Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Eine Rundwanderung durch den Westteil des Toten Gebirges, A


Feuertal-Eishöhlen-Eingang ins Schönbergsystem


Oberhalb von Altaussee befindet sich unübersehbar der Loser, 1838m hoch, und heute durch eine komfortable Straße bis auf 1600 m Seehöhe erschlossen. Im Winter ist hier eine Skizirkus, im Sommer ein mit vielen Wegen gut erschlossenes Wandergebiet.

Von dort führt der Stögerweg am oberen Rand der Weißen Wand am Fuß des Schwarzmooskogel dahin, immer in sicherem Abstand zu den viele hundert Meter senkrecht abfallenden Wänden bleibend. Ab und zu ist ein kurzes Stück mit einem Drahtseil versichert und es geht alles andere als auf gebahntem Pfad dahin. An einer Stelle bläst ein eiskalter Wind aus dem Fels, dort liegt der Eingang in die Stellerweghöhle.
Man kommt nicht weit hinein, weil schon nach der ersten Erweiterung ein Schacht in die Tiefe abbricht. Vielleicht 100 m weiter ist noch so eine kleine bewetterte Schachtöffnung, versehen mit einer Katasternummer. Auch sie bricht sofort steil in die Tiefe ab.



Der Weg strebt dem Hochklapfsattel in 1498m Höhe zu. Dann senkt er sich hinab zu Augstwiessee und zum Schottsupbichl mit 1326 m Seehöhe. Dann geht es wieder bergauf, über dieAugstwiesenalmhütten bis zum Appelhaus, das auf 1638 m liegt. Gut vier Stunden Weg sind das vom Loser her.

Dort übernachteten wir, Harald Kipke aus Nürnberg und ich. Wir waren in der großen Hitzeperiode im Sommer 2003 mal für 3 Tage unterwegs, um einen Rundweg durchs westliche Tote Gebirge zu machen, und das war am 11. August unsere erste Station. Viel war nicht los. Ein paar Wandergruppen füllen abends kaum die Gaststube. Vorher hatten wir noch einen Vorabendspaziergang gemacht und einen in der Karte eingezeichneten "Schlund" besucht und den Hennarsee im Abendlicht angeschaut

Am nächsten Tag ging es erst mal Richtung Wildenseealm, dann hinunter zum wunderbar gelegenen Wildensee,

dann hinauf zum Rinnerkogel. Den bestiegen wir nicht, obwohl der Gipfel nicht mehr weit gewesen wäre. Es galt mit den Kräften zu haushalten, denn wir hatten noch viel vor uns. Landschaftlich fand ich das Gebiet zwischen dem Kleinen Rinnerkogel und dem Scheiblingkogel den absoluten Höhepunkt. Karst pur.

Plattenmäßig tritt hier der Dachsteinkalk an die Oberfläche, überall öffnen sich Schlünde, meist unten verstopf wieder mit Schutt, aber trotzdem spektakulär, Karrenformen vom Feinsten, und das auf ein großes Gebiet hin, das man auf dem Weg wirklich nur ein kleines bißchen anschneidet.

Beim Scheiblingkogel geht es wieder abwärts in ein wildes Karren-Latschengelände hinein. Auf etwas 1750 m Höhe spaltet sich der Weg. Ein Ast führt Richtung Schönberg, der andere erst zu Füßen des Wehrkogels und dann hinauf auf einen Grat. Dort lohnt es sich die paar Meter bergaufwärts zu gehen bis zum Eingang des Ahnenschachts.


Es ist schon seltsam, wo sich manchmal die großen Höhlen befinden. Ausgerechnet hier oben z.B.. Der Hauptweg führt nun hinein ins Feuertal, das im Süden von den Wandabstürzen des Schönbergs begrenzt wird. Auf etwa 1700 m Seehöhe gibt direkt am Weg eine deutliche Markierung zur "Eishöhle". Ein offenbar viel begangener Steig führt unmittelbar zum höchst sehenswerten Portal. Ein weites Maul tut sich da auf einmal vor einem auf. Man kann hinunterschauen in einen schneegefüllten Trichter, der in einen Riesentunnel übergeht. Mit etwas Geschick kann man die steilen Felsplatten hinunterklimmen und ein paar Meter in die Höhle eindringen. Dann ist aber Schluß. Am Ende bricht das Eis senkrecht ab und führt die gewaltigen Gänge der Feuertal-Altarkögerlhöhle, wie man heute weiß.

Der Durst trieb uns hinunter zur Ebenseer Hochkogelhütte, die herrlich auf einem Felsgrat in 1558 m Höhe liegt. Die besondere Lage bekamen wir auch mit, als wir danach fragten, ob wir nicht unsere Trinkflaschen einfach mit Wasser füllen könnten. Nein, das könnten wir nicht, denn auch die Hüttenbetreiber müßten jeden Tropfen Wasser vom Tal heraufbefördern. So zogen wir wasserlos wieder weiter, hinauf Richtung Vorderem Rauher Kogel, an der Flanke des Schönbergs entlang und schließlich hinab bis zur Ischler Hütte. Wegstrecke vom Appelhaus her waren das etwas 10 Stunden für uns.

Was es zum Essen gab, das ist unter Karst und Küche zu sehen!

Das reichte bis in "die Haut hinein". Und war ein guter Grund, auf dieser wirklich gemütlichen Hütte noch einmal Rast zu machen. Nur wenige Leute waren da, u.a. eine junge Geologin, die die Verhältnisse des Raucherkarsystem allein erkundete.
Am nächsten Morgen ging es nur noch talwärts. Harald benutzte den neu versicherten Nagelsteig, ich ging über den Normalweg und das Rettenbachtal. Bei der Blaaalm trafen wir uns wieder - eine sehr anstrengende, aber wirklich nur mit wenigen anderen Rundwegen im alpinen Karst vergleichbare Tour (welche denn eigentlich?) war zu Ende. Ich war erst mal "fertig" und brauchte erst noch einen Tagen, ehe das Treppensteigen mir wieder normal möglich war. Nichts für Fußlahme und Trittfaule also.


 

 

 


Literatur:

Winkler, Robert, herausgegeben von Die Höhlen des Toten Gebirges, Leykam-Verlag, Graz 2012

Links:

Landschaft und Höhlen im Toten Gebirge


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