Franz
Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen der Frankenalb
und weiterer Höhlengebiete in Nordbayern
""Franken ist wie ein Zauberschrank; immer neue Schubfächer
tun sich auf und zeigen bunte, glänzende Kleinodien, und das hat kein
Ende. Wer
Deutschlands geheimste jungfräulichste Reize genießen will, muss nach
Franken
reisen."
Karl Immermann, 1810
Was wir heute bei uns als eine Landschaftsform erleben können, die mindestens vom Genfer See im Süden bis hinauf zum Fuße des Fichtelgebirges im Norden reicht, das ist das Ergebnis von Naturvorgängen, die vor etwa 200 Millionen Jahren eingesetzt haben und noch heute weiterwirken. In der "Jurazeit", die heute in den Zeitraum von 190 Millionen bsi 135 Millionen Jahre datiert wird, gab es hier ein tropisches Meer, in dem entsprechende Sedimente abgelagert worden sind. Drei Hauptschichtungen gibt es, die nach ihrer Hauptfarbe unterschieden werden können: Schwarz, Braun und Weiß. Lias, Dogger und Malm, sind die geologischen Bezeichnungen.
Was heute noch besonders landschaftsprägend ist, das sind die hellen Kalke und Dolomite des Weißen Jura. Sie sind oft als große Felspartien schon von weitem sichtbar. Sie sind letzte Reste großer Schwammriffe, die sich einst in einer Wassertiefe von 150-200 m gebildet hatten. Vor etwa 135 Millionen Jahren zog sich das Meer zurück und diese einstigen Meeresformen traten an die Erdoberfläche. Es muß damals hier ausgesehen haben wie heute in Vietnam oder Südchina. Vor etwa 100-65 Millionen Jahre gab es am Ende der Kreidezeit erneute Meeresvorstöße in diese Gegend, die dazu führten, daß alles mit Lehm und Sand plombiert wurde und die Landschaft flach und eintönig wurde.
Viel ist danach noch passiert, aber die akuellste Form erhält unsere Landschaft im "Quartär" seit etwa 2,4 Millionen Jahren durch die Flüsse, die sich seither in den Jura hineinschneiden. Wer mehr darüber erfahren will, der sollte "Einst im Jurameer geboren - Geologie und Landschaftsentwicklung der Nördlichen Frankenalb" von Hardy Schabdach lesen.
Mit "Karstlandschaft" läßt sich mit einem Wort das Hauptcharakteristikum der Fränkischen Alb bezeichnen. Sie hat sowohl eine bezeichnende Oberfläche wie auch einen durchhöhlten Untergrund. Ihm gilt hier vor allem das Hauptaugenmerk.
Laut Wikiwand gibt es nach heutigem Wissensstand 4027 / Stand April 2023 registrierte Objekte im Fränkischen Höhlenkataster (3797 / 2018). 1 Riesenhöhle (über 5000 m) und 23 Großhöhlen (über 500 m) sind bekannt.
Lt. der Liste der längsten und tiefsten Höhlen Deutschlands, herausgegeben vom Verband der deutschen Höhlen und Karstforscher sind die längsten Höhlen Frankens (Stand Dez. 2021 und folgende):
Jan 2023 | Mai 2022 | Dez 2021 | |
Mühlbach-Quellhöhle | 10.420 m | 10.860 m | 9.273 m |
Sonnenschacht | 2.771 m | ||
Alfelder Windloch | 2.200 m | ||
Moggasterhöhle | 2.000 m | ||
Ponholzhöhle | 1.500 m | ||
Teufelshöhle | 1.500 m | ||
Bismarkgrotte | 1.210 m | ||
Maximiliansgrotte | 1.200 m | ||
Erzgrube bei Rothenstein | 1.040 m | ||
Sommerleitenschacht | 1.007 m |
Literatur:
Buckland, William | Reliquiae Diluvianae; or observations on the organic remains contained in caves, fissures, and diluvial gravel, and on other geological phenomena, attesting the action of an universal deluge, London 1823 |
Buckland, William | Geologie und Mineralogie in Beziehung zur natürlichen Theologie. (Aus dem Englischen, nach der zweiten Ausgabe des Originals übersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen versehen von L. Agassiz). 2 Bände. Neuchâtel (Petitpierre) 1839. Band 1: S. XII, 1–664. Band 2: Text zu 88 Tafeln |
Cammerer, Anseln Andreas Caspar | Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832 |
Cramer, Helmuth | Untersuchungen über die morphologische Entwicklung des fränkischen Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft zu Karstgebirges, 243-326; Taf. 1-10Nürnberg. 22.Band Heft 7 |
Dawkins, William Boyd | Die Höhlen und die Ureinwohner Europas, C.F.Winter'sche Verlagsbuchhandlung Leipzig und Heidelberg (1876) / deutsche Übersetzung von "cave hunting" |
Dawkins, William Boyd | Cave hunting, researches on the evidence of caves respecting the early inhabitants of Europe, London, Macmillan and Co., 1874 |
Dobat, K. | Die Höhlenfauna der Fränkischen Alb. - Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde, Reihe D - Paläontolgoie, Zoologie (3): 11-240 |
Engelhardt, Joh. | Urwohnungen und Funde aus der Steinzeit, in: Achter Bericht der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg für die Jahre 1866-68, Verlag Bamberg, Reindl 1868 |
Enslin, Eduard | Die Höhlenfauna des fränkischen Jura. Ein Beitrag zur Kenntnis derselben, 295-361Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. 16.Band |
Fabri, Johann Ernst | Abriß der natürlichen Erdkunde insonderheit Geistik in ausführlicher Darstellung für Akademien und Gymnasien, Bieling-Verlag, Nürnberg 1800 |
Füssel | Unser Tagebuch auf einer Reise durch einen großen Teil des Fränkischen Kreises, Erlangen 1787 |
Geyer, M., Moser, M., Walter, E. | Prähistorische Forschungen in Schachthöhlen Oberfrankens, Die Höhle 2-1970, S. 90ff. |
Glaser, Dr. Stefan | Hypogene Höhlengenese: Aufsteigendes Grundwasser und Erdwärme als Antrieb der Entstehung labyrinthischer Höhlen in der Nördlichen Frankenalb, in: Tagungsband zur 54. Jahrestagung des VdHk in Waischenfeld, 2014, S. 73f. |
Glaser, Dr. Stefan | Hypogene Höhlengenese: Aufsteigendes Grundwasser und Erdwärme als Antrieb der Entstehung labyrinthischer Höhlen in der Nördlichen Frankenalb, in: Laichinger Höhlenfreund, 48. Jahrgang, 2013, S. 39-68 |
Goldfuß, Dr. G.A. | Die Umgebung von Muggendorf, Erlangen 1810 |
Gümbel, C.W. von | Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, Vierte Abtheilung Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura), Verlag von Theodor Fischer, Kassel 1891 |
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Hagen, Max | Die Höhle bei Breitenwien und die fränkischen Höhlen
überhaupt, Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft
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Hagen, Max | Das Flussgebiet der Pegnitz und die Einwirkungen des Wassers innerhalb desselben auf |
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Verkehrsamt der Gauleitung Bayerische Ostmark Bayreuth | 400 Jahre Höhlenforschung in der Bayerischen Ostmark, Bayreuth, ohne Jahresangabe |
Wickl, Bernhard | Die Romantik in Franken, http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/2001_38.pdf |
Links:
http://lhk-bayern.de/hoehlenkataster/hfa.html
http://www.angewandte-geologie.geol.uni-erlangen.de/karst2.htm
http://www.regierung.oberfranken.bayern.de/nsg/
Willkommen beim Fränkischen Albverein e.V.
https://www.michael-mueller-verlag.de/de/reiseportal/gscheitgut/index.html
https://naan.de/an/beruf/geographie/karstformen-der-fraenkischen-alb?showall=&start=5
http://www.nhg-nuernberg.de/scHaupt/pdf/NHG-Bibliographie-nach-Autoren.pdf
https://naan.de/an/beruf/geographie/karstformen-der-fraenkischen-alb?showall=1
https://www.augenblicke-fotoblog.de/p/startseite.html
Bayern-Atlas: https://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?lang=de&topic=ba&bgLayer=atkis&catalogNodes=11,122
Geologische Karten Bayern: https://www.lfu.bayern.de/geologie/geo_karten_schriften/gk25/index.htm
Links zu Fränkischen Höhlenvereinen:
FHKF Forschungsgruppe Höhle und Karst
Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg
Höhlen- und Karstgruppe Fränksiche Schweiz
http://www.caveclimbers.de/Links.html
http://www.speleoclub-guano.de/
21 March 2024
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