Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Moosraufthöhlen
Ein Sahnejoghurtbecher, 3. Juli 2005 -
einmal ein anderes Motiv aus einer Höhle, nicht immer nur
glitzernde Tropfsteine!
Die Moosrauft ist eine sehr aussichtsreiche Bergwiese östlich oberhalb von Sonthofen. Wer es ganz bequem haben will, der benützt eine kleine Mautstraße südlich der Starzlachklamm und läßt den Wagen an der bezeichneten Abzweigung zum "Kapf" und zur "Moosrauft" stehen. Dann ist es etwa eine halbe Stunde bequeme Bergwanderung auf einer erst geteerten, später geschotterten Straße bergaufwärts. Nördlich von einem ist der nicht zu übersehende große Bergzug des Grünten. Alle Richtungsänderungen sind gut beschildert, so daß es keine Schwierigkeiten macht, zur Moosrauft zu gelangen. Wenn man allerdings dann oben ein Auto stehen sieht, dann frägt man sich doch, wie das da hinauf gekommen ist. Jedenfalls nicht auf dem Weg, den man selber gegangen ist.
Bei gutem Wetter hat man eine traumhafte Bergsicht auf die Allgäuer Bergwelt. Doch nicht deshalb sind wir, Willi Adelung und ich, hier am 3. Juli 2005, nun schon zum zweiten Male dort gewesen, sondern wegen der Moosraufthöhlen. Die Wiesenfläche fällt leicht nach Westen ab und stößt auf eine kleine hochstehende Bergrippe. Das Wasser, das hier abfließt, verschwindet in kleinen Wasserschlingern. Zwei davon sind wenigstens teilweise begehbar.
Besonders einen wollte ich noch mal befahren. Vor ein paar Jahren war ich schon mal dort gewesen - in kurzer Hose und im kurzen Hemd mit einer kleinen Taschenlampe. Das reichte einfach nicht, um etwas tiefer in den scheinbar größer werdenden abfallenden Höhlenraum einzudringen. Ich hatte mir vorgenommen, wiederzukommen.
Fotos Willi
Adelung
Nun, die Höhle gab es immer noch. Als ich in den schmalen Eingang hinabsteigen wollte, da war ein großes Spinnennetz darübergespannt. Ich konnte nur rein, in dem ich es zerstörte. So ein Spinnennetz hat eine tiefe symbolische Bedeutung! Man muß sich nur den Islam anschauen! Mohammed, der Prophet, wurde durch so ein Spinnennetz, als er sich vor seinen Verfolgern in einer Höhle versteckte, vor seinen Verfolgern gerettet! Ein Lieblingsmotiv der islamischen Kunst!
Ich hoffe, daß ich der Spinne nichts getan habe. Denn jetzt hat sie wieder ihre Ruhe. Ich stieß hindurch und stieg tiefer. Komisch, ich hatte das Ganze als geräumiger in Erinnerung. Da lagen auf einmal viele Blöcke im Weg. An ein Durchkommen war nicht zu denken. Von oben waren inzwischen viele Steine nachgerutscht, die ein Weiterkommen fast unmöglich machten. Besonders ein Stein mit einer hornförmigen Auskeilung lag mitten im Weg. Ein paar Schläge mit einem anderen Stein bewirkten, daß wenigstens ein Teil davon bei meinem Kraftausdruck beiseite flog. Mehr ließ sich nicht mehr wegmachen. Ich probierte es, ob es reichte. Bauch kräftig einziehen, ein bißchen Luftanhalten, Hände hoch und Sich-glatt-Machen wie ein Fisch. Ich rutschte durch. Ob ich da wieder beim Rückweg auch passen würde - ich würde es noch erleben. Unten ging es niedrig, ein wenig breiter werdend, tiefer. Schotterboden, Müll links und rechts. Gut 10 m ging es weiter. Sogar ein Aufstehen war kurz möglich. Beständig ging es tiefer. Dann lag wieder ein fetter wackliger Steinbrocken im Weg. Da hätte ich mich mühsam drüber wegschieben müssen, immer von der Möglichkeit begleitet, daß er mir den schmalen Freiraum hätte streitig gemacht. Ich schaute hinunter, was nur schlecht möglich war, wegen der Enge, steckte die Kamera hinein und blitze einfach mal hinunter. Der Vorteil ist ja heute, du kannst sofort das Ergebnis sehen, das nicht viel anders aussah, als der Ort, wo ich mich gerade aufhielt. Da ich alleine in der Höhle war, Willi war draußen geblieben, wollte ich nur so weit gehen, wie mir das verantwortbar erschien. Ganz klar, ich krabbelte wieder nach oben, vorbei an einigen prachtvollen Erzeugnissen unserer der ganzen natürlichen Natur "überlegenen" Produkten: Plastikbecher, Plastiktüten, Aludosen. Dann kam noch die kurze Prüfstrecke durch den senkrechten Schluf. Oben paßte ich durch und das Mittelteil konnte ich auch durchpressen. 3 Meter noch und ich war wieder draußen. Draußen in dieser wunderbaren Welt voller Blumen, Wiesen, Sonne. Warum gehen wir nur immer wieder da hinunter - zu Steinen, schwarzem Dreck und Abfall? Ich weiß noch heute keine richtige Antwort. Vielleicht, weil es uns da so richtig klar werden kann, wie schön es "draußen" ist.
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Literatur:
Links:
Landschaft und Höhlen im Allgäu
Landschaft und Höhlen der Bayerischen Alpen
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