Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Alfelder Windloch, Fränkische Alb
Obwohl der Eingang in eine der längsten Höhlen der Fränkischen Alb wirklich erst zu sehen ist, wenn man unmittelbar davor steht, war er schon lange bekannt. Aus dem Jahre 1679 stammt die erste urkundliche Erwähnung der Höhle. l708 beschreibt Johann Jacob Baier, ein Medizinprofessor an der Nürnbergischen Universität in Altdorf, die Höhle in seiner "Oryctographia Norica", auch Gümbel hat sie in seiner berühmten bayerischen Höhlenkarte als Nr. 75 eingetragen. Eine wohlbekannte Höhle also.
Wer aber keine ausreichende Kenntnis der Lage wirklich hat, der wird erst einmal suchen. Das habe auch ich wieder gemacht, im Juni 2008. Ich war zwar schon mehrmals dort gewesen, aber über die Jahre hinweg vergesse ich einfach vieles wieder, so auch den Zugang zu dieser Höhle. Sie liege im "Schwarzenberg" in der Nähe von Kauerheim, das wußte ich noch. Aber wo? Nun ja, ich finde es oft ganz gut, nicht genau Bescheid zu wissen. Sucht man etwas, dann schaut man genauer hin. Und sieht vielleicht etwas, was andere vor einem vielleicht früher übersehen haben oder was sich erst kürzlich ereignet hat und das deshalb noch nicht vorher registriert worden ist. So fuhr ich mit meinem Golf durch den Weiler Kauerheim und stellte ihn am Waldrand einfach ab. Und hinein ging es in den leicht ansteigenden Wald. Kleine Felspartien tauchten auf, hier ein kleines Löchlein, auch dort, aber alles viel zu klein, um wirklich was versprechen zu können. Langsam wurde es unübersichtlich. Wo war ich eigentlich? Eine Orientierung war kaum möglich, nur eine ungefähre, weil in der Ferne ein starkes Gewitter tobte, das wenigstens eine akustische Ortsbestimmung ungefähr ermöglichte. Langsam wurde es langweilig. Von "Höhle" war da gar nichts zu sehen. Irgendwann stieß ich auf einen markierten Wanderweg und war dann doch ganz froh, wenigstens mal wieder an die Zivilisation anknüpfen zu können. Bloß in welche Richtung gehen? Keine Ahnung. Wie immer: Hinterher ist man klüger. An der Stelle, an der ich mich für die rechte Route entschied, hätte ich nur nach links gehen müssen, nicht weit wäre das gewesen, vielleicht 100 m, dann wäre ich da gewesen. So bin ich kilometerweit geschlendert, an einer bestimmten Stelle gab ich sogar die Sicherheit des markierten Wegs auf, der nach links wieder im dichten Buschwerk verschwand. Ich folgte einfach weiter der unbekannten Forststraße, die mich irgendwohin brachte. Als ich dann plötzlich eine kleine Felsgruppe wiedererkannte, die mir 1 Stunde vorher schon aufgefallen war, da war klar, ich hatte nicht mehr weit bis zu meinem Gefährt. Mit dem bin ich dann zurück in den Ort und dann darüber hinausgefahren, so lange bis mir ein Markierungsschild für den Wanderweg an einem Baum auffiel. Dorthin strebte ich und noch weiter - und da war er dann endlich, der gesuchte Eingang in das mehr als 2 km lange und bald 50 m tiefe Loch.
Obwohl überhaupt nichts zu sehen ist, wurde doch
die Geschichte eines Heiden- oder Judenfriedhofs oberhalb der
Höhle erzählt. Wie man bloß auf einen solchen Gedanken kommt?
Und noch eine seltsame Passage über die Höhle gibt es in dem
"Führer durch Hersbruck und Umgebung" von
Elbinger-Sartorius aus dem Jahre 1894: "Nach uralten Sagen
war sie in der Heidenzeit Sitz der Druidinnen und Alrunen, welche
hier mit fliegenden Haaren und feurigen Augen aus dem Blute und
den Eingeweiden der Geschlachteten wahrsagten und über der
Höhle einen dem Wotan geweihten Tempel mit einer großen
steinernen Säule hatten." Wer hat sich bloß so etwas
ausgedacht? Jedenfalls ein Hinweis darauf, daß auch diese Höhle
nicht nur ein Geo- und Biotop ist, sondern eben auch ein
Psychotop.
Der Besitzer der Höhle errichtete 1906 schon ein einmal eine
Türe am Eingang, um sie abzuschließen. Bis in die 30er Jahre
wurde sie als Schauhöhle geführt, woran noch Stufenreste
errinnern. Heute erscheint ihre Funktion als Biotop wichtiger als
die, eine Erwerbsquelle zu sein. Im Winter wird sie aus
Fledermausschutzgründen verschlossen und ist dann für 6 Monate
nicht zugänglich. Dann wird sie wieder aufgemacht. Man hat eine
kluge Lösung für wenigstens einen gewissen Schutz der Höhle
gewählt. Es gibt keinerlei Hinweise in der Umgebung, so daß es
ohne Ortskenntnis nicht einfach ist, sie überhaupt zu finden,
siehe oben. In den populären Wanderkarten habe ich keine
Eintragung gefunden, so daß man auch nicht unbedingt dorthin
gelockt wird. Der Wanderweg scheint nicht sehr populär zu sein,
wozu sicherlich auch der Autobahnlärm beiträgt, den man auf
einigen Strecken sehr gut mitbekommt.
Ein besonderer Schutz ist die beinahe Zumauerung des Zugangs, in
dem nur ein schmaler, niedriger Schlitz offengelassen wurde. Wer
da hinein will, der muß sich voll auf den Boden legen und erst
einmal einen Meter echt schlufen. Zufällig vorbeikommende
Wanderer werden sich eine solche Tortur sicherlich nicht antun.
Ohne Schlaz da durch? Das hab auch ich lieber sein lassen im Juni
2008.
2014, anläßlich des HÖPHOs im Sophie-Klein-Heim in Hohenstadt/Pommelsbrunn, begab sich ein Trupp Höhlenphotographen und Helfer dorthin und verbrachte mehrere Stunden damit, in der Höhle Photos zu machen, die state-of-the-art sein sollten. Ein paar davon sind es wirklich.
Geologisch gesehen besteht die Höhle aus 2 Teilen, der "Großen Halle" mit den Dimensionen 120x70m. Als so riesig bekommt man sie aber nicht mit, weil sie nicht auch hoch ist, bis zu 5 m hat sie gelegentlich, und sich ständig schräg nach unten und hinten erstreckt. Und dann gibt es noch die "Neuen Teile", die aus einem senkrecht-rechtwinkligen Spaltensystems besteht.
Kauerheim | ||
> Von der Höhle keine Spur und doch steht man unmittelbar über dem Eingang |
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So verändern sich Eingangsregionen: 2008 und |
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Ein Blick in die "Tiefe" Das "Naturdenkmalschild" |
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Der Eingang |
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In der "Elefantenfußhalle" Der "Briefkasten" auf Englisch: "a letter box squeeze" |
I2014 | ||
Literatur:
Preiß, Gerd W. | Bericht zum derzeitigen Stand der Forschung (Vermessung) im Alfelder Windloch (E11), Fränkischer Höhlenspiegel 8-1978, S. 14f. |
Preiß, Gerd W. | Informationen über die Exkursionshöhle Alfelder Windloch, Band zur 33. Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher, Neukirchen 1988, S. 11ff. |
Boujong, Dirk | Das Alfelder Windloch im Sonderangebot, Gut Schluf 17-1989, S. 18ff. |
ohne Verfasserangabe | Alfelder Windloch, in: Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V, hrsg. von (2024): Tagungsband zur 62. Jahrestagung des Verbands der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. vom 23. bis zum 26. Mai 2024 in Dietfurt an der Altmühl, Abhandlungen zur Karst- und Höhlenkunde, S. 48f. |
Spöcker, Richard | Der Mensch und die Höhlen des bayerischen Juras in historischer Zeit, in: Speläologisches Jahrbuch IV Jg. Wien 1923, p 109-116 |
Elbinger-Sartorius | Führer durch Hersbruck und Umgegend, 1894 |
Links:
http://www.lhk-bayern.de/mobile/smartphone/hoehlen/e11windloch.php
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