Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle


Die Espershöhle bei Leutzdorf D 105
und einige Höhlen in der Umgebung

Fränkische Schweiz


Wassergrotte


"..Steine, welche man hinein wirft, fallen lange, und verursachen einen klingenden Schall". Das war der Grund, warum diese den Menschen der Umgebung immer schon bekannten Höhle, bei ihnen den Namen "Klingloch" trug. Neben dieser akustischen Qualität hat die nach dem "Pfarrer und Superintendenten in Uttenreuth bei Erlangen" (Neischl) Johann Friedrich Esper von Goldfuss benannte Höhle (im "Umweltatlas" steht, daß er sie "entdeckt" hätte, was Quatsch ist), die bei Kyrle als eine "Höhle im Raumverfall" im fortgeschrittenen Zustand (Kyrle 77) anzusprechen ist, auch eine ästethische. Lang beschreibt sie als "eine der eindrucksvollsten Höhlen der Fränkischen Schweiz" (Lang 86). 

Zwischen Burggailenreuth und Leutzdorf gelegen, "1/2 Stunden von Gößweinstein" (Heller 54), "140 m über diesem Fluss (Wiesent) in 460 m Seehöhe" (Neischl 72), "ca. 440 m ü. NN" (Kaulich/Schaaf 104), laut dem Umweltatlas Bayern 462 m.

Goldfuß hat auch die erste umfangreiche Beschreibung geliefert, die in seinem "Taschenbuch für Freunde der Natur" über die Höhlen um Muggendorf abgedruckt ist. Ein kleiner Abschnitt daraus...der Rest kann ja im Internet nachgelesen werden.

Neischl beschrieb die Höhle 1904 so: "Die Esper-Höhle besteht eigentlich aus einer Reihe von Höhlen, welche in einen großen Einbruchskessel von ungefähr kreisförmigem Grundriss - den Vorhof - einmünden. Der Durchmesser dieses Kessels beträgt 20 m. ...Wir betreten durch ein breites Felsenthor nach Südwesten wandernd, dann nach Südosten umbiegend eine nach oben offenen Raum, eine dolinenartige Höhlung mit kahlen, steil aufragenden bemoosten Felswänden....einer der Höhlengänge mündet auf eine 12 m senkrecht hinabführenden Schacht, das "Klingloch" genannt..." (Neischl 72). Neischl und seine beiden Begleiter haben sich damals abgeseilt und einen Abstieg auf Strickleitern unternommen, um den Schacht zu erkunden, wobei sie nicht die ersten waren. Goldfuss und der Feldmesser Bär waren schon vor ihnen dort unten gewesen. Neben der Erforschung der Höhle erfolgte auch eine erste Planaufnahme. Der Höhlenplan mit der Zeichnung von Grundriß, Aufriß, Seitenrissen, eine Lagekarte der Höhle und einer bildlichen Darstellung des Eingangs zur II.Abteilung wurde von Josef Reger erstellt, dessen Namen nur ganz klein geschrieben mit "gez. Jos. Reger" aufscheint. Später heißt es dann überall nur "(Nach Neischl, 1904, Taf. XVI). So gerecht und zutreffend geht es zu auf dieser Welt!

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde die Höhle sogar als Schauhöhle geführt, der Betrieb aber später eingestellt, weil starke Konkurrenz etwa mit der nahen Binghöhle, die seit 1906 als Schauhöhle betrieben wurde.

Als 1934 die ersten Schädelfunde am Grunde des Schachts gemacht wurden, begannen sich auch die Archäologen mehr für die Höhle zu interessieren. 1937 und 1938 fanden Ausgrabungen durch die "Forschungsgemeinschaft Ahnenerbe" unter der Leitung von J. Erl statt. Man errichtete massive Einbauten, deren Reste auch noch viele Jahre nachher in der Höhle vor sich hinwitterten. Man fand 4,50 m mächtige Knochenbrekzie, die einige menschliche Schädel, andere Skelettteile, Keramik aus der Späthallstatt- und Frühlatènezeit und Bronzeschmuck enthielt. Die Grabungsergebnisse waren, zumindest schreiben das Kaulich und Schaaf in ihrem 1980 erschienenen Buch, bis dahin nie publiziert worden. 

Lange Zeit hindurch herrschte/herrscht? ja unter den "Fachwissenschaftlern" die Tendenz, Dinge der Vergangenheit als etwas anzusehen, die die Unentwickeltheit, das Zurückgebliebensein dokumentieren. Man wähnte sich selber in einer Zeit des Fortschritts, wo alles besser als früher ist. Das gipfelte dann in den Ideen vom "Kannnibalismus", den man durch Funde belegt glaubte. Wurden vielleicht gar Menschen geopfert, möglichst Jungfrauen, die man hinab in den Abgrund stieß, um die Unterstützung von im Jenseits vermuteten "Kräften", "Göttern", "Geistern" oder sonst etwas zu erwirken. Inzwischen ist man mit so "steilen" Thesen" zurückhaltender geworden.

Die Höhle ist heute ein beliebtes Wanderziel. Aus Fledermausschutzgründen wurde für die Winterzeit allerdings ein Betretungsverbot von der zuständigen Behörde verhängt.

Radierung von Nussbiegel nach einer Zeichnung von Georg August Goldfuss
um 1810

Regers Plan aus dem Neischl-Buch
2022
früher
früher
früher
Blick an die Decke
Höhlen in der "Eishölle"

 

Literatur:

Cammerer, Anselm Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
ESPER, Johann Friedrich Ausführliche Nachricht von neu entdeckten Zoolithen unbekannter vierfüsiger Thiere. Nuremberg: Georg Wolfgang Knorr, 1774. | Books & Manuscripts Auction | Books & Manuscripts, Germany | Christie's
Fürtig, Thomas S6: Esperhöhle, in: Tagungsband zur 54. Verbandstagung des VdHK in Waischenfeld, 29.5.-1.6.2014
Goldfuss, Georg August Die Umgebungen von Muggendorf. Ein Taschenbuch für Freunde der Natur, Erlangen 1810
https://books.google.de/books?id=pWrsJbX_jmEC&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
Gümbel, C.W.  Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern, Vierte Abtheilung Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura), Verlag von Theodor Fischer, Kassel 1891
Heller, Joseph Muggendorf und seine Umgebungen oder die fränkische Schweiz, Nachdruck der 1. Auflage aus dem Jahre 1829, Erlangen Palm & Enke 1979
Kaulich, Brigitte, Schaaf, Hermann Kleiner Führer zu Höhlen um Muggendorf, Nürnberg 1980
Kyrle, Georg Theoretische Speläologie, Wien 1923
Lang, Stephan Höhlen in Franken - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2000
Müller, Edwin Die berühmten Muggendorfer Höhlen in der Fränkischen Schweiz, Leipzig 1850
Neischl, Adalbert Die Höhlen der Fränkischen Schweiz und ihre Bedeutung für die Entstehung der dortigen Täler, Nürnberg 1904
Schabdach, Hardy Unterirdische Welten - Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz, Verlag Reinhold Lippert, Ebermannstadt 2000

Links 

https://www.caveseekers.com/caves/Esperhoehle/cave.html

https://www.evolution-mensch.de/Anthropologie/Esperhöhle

https://www.erlebnis-fraenkische-schweiz.net/fraenkische-schweiz/sehenswuerdigkeiten/hoehlen/esperhoehle-goessweinstein

Speläologisches in der Fränkischen Schweiz


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