Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Trübbachhöhle, Vorarlberg, A


Das normale Vorstellungsbild von einer Höhle wird gerne geprägt von einem Schauer der Ewigkeit. Da muß nur der Führer in einer Höhle erzählen, daß ein Tropfstein für sein Wachstum 100 oder 1000 Jahre für einen Millimeter braucht, schon ist der gemeine Besucher bis in die Knochen erstaunt. Da ging mein "Wachstum" schon viel schneller vonstatten. Ist der langsam! Das dauert ja ewig!

Die Schattenseite solcher Schnelligkeit wird immer lieber verdrängt. Was schnell wird, vergeht auch häufig wieder schnell. Das Ende, der "Tod", ist entsprechend früh auch gleich wieder da. Ins Extrem getrieben, da sind die "Höhlen" in Riesenwellen in den Ozeanen wohl die kurzlebigsten überhaupt. Da entsteht ein Hohlraum im Wasser und vergeht auch gleich wieder. Wer sich das mal anschauen will, der sollte den Film "Riding Giants" besuchen. Einfach faszinierend.

Die Firnschneehöhlen, die gegen Ende des Frühlings, sobald der Schnee schmilzt oft nur für Tage existieren, sind auch kaum existent, dann kommen "Höhlen" wie die Eiskapelle am Fuß des Watzmanns, die in einer ständigen Wachstums- und Abschmelzbewegung begriffen sind.

Wenn es in den Bereich der Gesteine kommt, dann steht der Gips als recht wasserlösliche Materie, sehr nahe an der Vergänglichkeit. Und Höhlen in ihm, die können sich dementsprechend schnell bilden und auch wieder vergehen - ganz natürlicherweise. So hat man errechnet, unter Zugrundelegung verschiedener Parameter, daß die Trübbachhöhle im Marultal vielleicht nur eine Lebensdauer im Bereich von Jahrzehnten bis höchstens einem Jahrhundert hat.

Im Grunde ist auch das ja nur ein Zeichen dafür, daß alles vergänglich ist. Das Weltall, die Erde, die Berge, die Höhlen, auch wir.

Die Höhle liegt im Marultal, das von Bludenz im Oberrheintal über Thüringen zu erreichen ist. In Marul gibt es einen großen Wanderparkplatz, der idealerweise der Ausgangspunkt ist. Eine regelmäßige Busverbindung besteht zur "Alpe Laguz". Auf dem Weg dorthin ist schon aus dem Busfenster der Eingang zur Höhle auf der linken Straßenseite zu erkennen. Eine Hinweistafel kennzeichnet den Ort eindeutig. Auf ihr wird der Wanderer über die Höhle informiert und angehalten, die Höhle nicht zu betreten. Weit käme er ohnehin nicht. Je nach Wasserstand ist das Loch besser oder schlechter zugänglich. Die Hauptfortsetzung ist meist ohnehin verschüttet. Es bläst ein eiskalter Luftstrom, sofern wenigstens ein paar Zentimeter über dem Wasserspiegel frei sind, beständig nach außen, aber wer da weiter möchte, der müßte erst ein vielstündiges, wenn nicht tagelanges Grabungsunternehmen starten, ständig in der Gefahr, daß Nachrutschungen von oben alles schnell wieder zunichtemachen würden.

1958 war zum ersten Male Gelegenheit, dort hineinzukommen. Der Bürgermeister und zwei Leute aus Raggal konnten hinein steigen und die ganze bekannte Höhle bereits besuchen. Dann verschloß ein Erdrutsch für viele Jahre wieder den Eingang. 1976 war es mal wieder möglich reinzukommen, 1979 wurde der Eingang mittels einer Planierraupe, die gerade wegen eines Güterwegbaus zur Verfügung stand, auf Geheiß des Bürgermeisters wieder geöffnet. Man hatte eine der größten Gipshöhlen der Alpen aufgetan! Sofort tauchten auch gleich Pläne auf, die Höhle als Schauhöhle zu erschließen, aus denen aber nichts wegen der geologischen Situation wurden.

Begehen läßt sich ohne größeren Aufwand der sog. "Südgang", der etwa 70 m mißt. Anfangs hat er gerade Bück- bis Vierfüßlerganghöhe. Ab einer kleinen Raumerweiterung, wo man kurz mal stehen kann, geht es auf allen Vieren, dem Bachlauf folgend, immer weiter in den Berg. Das Ende ist erreicht, wo sich der kiesige Boden immer mehr der flachen Decke nähert und man nur noch bauchkriechenderweise bis zum endgültigen Raumverschluß vorstoßen kann. Das Bächlein plätschert freundlicherweise seitwärts in einer Rinne, so daß es einem wenigstens nicht von oben schon in den Kragen läuft und bei den Füßen unten wieder heraus. Das gibts es ja auch, aber das ist in anderen Höhlen.

In der Höhlenbeschreibung wird man gewarnt, die Höhle nur bei sicherem Wetter zu besuchen, denn im Falle von Regengüssen könnte sehr schnell der Wasserspiegel ansteigen und so die Dramatik einer solchen Tour einen Grad erreichen, der tragisch enden könnte.

Literatur:

Krieg, Walter Die Trübbachhöhle im Marultal - eine große Höhle im Gipsgestein,
Ellensohn, Reinhard Gipskarst bei der Alpe Laguz, Neuigkeiten aus Karst und Höhlen, Vorarlberger Landesmuseumsverein, Heft 121, 1. März 2010, S. 6ff.

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