Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Unterirdisches vom Bleschenberg, Bayerischer Wald


Der Bleschenberg ist eine 596 m hohe Erhebung bei Sinzendorf, einem Ortsteil von Waldmünchen im Oberpfälzer Landkreis Cham. Auf seinem Gipfel stehen noch die Reste einer mittelalterlichen Höhenburg und in ihr heute eine Kapelle. Wandert man dort hinauf, vielleicht auf dem "Walderlebnis- und Lernweg", dann stößt man auf Schilder mit der Aufschrift "Schrazelloch" und folgt man diesen, dann gelangt man, zumindest war das 2016 so, auf ein großes Loch im Felsen. Die Dimension ist überraschend und ohne Gegenbeispiel in ganz Ostbayern, soweit ich es kenne. Ein doppeltes Sperrgitter ist davor, das aufsperrbar wäre, besäße man den Schlüssel. So muß man, wenn man unbedingt möchte, drüber hinwegklettern, was mit einiger Geschicklichkeit geht. Am Gitter ist eine Broschüre angebracht, die einem die Geschichte des "Schrazellochs" erzählt, die durchaus lesenswert ist. 
Schließlich gibt es eine Sage, die von einem Gockel handelt, den man einstmals angeblich in den Gang geschickt hat und der dann 3 km entfernt bei Moierbauern in Döfering wieder ans Tageslicht gekommen sei - im Erdstall neben dem Keller. Erzählen kann man viel, nur stimmen muß das alles nicht, egal wie gut es vielleicht erzählt wird.

2013 begann die gründliche Erforschung der Örtlichkeit. Laut einem Bericht im Internet war der Initiator Josef Ederer aus Katzbach. Anfangs unterstützten ihn Mitglieder des Arbeitskreises für Erdstallforschung, aber ein gefährlicher Block in der Decke über den sich in die Tiefe grabenden Personen zwang zu forscherlicher Bescheidenheit. Henrik Gierlik und Stefan Hartl machten dann, diesem Bericht zufolge, erfolgreich weiter und konnten den Schacht bis in 16,5 m Tiefe ausräumen. In 12,5 m Tiefe wurde ein seitlicher Stollen erreicht, der fast 5 m seitlich wegführt. Ganz unten stößt man auf einen See, den man bei den Forschungen komplett auspumpen mußte und konnte. Er ist bald 10 m tief und endet ohne jede weitere Fortsetzung am Felsgrund. Die Arbeiten wurden dauernd vom Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz begleitet und dokumentiert.

Eine große Frage war, um was es sich da eigentlich handelt. War das eine Naturhöhle oder ein Bergwerksschacht oder vielleicht eine Mischung aus beidem? Auf Grund nur von Bildern läßt sich dieser Frage nur vollkommen spekulativ nachgehen, sieht man sich das Objekt selber an, dann kann man weiterrätseln oder auch nicht. 

Die Frage scheint entschieden zu sein. Es handle sich um einen alten Bergwerksschacht aus dem Mittelalter nach einem montanarchäologischen Gutachten von Dr. Straßburger. Man konnte ein Holzstück, das man im Schacht gefunden hatte, altersbestimmen und es auf das Jahr 1.540 n.Chr. datieren.

Nach den neuesten Untersuchungen ist der Bleschenberg durchlöchert wie ein Schweizer Käse, es gibt weitere 5 horizontale Stollen bzw. fast vertikale Schächte. Gold und Silber wurde dort einstmals gesucht und mittels der Technik des Feuersetzens versuchte man, an die wertvollen Metalle im Granit und Gneis heranzukommen.

Viel Geld hat man inzwischen dort schon investiert, um den Spuren der Geschichte wieder nahezukommen. 30.000 Euro wird als Summe genannt.

Zu dem großen Schacht führt heute ein fahrbahrer Weg, brauchte man doch einen Zugang für den Bagger, der für die Erschließungsmaßnahmen eingesetzt worden ist. Vor der Schacht hat man eine massive Betonplattform errichtet, die wohl noch für Jahrhunderte dort zu finden sein wird. 

In den Schacht hineinzusteigen, das ist ein Abenteuer, das nur mutigen und fähigen Personen zugetraut werden sollte. Im Zweifelsfall stürzt man ab und landet auf der eingebauten Plattform mit großer Öffnung. Fiele man auch dort durch, dann landet man in einem trüben See, aus dem man nur mit sehr viel Mühe und großer Unterstützung von "oben" wieder herauskäme.

Man versucht offenbar, dort auch für Fledermäuse ein Quartier zu schaffen. Die Fliegedinger können halt dummerweise nicht lesen. Das Schild "Fledermäuse willkommen" wird von ihren tierischen Adressaten wohl nicht verstanden. Unten findet man in einer Ecke einen Fledermauskasten, aber ob da jemals so ein selten gewordenes Säugetier einziehen wird? Die Zukunft wird es zeigen. Ich bin da pessimistisch.

Fotos Wolfgang Stich
     
 
     
Fotos Franz Lindenmayr
     
 
     
 
     
 
     
 
     
   

 

Literatur:

   

Links:

http://www.naturpark-obw.de/Home/Naturerlebnis/Lehrpfade/Walderlebnis-undLernwegamBleschenberg.aspx

http://www.mittelbayerische.de/region/cham/gemeinden/waldmuenchen/durchloechert-wie-schweizer-kaese-21023-art1354657.html

http://www.katzbach.com/index.php/2-uncategorised/375-vortrag-geiganter-geschichte

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