Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Lattengebirge und seine Höhlen
von oben / Steinerne Agnes / Karkopfschacht
Wer von Reichenhall südwärts Richtung Berchtesgaden fährt, sieht rechterhand einen Bergzug aufragen, der bis obenhin bewaldet ist, das Lattengebirge. Im Vergleich zu den großen Gebirgsstöcken rundum, dem Untersberg, der Reiteralm, dem Hochkalter, dem Watzmann, da fällt er kaum auf. Eher ruhig geht es dort zu, sind ja keine große "Attraktionen" dort vorhanden. Von Reichenhall kann man mit der Predigtstuhlbahn zum Gipfel des gleichnamigen Berges sich einfach hochkutschieren lassen. Von hier aus kann man dann auf einfachen Wegen wieder zu Tale steigen oder einige leichte Wanderungen auf sicheren Wegen über einige Gipfel bis hinauf zum höchsten, dem Karkopf, machen.
Besonders reizvoll ist eine Überquerung. Dazu sollte man am Wachterl ein zweites Auto haben, mit dem man am Ende leicht wieder zurück zum Ausgangspunkt fahren kann. Viele Stunden stiller einfacher Wanderung liegen vor einem durch bewaldetes Berggelände. Nur selten wird man auf Leute treffen.
Höhlenmäßig ist im Lattengebirge im Vergleich zu den umliegenden Gebirgsstöcken nicht sehr viel los. Zusammenhängen tut diese Situation mit dem geologischen Aufbau, dem Überwiegen von Dolomit und dolomitischen Kalken. Der langgestreckte Nord-Süd verlaufende Hauptkamm fällt gegen Osten mit steilen Wänden ab, gegen Westen dacht er in die sanft geneigte Hochfläche ab. Diese fällt dann ihrerseits mit Steilhängen gegen das Saalachtal und das Schwarzbachtal ab.
Es gibt hauptsächlich ein paar kleine Schächte von oben und ein paar, meist kleinere Wasserhöhlen unten. Die längste Höhle des Gebietes mit inzwischen die Totengrabenhöhle mit ihren 250 m Gesamtganglänge, wovon ein großer Teil davon normalerweise nur Tauchern zugänglich ist. Als tiefste Höhle gilt noch immer der Predigtstuhlschacht mit seinen 150 m Tiefe.
Im Anschluß an den Workshop des VHM in der Nähe der Schwarzbachwacht 2006 begannen einige Höhlenforscher des VHM sich vertieft dem Lattengebirge zuzuwenden. Zwischen 2006 und 2011 fanden 26 Forschungstouren dorthin statt. Die Ergebnisse sind in einem Überblicksartikel in SCHLAZ 117 zusammengefaßt. Inzwischen wurde weitergeforscht und Neuland gefunden, insbesondere in der "Höhle des Staunens", die inzwischen auf fast 500 m Gesamtganglänge angewachsen ist.
Keiner, der hier antritt, um "neue" Höhlen zu finden, ist wirklich der Erste. Schon bei Gümbel finden wir erste Hinweise, und auch der ist nur den Spuren von Personen gefolgt, die vor ihm schon an den Eingängen z.B. der Wasserhöhlen am Fuß des Lattengebirges liegen, gewesen sind. Das klassische Muster ist hier in Reinform vorhanden: Da kommt von oben ein Bach herunter, oder wenn nicht, dann ist da ein Trockenbachbett. Geht man nur hoch genug hinauf, dann stößt man auf einen Höhleneingang - meist nur klein, aber immerhin. Nirgends geht es bislang weit hinein in der Berg, aber das Wasser kommt von oben herunter, mehrere Hundert Meter Fels sind da noch über den Höhlengängen, ehe man wieder die Erdoberfläche erreicht hat. Ein enormes Potential ist da vorhanden. Alleine es war bislang noch keinem vergönnt, da tiefer hinein zu kommen.
Der moderne Versuch ist nun halt, wenn es nicht von unten her geht, es einfach von oben her zu versuchen. Bislang halt noch nicht von großem Erfolg gekrönt. Aber wer weiß! Keep on trying.
Landschaft
Predigtstuhlbahn und -gipfel
Karkopf
Bergwachthütte und Umgebung
Eine vermüllte Höhle | ||
Rötelbachgraben
Moosenalm
Das Windbruchgebiet |
Anthauptenalm
Abstieg Richtung Wachterl
Höhlen
Karkopfschacht | ||
Erdkeller II 25.4.1978 |
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Eisloch 15. Juni 1974 |
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Lueggrabenhöhle 19. Juni 1993 |
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Stadtkanzelschacht | ||
Das Lattengebirge von verschiedenen Seiten aus gesehen...
< Unterhalb der Plainburg Richtung Lattengebirge geschaut
2013
Oberhalb von Ramsau Richtung Dalsenalm geschaut
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Eine Besonderheit ist das Teufels- oder Sonnenloch 200 m direkt oberhalb der Steinernen Agnes. "Einmal im Jahr scheint die Sonne durch das Sonnenloch. Es ist der Sonnwendtag." (Limpöck, S. 87). Die Sonne scheint sicherlich öfters als nur zu diesem Zeitpunkt durch das Loch, aber dann wäre das ja nicht so spektakulär herauszuheben. Man muß ja immer nur Ausschau halten, wo gerade das Loch ist und wo gerade die Sonne steht. Für das Gebiet der Hochburghöhe bei Großgmain gibt Limpöck die Zeit vom 19. bis 23. Dezember in der Zeit zwischen 13.15 Uhr bis 13.30 Uhr an.
Ich habe es einmal im Dezember 2013 probiert. Spektakulär war da wenig. Kein langer Lichtstrahl war zu sehen, der irgendwo aufgetroffen wäre. Die Sonnenscheibe war viel viel größer als das winzige Loch in der Kammlinie des Lattengebirges. Man braucht schon ein starkes Teleobjektiv, um da auch photographisch etwas herauszuholen. Trotzdem, den Versuch war es wert.
Südostenseite Lattengebirge 2108 von der Straße Wachterl - Hintersee
Das Lattengebirge vom Rossfeld aus, 2021
Literatur:
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Beilner, T., Forster, P. | Lattengebirge, DER SCHLAZ 117-2011, S. 19-75 |
Beilner, T. | Höhlenforschung am Moosenkopf im Lattengebirge, Der Schlaz 128-2019, S. 19ff. |
Bohnert, Jürgen | Neue Forschungen im Schusterloch, Mitteilungsheft der Höhlenforschungsgruppe Blaustein, Jg. 14, Nr. 2, S. 39-40 |
Czoernig-Czernhausen, Ing, Walther von | Die Eishöhlen des Landes Salzburg und seiner bayrischen Grenzgebirge, Sonderabdruck aus den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, LXIV. Jahrg. 1924 |
Czoernig, W. | Die Höhlen Salzburgs, Salzburg 1928 |
Eichner, Hanni | Weitsicht einer Dame - Die "Steinerne Agnes" im Lattengebirge bei Berchtesgaden, in: Look, Ernst-Rüdiger, Feldmann, Ludger, Faszination Geologie - Die bedeutendsten Geotope Deutschlands, Stuttgart 2006 |
Forster, Peter | Befahrung der Klauswandhöhle und Recherche Befahrung der Preissenlochhöhle mit Fuchslochhöhle und Umgebung, DER SCHLAZ 109 - 2006, S. 55f. |
Görlitz, Yamun | Dolinen auf der Eheblössalm, DER SCHLAZ 109-2006, S. 52 |
Höhne, Kris | Die Luegerhausgrabenhöhle, ATLANTIS 3/4-1991, S. 11f. |
Hüsler, Eugen E. | Das Buch der mystischen Orte in den Alpen, Frederking & Thaler, München 2019 |
Klotz, Stephan | Erforschung und Vermessung des Sonnwendschlotes in der Nähe der Lugerhaushöhle, DER SCHLAZ 71-1993, S. 44f. |
Kreuß, Markus | Zwei kleinere Objekte im südlichen Lattengebirge, DER SCHLAZ 109 - 2006, S. 55 |
Kreuß, M. | Zwei kleinere Objekte im südlichen Lattengebirge, DER SCHLAZ 109-2006, S. 55 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg | Salzburger Höhlenbuch Band 1, Salzburg 1975 |
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, Gesamtredaktion Walter Klappacher |
Salzburger Höhlenbuch Band 6, Salzburg 1996 |
Limpöck, Rainer | Magisches Berchtesgadener Land - Ein Wanderführer zu den vergessenen und neuen Kraft- und Kultorten rund um den Untersberg, Berchtesgaden 2012 |
Lindenmayr, Franz | Lattengebirge, Reiteralm, Hochkalter, Untersberg, in: Münchner Höhlengeschichte, hrsg. vom Verein für Höhlenkunde in München, 1982, S. 109ff, |
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Meyer, Ulrich | In den Tiefen des Lattengebirges 1339, in: Münchner Höhlengeschichte II, hrsg. vom Verein für Höhlenkunde in München, 2004, S. 252ff. |
Pohlenz, Steffen | Großzügige Opfergaben an die Natur - unterirdische Mülldeponien in natürlichen und künstlichen Hohlräumen, Der Schlaz 75-1995, S. 21ff. |
Steudte, Hartwig, Paulick, Thomas | Zaglers Zeckentour oder Neuland im Lattengebirge, DER SCHLAZ 71-1993, S. 47 |
Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. München (Hrsg.) | Leben im Dunkel - Höhlentiere in den Alpen, Ein Projekt zur Biodiversität unterirdischer Lebensräume im Rahmen des Ökoplans Alpen 2020, Abh. Karst- u. Höhlenkunde 37, 1-64, München |
Yamun | Dolinen auf der Eheblössalm im Lattengebirge, DER SCHLAZ 109 - 2006, S. 52ff. |
Wolf, Andreas | Totengrabenhöhle, Der Schlaz 61-1990, S. 20ff. |
Links
Tourismusverein
Bischofswiesen im Berchtesgadener Land | Bergtouren im
Lattengebirge
Almen vom Watzmann bis zum Lattengebirge
Predigtstuhlbahn Bad Reichenhall
https://www.lfu.bayern.de/geologie/geologie_bayerns/regionale_geologie/kreide_tertiaer_grenze/index.htm Wasserfallgraben
Reichenhaller Wetter .de | Ein projekt der Firma ChrisCommunications
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