Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen auf der Bayrischen Seite des Hagengebirges
Landschaft und Höhlen im Hagengebirge
Eisgrabenisgraben
Kuchler Loch
Gotzenalm
Stiergraben
Nach Westen zu hat das große klassische Karstgebiet des Hagengebirges einen Ausläufer, der bis nach Bayern reicht. Die Landesgrenze markiert diesen Abschnitt Richtung Osten. Sie verläuft von der Senke südlich des Hohen Bretts, das noch zum Massif des Hohen Gölls gehört, über Schneibstein, Windschartenkopf, Kahlersberg bis in Richtung der Teufelshörner. Nach Westen zu ist das Hagengebirge durch die großen Abstürze zum Königsee begrenzt.
Dieser Teil des Hagengebirges ist relativ gut touristisch erschlossen. Im Norden sind Schneibsteinhaus und Stahlhaus die beiden Unterkunftshäuser, von denen aus Touren in die Region gestartet werden können. Sie sind durch gute Fahrwege leicht erreichbar. Die Jennerbahn nimmt einem, sofern man das will. auch einen großen Teil der Aufstiegsarbeit ab.
Im Süden wird inzwischen die Wasseralm im Sommer bewirtschaftet, die allerdings schon im Steinernen Meer liegt. Von dort aus könnte man nordwärts über den Steig durch die Röthwand und das Landtal dorthin gelangen. Wer sich über die "Schwierigkeit" informieren will, der sollte den Farbmarkierungen Aufmerksamkeit schenken! Über die eigene Trittsicherheit und Schwindelfreiheit muß man selber nachdenken. Das nimmt einem niemand ab.
Einen herrlich gelegenen Stützpunkt gibt es auch noch - die Gotzenalm. Sie liegt auf einem Karstplateau mit nicht zu überbietender Fernsicht auf das Steinerne Meer und den Watzmann, und der Hochkönig lugt auch schon in der Ferne in das Panorama. Manche fahren sogar mit dem Fahrrad dorthin. So einen Menschen bewundere ich, weil ich als Fußgänger schon genug zu tun habe.
Zu erwähnen ist natürlich auch, daß es nicht nur den Sommer gibt. Im Winter ändert sich zwar vieles, aber ganz unzugänglich wird dieser Teil doch nicht. Zwei bekannte Skitourenrouten durchqueren diese Zone: die Kleine und die Große Reibn. Für entsprechend talentierte Skifahrer ein Genuß!
Der höchste erreichbare Punkt ist etwa in der Mitte des insgesamt rund 100 km² großen Gebietes mit dem Gipfel des Kahlersberges erreicht (2.350 m). Am Übergang ins Steinerne Meer geht es noch ein wenig höher am Gipfel des Großen Teufelshorns mit 2.361m. Der Spiegel des Königssees auf 604 m Seehöhe gibt den unteren Rand an.
Speläologisch gesehen gehört die bayerische Seite des Hagengebirges sicherlich zu den wichtigen Karstgebieten Deutschlands. Vieles ist inzwischen schon gefunden worden, aber es stecken gewiß noch mehr große und tiefe Höhlen drinnen. 2010 ist die längste Höhle das Wildpalfen/Canyon84-System mit 6 km Gesamtganglänge, das tiefste Objekt ist der Hacklschacht mit - 581 m.
Angefangen hat es mit dem Begehen der Höhlen sicherlich schon früh. Bei der Königsbachalm gibt es Reste alten Bergbaus, was dafür spricht, daß man sich das Gebiet genau angeschaut hat, ob es sich lohnt, nach Erzen zu schürfen. In einer Höhle im Gotzengraben findet sich die Jahreszahl 1606. Sie dürfte von Wallfahrern stammen, die auf alten Pilgerwegen seit Jahrhunderten von Maria Alm im Süden über das Steinerne Meer Richtung Königsee und Berchtesgaden einmal im Jahr ihre Reise machten. Viele sind wohl kürzere Wege gegangen, aber so mancher scheint auch auf dem Weg Wasseralm-Landtal-Stiergraben-Königsalm usw. gegangen zu sein.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich der Verein für Höhlenkunde in Salzburg allmählich fand und gründete, kamen bereits unsere Altvorderen auch in diesen Raum und erkundeten einige der schon lange der Bevölkerung bekannten Höhlen, z.B. im Stiergraben. Czoernig zählt in seinem Klassiker über die Salzburger Höhlen bereits ein Dutzend davon auf.
Dann wurde es lange ruhig um die Höhlen im Bayerischen Teil des Hagengebirges. Anfang der 60er Jahre tauchen die Namen Diersche und Schubert als Entdecker von Höhlen mit dem Namen "Trichterschacht" und "Mausefalle" in den Annalen auf, über die aber außer ihren Namen nichts bekannt ist.
Ein neues Kapitel beginnt mit einem Vorstoß junger Höhlenbegeisterter aus München, insbesondere Franz Lindenmayr und Klaus und Christian Deubner, die sich auf die Suche nach photographierenswerten Höhlen in den wieder vergessenen Stiergraben aufmachten 1972 erstmals aufmachten und dort ein kleines Höhlenparadies unvermutet entdecken. Später kommen nach eine Touren in die Region der Kitzgrabenhöh-Lengtalschneid, schon auf österreichischer Seite, dazu auf der Suche nach dem ominösen Hagenloch, und in den Eisgraben dazu.
Die Berichte machten auch andere neugierig und eine intensive neue Forschungsphase beginnt in den 80ern. Auch von außerhalb kommen nun Forscher, insbesondere von der HFG Mühlacker, die unter großen Zeit- und Krafteinsatz das Gebiet nun durchkämmen, die mit der Erforschung des Wildpalfensystems gekrönt werden. Auch Münchner Forscher setzen intensiv die Forschungen fort, z.B. Peter Lammerer und Uwe-Walter Rott, und durchstreifen auch noch die entlegendsten Flecken. Es stellt sich heraus, daß besonders die Zone um die Rotspielscheibe und Schlumkopf eine Reihe von bedeutenden Höhlen aufweist, die nun gründlich erkundet werden. Danach wurde es wieder sehr ruhig um die Forschung dort.
Weiteres Potential ist noch da...
Hochgschirr | |
Im Landtal | |
Literatur:
Burghardt, Joachim | Vergessene Pfade um den Königssee, Bruckmann-Verlag, München 2009 |
Glaser, Stefan | Bayerns wilder Südosten: Der Eisgraben, Hagengebirge 1335, Münchner Höhlengeschichte II, 2004, S. 202ff. |
Langenscheidt, Ewaldt | Höhlen und ihre Sedimente in den Berchtesgadener Alpen. Dokumente der Landschaftsentwicklung in den nördlichen Kalkalpen, Berchtesgaden 1986 |
Lammerer, Peter | Forschungen im westlichen (bayerischen) Hagengebirge seit 1980 (+Nachträge), Der Schlaz 78-1996, S. 27ff. |
Lindenmayr, Franz | Wie die Münchner ds Hagengebirge wiederentdeckten, in: Münchner Höhlengeschichte, herausgegeben vom Verein für Höhlenkunde in München, München 1982 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher und Harald Knapczyk |
Salzburger Höhlenbuch, Band 3, Salzburg 1979 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher |
Salzburger Höhlenbuch, Band 6, Salzburg 1996 |
Österreichischer Alpenverein (Hg.) | Alpenvereinsjahrbuch, 97. Jahrgang, 1982 |
Links:
http://www.alpinisten.info/touren.berchtesgaden.hagengebirge.html
Landschaft und Höhlen im Berchtesgadener Land
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