Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Felsenlabyrinth Luisenburg und seine Höhlen


Als "Größtes Granitsteinmeer Europas" wird es in Touristenbroschüren (Freizeitmagazin 2013) angepriesen, sie gehöre "zu den schönsten Felsformationen Deutschlands" (Füßle/Weber) - das sind nun wirklich keine kleinen Geschütze, die da aufgefahren werden.

Auf das Jahr 1790 wird der Beginn der Erschließungsgeschichte dieses kleinen Teils des Granitmassivs der Kösseine als Landschaftsgarten angesetzt (eine Diplomarbeit brachte zu Tage, daß bereits 1740 der Wunsiedler Amtshauptmann von Lindenfels dort Granitsteine habe sprengen lassen). Damals hieß der Berg noch die "Luxburg". Hauptinitiator war der Wunsiedler Bürgermeister Dr. Johann Georg Schmidt. Sümpfe wurden trockengelegt, ausgeholzt mußte sicherlich auch werden, Wege und Treppen wurden angelegt - und - fast untilgbar - wurden in die Felswände Inschriften gemeißelt. 1815 wurde das erste Holzkreuz auf dem höchsten Punkt errichtet. 1820 war man mit der Erschließung zu Ende. Man hatte die größte Touristenattraktion des Fichtelgebirges erschlossen. Heute sollen es 100.000 Besucher im Jahr sein, die diese Art Mikado für Riesen auch einmal sehen wollen. Am Eingang werden einem 4 Euros (2013) abgenommen, weil der Besuch "kostenpflichtig" sei. Warum eigentlich?

Höhlenforscher wird man hier wohl kaum antreffen. Deren Wirkungsgebiet liegt heute an anderen Stellen unserer Erdkruste, denn hier ist wirklich alles schon gründlichst erfaßt. Die Granithöhlen hier sind alle längst schon erforscht und tragen auch Namen: Klingergrotte, Kellergrotte, Tränengrotte, Hardenberggrotte. Zahlreiche Felsunterstände haben keinen eigenen Namen, sind aber trotzdem erheblich.

Als Entstehungsursache für die wundersame Landschaft hatte schon Goethe die Bedeutung der Horizontal- und Vertikalklüfte in den Gesteinspaketen erkannt und die sog. Wollsackverwitterung beschrieben. Auch Alexander von Humboldt hat dieser Platz besucht und Aufzeichnungen darüber hinterlassen.

Am Weg zu dem Riesenblockhaufen kommt man vorbei an den Bauten für die erste Freilichtbühne Deutschlands, die inzwischen ein große Bedeutung gewonnen hat.

 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 

Wilhelm Heinrich Wackenroder berichtet über die Pfingstreise mit Ludwig Tieck in einem Brief an seiner Eltern 1793

"Die Luchsenburg ist der nächste Berg bei Wunsiedel. Der Weg dahin ist mit Granit besät. Am Fuße des Berges werden die Granitwacken ungeheuer groß und lehnen sich bald schief aneinander, daß man dazwischen durchkriechen kann; oder ein gewaltiger breiter Klumpen ruht auf mehreren kleineren, die in die Runde herumstehen und bildet auf diese Weise eine natürliche, kühle Grotte. Alle dergleichen Szenen fand ich hier noch weit größer und wunderbarer als in Sanspareil. Auf einem großen, platten Granitstück waren ehemals, einer Stiftung gemäß, jährlich von Gymnasiasten in Wunsiedel Schäferaktus und andere Komödien aufgeführt worden. Die Zuhörer hatten rund herum auf Felsensteinen unter freiem Himmel gesessen. Herr Bürgermeister Schubert hat in seiner Jugend mitgespielt. Nicht weit davon rinnt eine merkwürdige Quelle aus der Spalte eines Granitstückes hervor. Das Volk nennt sie die Quelle, die Moses aus dem Felsen schlug. Noch sahen wir am Fuß des Berges unter diesen wunderbaren Granitgruppen einen ebengemachten Platz, wo die angesehenen Einwohner der Stadt jährlich ein paarmal speisen und unter offenem Himmel einen vergnügten Tag mit ihren Familien zubringen. Auch sahen wir den alten Burgemeister, der ein sehr ehrliches Bürgeransehen hatte, selbst beschäftigt, einigen Arbeitern zu zeigen, wie sie ein paar benachbarte natürliche Grotten und Felsenplätze schöner und bequemer zum Vergnügen einrichten sollten."


Literatur:

Cammerer, Anseln Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Füßl, Martin, Weber, Berthold Fichtelgebirge - Sprudelnde Quellen und Meere aus Stein, Quelle und Meyer Verlag, Wiebelsheim 2011
Lagally, Ulrich Wilde Blöcke und GOETHE mittendrin - Das Felsenlabyrinth "Luisenburg" in Wunsiedel im Fichtelgebirge, in: Look, Ernst-Rüdiger, Feldmann, Ludger, Faszination Geologie - Die bedeutendsten Geotope Deutschlands, Stuttgart 2006

Links:


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]