Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Steinernes Meer / Bayerische Seite - Ostteil

"Lindenmayr, Müller, Ronge, Steckenbiller und Triller plagten sich am 18.7. über den elend steilen Röthsteig zur Wasseralm.." Triller, Neue Höhle 1970

"Wir quälten uns die Röthwand hinauf und kamen irgendwann an der Wasseralm an. Die Hälfte war geschafft ..." Schlöffel, Peinelt, Gastforschungx 2004 22 

25 Jahre liegen zwischen den beiden Aussagen, beide aus dem SCHLAZ, der Zeitschrift unseres VHM, aber sie beschreiben sehr gut, was mit einem passiert, wenn man sich aufmacht, im Ostteil des Steinernes Meeres auf Höhlentour zu gehen. Nach einer Bootsfahrt über den Königssee mit seinem unvermeidlichen Trompetensolo, wenn man die häufige Warterei auf einen Platz im Motorschiff hinter sich hat, nach dem Verlassen des Sees über den Bootssteg bei der Saletalm, dem Passieren des Obersees, dann der Aufstieg.....

Normalerweise geschieht das alles ja nicht mit der Handtasche über dem Arm, sondern schwer bepackt mit einem Riesenrucksack, gefüllt mit Höhlenausrüstung, Biwakzeug, Nahrungsmitteln und was es sonst noch alles braucht, um in der steinernen Wildnis hoch oben am Berg in der Zone zwischen Leiterkopf, Hundsschädel, Hochegger, Funtenseetauern usw. für einige Tage zu überleben. Wenn alles gut geht, dann schaut man auch nach und in den Höhlen nach, was es unter der karrenreichen Erdoberfläche so alles gibt. Eine ganze Menge...

Angefangen haben wir im Sommer 1970. Es gibt darüber zwei Berichte von Ulli Freiberger im Schlaz 3-1970. In "Vorforschungswochen" untersuchte schon einmal Ulli die nähere Umgebung der Wasseralm und hinauf Richtung Leiterkopf. Ich hatte das Glück, damals schon dabei gewesen zu sein. Was gibt es für einen richtigen "Höhlenforscher" schöneres, als dabei zu sein, wenn zum ersten Mal ein bis dahin noch unerforscht gebliebenes Gebiet durchstreift wird! Überall nur open country - niemand irgendwo, den "man fragen könnte, wo da die nächste Höhle ist". Selber die Augen aufmachen, hinschauen, nachschauen - oder aufschieben, ob sich ein anderer die Mühe macht, in die x-te Felsöffnung seinen Kopf zu stecken. 

Bilder von der Tour 1970:

Lange ist es her....hier dargestellt durch die wachsende Unschärfe...

Die Höhle gab es noch nicht, bevor ich nicht auf das Stück Erde getreten war, das unter meiner Schuhsohle nachgab und dadurch ein Loch frei wurde. Danach erst konnten wir einen Höhleneingang freibuddeln. Ein Erlebnis, das ich nie mehr vergessen konnte! Hat die Erde wirklich überall eine Oberfläche, die uns immer trägt? 

Anläßlich der Forschungswoche des VHM gab ein Splitting: die einen gingen in Richtung Kärlinger Haus, die anderen Richtung Schäferhüttl. Am Ende heißt es bei ihm: "Da sich das Gebiet der Schäferhütte als speleologisch interessant erwiesen hat und noch viel zu bearbeiten ist, (z.B. südl. Vorfeld des Leiterkopf, Plateau des Hundsschädel, Laubwand, Ebene zwischen Leiterkopf und Hocheck, Vermessung bekannter Objekte usw.) werden wir nächstes Jahr wier hir (so steht das da) rauf kommen. Weiterhin hat sich die Schäferhütte als Stützpunkt sehr geeignet erwiesen, denn in unmittelbarer Nähe liege die einzige Quelle (ihre Schüttung ist zwar minimal) dieser Gegend." Aus den Zeilen spricht einerseits die Fülle, weil man sich noch viele Höhlen vorstellt, andererseits die Anforderungen an die "Forscher", die nur mit extrem spartanischen Verhältnissen zurecht kommen müssen.

Daraus ist eine Geschichte geworden, die schon über 50 Jahre andauert.... Eine Zusammenfassung der Ergebnisse, bezogen auf den Endpunkt 2016, hat Michael Denneborg in "Höhlen und Karst in Österreich" geschrieben. "Nach 20 Jahren sind 73 Höhlen registriert und 47 mit einer Länge von insgesamt 10,2 km dokumentiert, wovon 6,1 km auf den Schneebläser entfallen. Sie liegen zwischen 1800 und 2300 m Seehöhe....die Forschungen dauern noch an.

	Blaue Lacke

Literatur:

Links:

https://www.dav-berchtesgaden.de/huetten-wege/wasseralm.html

https://www.berchtesgaden.de/wasseralm

http://www.wasseralm-berchtesgaden.de/

http://www.speleoclub-guano.de/forschung/stm/forschung_deu_stm_allgemein.htm

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