021, S. 51 |
Bittner, Sabine | Betafelungs-Tour im Hagengebirge, ATLANTIS 1-4 2014, S. 62ff. |
Bittner, Walter | Der Schrei, Vereinsmitteilungen Salzburg 3-1977, S. 38ff. |
Burghardt, Joachim | Vergessene Pfade um den Königssee, Bruckmann-Verlag, München 2009 |
Calandri, Gilberto | L'Abisso alvermann e il settore occidentale dell'hagengebirge, Bollettino Gruppo Speleologico Imperiese, 18(31), 1988 |
Calandri, Gilberto, Ramella, L., Gismondi, M. | Alvermann, per non dimenticare, Speleologia, 1991 (24), p 13-16 |
Dachs, Edgar | Hagengebirge 1991 - später aber doch, ATLANTIS 1-1992, S. 4ff. |
Deubner, Christian | Sonne, Schnee und Neuland - Neues vom Hagengebirge, Der Schlaz 12-1974, S. 7ff. |
Deubner, Christian | Hagengebirge 1977 - Kuhfladen, Goulasch und Höhlenlehm, Der Schlaz 23, 1988, S. 16-17 |
Hell, Martin | Die Kroatenhöhle am Paß Lueg in Salzburg, in: Speläologisches Jahrbuch 5-6, 1925, 13-15 |
Klappacher, Walter | Hagengebirge in Gefahr, ATLANTIS 1-1991, S. 48f. |
Klappacher, Walter | Hagengebirge, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 519-530 |
Knapczyk, Harald | Eine Woche im Herzen des Hagengebirges, ATLANTIS 2-1978 |
Knapczyk, Harald | Hagengebirge 1976 - Resümée einer Expedition, Vereinsmitteilungen Salzburg 3-1976, S. 12ff. |
Krause, Bernie | Das große Orchester der Tiere, Kunstmann-Verlag, München 2013 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher und Harald Knapczyk |
Salzburger Höhlenbuch, Band 3, Salzburg 1979 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg | Salzburger Höhlenbuch, Band 6, Salzburg 1996 |
Lovera, Ube | Hagengebirge '85, S.17 |
Österreichischer Alpenverein (Hrsg.) | Alpenvereinsjahrbuch. 97. Jahrgang, 1972 |
Ramella, Luigi, Denegri, Paolo | hagengebirge '85 |
Wierzbowski, Marek | Expeditionsbericht Hagengebirge 2010, ATLANTIS 1/2 2011, S. 3ff. |
Wierzbowski, Marek | Eine neue Riesenhöhle im Hagengebirge: Die Interessante Höhle, DIE HÖHLE 2013, S. 106ff. |
Wierzbowski, Marek | Expeditionsbericht Hagengebirge 2013: Überblick, ATLANTIS 1-4 2014, S. 41 |
Wierzbowski, Marek | Hagengebirge 2016, Jaskinie 1-2017, 18-23 |
Wierzbowski, Marek | Hagengebirge po raz szesnasty, Jaskinie 3-4 2017, 37-39 |
Zehentner, Gerhard | Hagengebirgsexpedition 1992, ATLANTIS 2-1993 |
Links:
Hagengebirge | Die Berchtesgadener Alpen
http://www.kienperg.at/inhalt.php?lang=de&kz=as&id=48
Hagengebirge (2288m) - alpinisten.info - Bergsteigen und Hochtouren
Landschaft und Höhlen im Land Salzburg
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