Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Königstein, Fränkische Alb


Appelhöhle


Königstein....

Vor vielen Jahren haben wir da mal in einem Wirtshaus übernachtet. Und beim Rückweg ins Quartier taten wir mal was ganz Unerlaubtes. Wir stiegen über das Geländer des Schwimmbades und genossen die nächtlichen Fluten im Becken. Gestört haben wir dabei niemanden, nur der Mond schaute zu. Es war ein extra Genuß, einmal was zu tun, was "nicht erlaubt" ist. Einfach weil es "geht", niemandem eigentlich weh tut, eine kleine Rache dafür, daß auch leider viel Dinge von Seiten des "Staates" vollkommen unangemessen (miß)regelt sind, aber es kaum eine Möglichkeit für den Bürger gibt, dagegen etwas noch zu machen. (Warum sind die Schwimmbäder nachts nicht einfach offen für alle - kostenlos?)

Wer eine Karte in die Hand nimmt und schaut, was man in der Umgebung von Königstein alles unternehmen kann, der wird viele reizvolle Wanderrouten eingezeichnet finden. Und wer ganze spezielle in die Hand bekommt, der sieht, daß es in der Umgebung ein Dutzend Höhlen gibt. Eigentlich ist egal, in welche Richtung man marschiert, irgendwann wird man wird man auf eine stoßen, sofern man den "richtigen" Weg nimmt. Man könnte ja auch wenige Meter daran vorbeilaufen und überhaupt nichts davon wahrnehmen.

Dieser Satz ist keine Theorie, sondern wohl bestätigte Praxis. Hinterher, wenn ich tatsächlich z.B. den "Lang-Führer HÖHLEN IN FRANKEN" wieder in die Hand genommen habe, da war ich wieder einmal viel "gescheiter". Was hatte ich nicht alles nicht gesehen, obwohl ich schon dort gewesen war. Keine Stunde war es her gewesen. Aber gesehen habe ich dies und das am Ende doch nicht. Man sieht nicht nur das was man sieht, sondern was man sieht, das hängt auf das Engste mit dem zusammen, was man "weiß". Wußte ich z.B., daß das "Kühloch" 60 m lang ist? Nein, hinterher ja. Macht nichts, das ist ein guter Grund, einmal wieder diese herrliche Wanderung zu machen - bei Stephan mit "Tour 8" gekennzeichnet. "Herrlich" ist natürlich herrlich subjektiv. Wenn das Wetter stimmt, die Menschen, die dabei sind, genug Zeit dafür da ist, wenn man mit seinen Gedanken gerade da ist, wo man ist, und nicht schon wieder siebzehn Ecken weiter oder drei Level höher.

 

Fährt man von Königstein ostwärts Richtung B 85, so passiert man einen Ort mit einem bezeichnenden Namen: "Loch". Namensgebend ist tatsächlich ein "Loch" gewesen, eine Höhle, deren Eingang heute vermauert ist. Meist verweigert der heutige Besitzer des Geländes Anfragen, ob man die bedeutende Höhle dahinter besuchen könnte. Es ist wohl lästig, immer wieder mit diesem Ansinnen angegangen zu werden, aber das ist halt eine der Schattenseiten von Eigentum, wenn man im Grundbuch als der eingetragen ist, dem ein Stückchen Erde reserviert wurde - nicht unbeschränkt nach unserem Recht, sondern mit einem "Sozialpflichtigkeitsvorbehalt"! Eine zeitlang sollen dauernd Leute vorbei gekommen sein, die ihren Höhlenverbandsausweis vorzeigt hätten, um wirklich bestätigen zu können, daß sie richtige Höhlenforscher seien. Hat ihnen aber oft auch nicht geholfen. Anläßlich des HÖPHOs 2014 gab es einmal eine Gelegenheit reinzukommen, und die haben wir wahrgenommen. Ich muß nicht noch einmal reingehen. Nur am Eingang ist es bequem, dann wird es mühsam, sehr mühsam, ja auch gefährlich. Ein junger Mann stürzte einmal in eine der vorhandenen Spalten und steckte danach wie ein Pfropfen im Flaschenhals. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es, ihn wieder herauszubekommen. Er hatte Glück, mit dem Leben davon gekommen zu sein. Vermutlich geht der nie mehr wieder in eine Höhle.

Bereits 1789 wurde die Höhle bereits in den "Beyträgen zur Urgeschichte Sulzbachs" von M.J. Schleis von Löwenfels erwähnt. Er besuchte allerdings die Höhle nicht, weil sie einen "allzu beschwerlichen Eingang" damals aufwies. 1923 erforschten dann Mitglieder der Sektion Heimatforschung der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg erstmals, 1929 passierte das dann in systematischer Weise durch R.G. Spöcker, wobei auch ein Plan erstellt wurde. 1954 und 1957 wurden von jugenlichen Höhlenforschern aus Sulzbach und Amberg Skelettreste und Bronzen gefunden. Die wissenschaftliche Untersuchung ergab, daß es sich hier um einen bronzezeitlichen Begräbnisplatz handelt, an dem mindestens zehn bis zwölf menschliche Individueen mit vielen Beigaben bestattet worden sind.

 

Noch weiter ostwärts, bei Lunkenreuth, kommt man zum Rand des Truppenübungsplatzes. Dort gibt es eine altbekannte Höhle, die lange schon dem Wirt als kühler Bierkeller gedient hatte, bei Kriegsende 1945 war sie ein gefragter Unterschlupf für die Menschen aus dem Dorf um den Übergang von den vorher alles beherrschen wollenden Arier/Deutschen zu den die "Befreiung" bringenden Amerikanern zu überleben, den Wirtskeller

Auf dem Weg von Neukirchen nach Königstein passiert man den "Blauen Berg" mit seinen 538 m Höhe. In seiner Flanke befindet sich eine kleine Höhle, die A 70. Gleich 4 Namen hat man ihr schon gegeben: Blauberghöhle, Fuchsloch, Hartmannshöhle und Steinbachmühlgrotte bei Steinbach. 27 m hat sie Gesamtganglänge. 1930 wurde schon einmal der Versuch unternommen, eine Fortsetzung zu erschließen, was nachzuvollziehen ist, aber halt nicht zum gewünschten Erfolg noch geführt hat.

   

Bei Ratzenhof gibt es ein paar kleine Höhlen, die auch am Kriegsende den Menschen Zuflucht boten, manche durchaus geräumig.

Eine davon ist das Kühloch.

 

Bemerkenswerte Deckenstruktur

Literatur:

Huber, Fritz Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde, 8. Jahresheft - 1967, Die Höhlen des Karstgebietes A Königstein, München 1967
Lang, Stephan Höhlen in Franken - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Hersbrucker Schweiz und des Oberpfälzer Jura, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2002
Leja, Ferdinand Forschungsarbeiten in der Appelshöhle (A29) bei Steinbach/Opf. abgeschlossen, Der Fränkische Höhlenspiegel, Heft 59, 2013, S. 14ff.
Leja, Ferdinand Die Höhle von Loch bei Königstein (A38), Lkr. Amberg-Sulzbach - eine urnenzeitliche Begräbnis- oder Opferhöhle) - Beitr. Archäol. Oberpfalz u. Regensburg 3: 71-144 Büchenbach
Leja, Ferdinand Ungewöhnliche urnenfelderzeitliche Skelettfunde in der Höhle von Loch, in: Das archäologische Jahr in Bayern, Konrad Theiss Verlag 1990, 50-52
Schleis von Löwenfeld, Maximilian Joseph Beyträge zur Urgeschichte Sulzbachs aus den entferntesten Zeiten bis auf die Erscheinung Ernsts des ersten Grafen und Herrn von Sulzbach, Seidel-Velag, Sulzbach 1789

 

Links:

 


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