Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Burggailenreuth, Fränkische Schweiz

 


Espershöhle

Mogggaster Höhle

Wassergrotte

Zoolithenhöhle


Manche Wörter verschwinden auch wieder aus unserer deutschen Sprache. "Kaff" scheint mir ein solches zu sein. Es hat mal ein kleines Dorf bezeichnet, das weit weg vom "Rest der Welt" erscheint. Das Wort stammt wohl von den "Kaffern", die irgendwo in Afrika leben und von denen man wohl nur herzlich wenig weiß.

Burggailenreuth ist für mich so ein "Kaff". Es liegt oberhalb der Südseite des Wiesenttals in der Fränkischen Schweiz, nicht weit entfernt von Gößweinstein. Ein paar Häuser, ein Wirtshaus (an das ich sehr gute Erinnerungen habe. Ende der 60er Jahre war ich mal mit einer Gruppe Münchner Höhlenforscher dort und wir durften damals noch im Heustadl bei Wirtshaus dort gratis übernachten!), eine Burg. Eine Teerstraße führt hin, eine schmalere auch wieder weg, einige Wanderwege sind ausgezeichnet und erschließen auch dem Fußgänger die Gegend.

Ostwärts führt der schmale Steig entlang des Talhangs erst zum Keltenwall, dann zum alten Schloßberg. Man kommt an einer Naturbrücke und einer Halbhöhle, die von den Kletterern genützt wird, vorbei. Das gab es vor einigen Jahren noch nicht. Inzwischen scheint schon jedes Felsdach ein begehrtes Stück Natur zu sein. Sorgfältigst ausgeführte Steintreppen führen hinauf und dann auch wieder hinunter vom Schloßberg in den "Finstergraben". In ihm befinden sich 2 Höhlen, die Finstergrabenhöhlen und die Heinrichsgrotte. Erstere sind nicht zu verfehlen, weil sich die Eingänge dazu unmittelbar am Weg öffnen, die Heinreichsgrotte hab ich im November 2006 vergeblich gesucht. Es heißt, sie habe einen 18 m breiten, 12 m hohen und 12 m tiefen Vorraum, allein, ich konnte sie nirgends ausmachen. Ich lief am Fuß einer senkrechten Felswand entlang auf schmalem Steig, aber das brachte nix. Vorsichtig bewegte ich mich an Ende wieder auf der selben Strecke wieder zurück. Ein andermal.


 

Folgt man dem Hauptweg Richtung Gößweinstein weiter, so tauchen bald im Wald, im Flurstück "Eishölle", zwei Halbhöhlenöffnungen auf. Noch ein paar Meter weiter - und die Felsarena der Espershöhle ca. 440 m ü. NN öffnet sich vor einem. Überall tun sich kleinere und größere Hohlräume auf. Eine Spalte ist besonders deutlich markiert, damit ja keiner unvorsichtig weitergeht. Dort geht es steil bis senkrecht hinunter in das Klingloch. Es hat seinen Namen von den Steinen, die immer wieder hinuntergeworfen wurden und werden, um zu erkunden, wie tief denn das Loch ist. Früher trug die Höhle bei der Bevölkerung auch den Namen "Eishohl", weil dort länger als in der Umgebung das Eis nach dem Winter hielt.  

Bereits 1810 berichtet Goldfuß von einer Befahrung des Schachtes in dem Dolomitknock bis auf den Grund. 1934 entdeckten Höhlenforscher weitere Räume, in denen tierische und menschliche Skelettreste lagen. Erl fand bei seinen Untersuchungen zwischen 1936 und 1939 Skelettreste von mindestens 17 Individuen (3 Kinder, 2 Jugendliche, 12 Erwachsene) und Reste von Kleinkindern und Föten. Lange Zeit hindurch wurden die Funde als Belege für Opferhandlungen für Gottheiten interpretiert mit einem chtonischen (griech: der Erde zugehörig) Hintergrund. Damit war man beim Heidentum, beim Früheren, Vorchristlichen, Unaufgeklärten. Heute hat sich ein Wandel in der Denkweise vollzogen, sieht eher Bestattungsriten darin, oft über lange Zeit hinweg gepflegt (Graf 2018).

Wie die vergehende Zeit doch "Probleme" wieder löscht, zeigt ein kleines Vorkommnis. Da sollte aus Naturschutzgründen die weitere Verwendung von Karbidlampen in der Höhle verboten werden. Die Behörde ließ sich von einem "Fachmann" ein Gutachten erstellen, das natürlich genau zu diesem Ergebnis gekommen ist. Ein Argument war: "Es nicht davon ausgegangen werden, daß jeder Höhlenbegeher korrekt betriebene Actylenlampen verwendet." Es gibt eine köstliche Stelllungnahme dazu von Karl Hager unter dem Titel "Zum Verbot der Karbidlampe" im Fränkischen Höhlenspiegel 34-1991. Jetzt, 30 Jahre später, weiß wohl kaum einer mehr, wo er überhaupt noch Acetylen herbekommen würde und die Lampen sind längst im Museum gelandet. Das Geleucht hat sich vollkommen geändert


Südwestlich von Burggailenreuth liegt der "Hohle Berg". In ihm liegt die heute auf fast einen Kilometer Länge vermessene Zoolithenhöhle, die einstmals weltberühmt gewesen war. Man hatte in ihr große Knochenlager gefunden und lange gerätselt, wie die dort gebildet hatten. Besonders mit einem Menschen ist die Forschung dort verbunden, mit Johann Friedrich Esper, von dem 1774 eine berühmte wissenschaftliche Abhandlung erschien. Eine kleine Sensation war die Entdeckung neuer Höhlenräume 1971 durch 4 Höhlenforscher. Zum Schutz vor Vandalismus ist die Höhle heute massivst verschlossen.


"...in den zerstreuten Räumen."  Durs Grünbein, Galilei vermißt Dantes Hölle, S. 17


Alter Stich von der Höhle,

gezeigt im Deutschen Höhlenmuseum bei der
Dechenhöhle im Sauerland

 

Aufgeschnittener Stalagmit aus der Höhle
im Museum "Reich der Kristalle" in München

War Christo auch hier?  Wer hat die Höhlendecke verhängt? Der wirkliche Grund für die Plastikplanen unter der Decke ist viel profaner: Darin wird das Wasser von der Decke aufgefangen und zu Behältern geleitet. Verwendet wird das Nass dann für Forschungs- und Reinigungszwecke.

Es gibt noch ein paar kleinere weitere Höhlen dort. Eine davon, die Schweigelhöhle, ist leicht zu finden und lohnt schon den Besuch. 40 m geht insgesamt hinein, erst ist ein Tunnel  begehbar, dann muß man sich bücken, am Ende gibts noch paar Meter zum Kriechen.

 

Die markierte Wanderroute entlang des Wiesenttalhanges führt westwärts weiter Richtung Wohlmannsgesees. Die Stelle ist nicht gut einsehbar, wo es steil wieder den Hang hinunter geht, um zum "Baumfurth-Felstor" zu gelangen. Das Unterholz wächst immer dichter heran, so daß man schon sehr nah sein muß, eh man es zu Gesicht bekommt. Es lohnt sich!

Das Baumfurther Felstor

Zurück beim Wanderweg kommt kaum 50 m weiter die nächste Höhle, die Emmertshöhle. Für die ersten Meter reicht eine Taschenlampe, aber Vorsicht! Es geht gleich ganz steil in die Tiefe, erst über eine Schräge und dann senkrecht hinunter in einen weiten Schachtraum.

 
Bei HELLER heißt es darüber: "Sie ist nicht sehr bedeutend, und hat einige Tropfsteine; man muß sich durch ein Seil hinablassen. Der Pfarrer Emmert war der erste, welcher sie untersuchte, und nach welchem sie den Namen erhielt." (S. 53)

Aus Neischl, Wanderungen im nördlichen Frankenjura, 1907

 

Die Burg
Die Forststraße unterhalb von Burggailenreuth im Wiesenttal
 
Im Wiesenttal
 
   

7. Februar 2007

Wieder bin ich in der Fränkischen Schweiz unterwegs. Die Gegend scheint ausgestorben zu sein. In der freien Natur ist keiner unterwegs außer mir. Kein Wunder. Es schneit ja endlich mal. Ein leichter Zuckerguß hat sich über die Landschaft ausgebreitet und alles in ein weißes Kleid gehüllt. Ich vollende die "Tour 10" aus Stephan Langs Buch und besuche all die Orte, die mir meinem letzten Besuch noch entgangen sind. Manche sind ja wirklich nicht leicht zu finden, liegen ziemlich versteckt und sind manchmal nur mit viel Glück und einem guten Riecher zu finden. Besonders schön war es, als ich auf einmal auf ein Loch stieß, das nirgends erwähnt war. Ein mannshoher Gang tat sich da auf einmal auf, führte allmählich tiefer und endete dann aber leider viel zu schnell. Vielleicht wäre da ja noch mit Schliefen und Durchquetschen zu machen gewesen, aber mir war geraden nicht danach.

Finstergrabenhöhlen
 
Heinrichsgrotte
Druidenhain
Enchenreuther Höhle - schon bei HELLER beschrieben, als eine Höhle mit "dreieckigem Loch" am Eingang. "Der innere Raum ist 6 -8 Schuh groß. Von da aus zieht sich rechts ein beiläufig 10 Schritte langer, enger Gang in die Tiefe, durch welchen man kriechen muß; derselbe erweitert sich dann so, daß man 40 Schuh tief hinabklettern kann, um den Grund und das Ende der Höhle zu erreich..." (S. 53)
Baumwurzel

 


Literatur:

Cammerer, Anselm Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Cuvier Sur les têtes d'Ours fossiles des cavernes de Gaillenreuth, Paris 1792
ESPER, Johann Friedrich Ausführliche Nachricht von neu entdeckten Zoolithen unbekannter vierfüsiger Thiere. Nuremberg: Georg Wolfgang Knorr, 1774. | Books & Manuscripts Auction | Books & Manuscripts, Germany | Christie's
Grünbein, Durs Galilei vermißt Dantes Hölle, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1996
Gümbel, C.W.  Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, Vierte Abtheilung Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura), Verlag von Theodor Fischer, Kassel 1891
Heller, Joseph Muggendorf und seine Umgebungen oder die fränkische Schweiz, Nachdruck der 1. Auflage aus dem Jahre 1829, Erlangen Palm & Enke 1979
Illmann, Renate Gaillenreuther Höhlensalat, Der Fränkische Höhlenspiegel 59-2013, S. 38ff.
Kaulich, Brigitte, Schaaf, Hermann Kleiner Führer zu Höhlen um Muggendorf, Nürnberg 1980
Lang, Stephan Höhlen in Franken - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2000
Müller, Edwin Die berühmten Muggendorfer Höhlen in der Fränkischen Schweiz, Leipzig 1850
Neischl, Adalbert Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg 1904
Schabdach, Hardy Unterirdische Welten - Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz, Verlag Reinhold Lippert, Ebermannstadt 2000

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