Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen am Nordwestrand des Thüringer Waldes,
Thüringen
Backofen
Am Nordrand des Thüringer Waldes gibt es einige Höhlen in Rhyolithen des sog. "Rotliegenden". Es handelt sich somit um keine klassichen Karsthöhlen, sondern um besondere Hohlräume mit oft einer ganzen anderen Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte.
"Das Rotliegend verdankt seinen Namen den vielfach auffällig
rot gefärbten Gesteinen aus denen die Gesteinseinheit aufgebaut ist. „Rotliegend“ ist ein alter
Bergmannsausdruck aus dem Mansfelder Land und bezeichnet die roten, unter dem nutzbaren
Kupferschiefer lagernden Gesteine. Da dieses taube Gestein im Liegenden des Kupferschiefers zu finden war, wurde es ursprünglich als „rotes totes
Liegendes“ bezeichnet. Die Rotfärbung dieser Sandsteinschichten wird durch
feinverteilte Hämatit -Schüppchen
(Roteisenstein)
verursacht und verweist auf die Ablagerung im heißen Klima" WIKIPEDIA
"Rhyolith - griech.= Fließstein - kieselsäurereiches vulkanisches
Gestein, das im Wesentlichen aus Feldspäten, Quarz und Glimmer besteht; es
entspricht der Zusammensetzung des Granits; früher auch als Quarzporphyr
bezeichnet; in den Randbereichen ehemaliger Lavaströme, insbesondere aber den
als Dome in Erscheinung tretenden Vulkanbauten, können kugelförmmige Bildungen
als Rhyolithkugeln auftreten" (Thüringer Unterwelt/Anhang S. 295)"
Eine der bekanntesten Höhlen ist das Backofenloch im
Lauchagrund südlich von Bad Tabarz. Es liegt direkt am Tabarzer Vulkansteig,
der durch "eines der schönsten Täler Thüringens führt und am südlichen
Ortsende des Kneipp-Kurorts beginnt. Vor ca. 290 Millionen Jahren war hier der
große "Inselsberg" noch in seiner aktiven Phase und das heiße
Gestein ergoß sich in alle Richtungen, wobei sich im Laufe Zeit auch einige
Höhlen gebildet haben. Der "Torstein" ist einer davon, bei dem die
Druckentlastung entscheidend für seine Entstehung gewesen sein könnte, weshalb
man sie vielleicht als "Dequamationshöhle" bezeichnen könnte.
Sehr bekannt ist die Backofenhöhle, die seitlich noch eine kleine
"Schwester" hat. Der Name soll von der Form des Hohlraums kommen, der
"Backofen" gleichen soll. Hmmh. Wie ist die Höhle entstanden? Da gibt
es mehrere Hypothesen, aber welche ist richtig? Es heißt , es handle sich um
einen ehemaligen Lavatunnel, andere haben behauptet sie sei durch Wassererosion
entstanden. Dann heißt es auch, das Gestein sei eben so ausgewittert. Ganz am
Ende des niederen Ganges in der Mitte kann man sogar gerundete Gerölle finden.
Wie sind die bloß dort hineingekommen? Eine "Expertenrunde" stattete
der Höhle im Juni 2022 einen Besuch ab und kam auch zu keinem eindeutigen
Ergebnis. Vor allem wurde überlegt, ob es sich nicht um eine
"Primärhöhle" handelt, also ob sie nicht gleich mit der
Gesteinsbildung entstanden ist. Eigentlich ist doch gerade die Rätselhaftigkeit
der Phänomene das Wertvolle. Warum lassen wir es nicht dabei bewenden?
Südlich von Tambach-Dietharz liegt im Apfelstetter Grund der Eingangn zu einer Höhle, deren Namen scheinbar umstritten ist: "Bärenhöhle" oder "Beerenhöhle". Jedenfalls ist einem Schild über dem Eingang das "ä" durchgestrichen und die "ee" darübergepinselt worden. Auf der schönen Wanderung vom Sportplatz oberhalb des Trinkwasserstausees hinein ins Tal kommt man direkt daran vorbei. Eine Bärenfigur am Weg macht jeden darauf aufmerksam. Zuerst fällt die große schwarze Öffnung auf, die allerdings nicht hält, was sie verspricht. Das Objekt ist breiter als tief. Trotzdem kann man einiges entdecken, allerdings im Zentimeter- und Millimeterbereich. Allerhand Tierchen befinden sich an den feuchten Wänden, kleine Pflanzen haben hier ihren Lebensbereich und direkt in der Trauflinie fand ich im Juni 2022 einige kleine Holzspiralen, die irgendwie entstanden sein müssen und nun unbeachtet hier herumliegen.
Zu einer der größten Höhlen in Nichtkalkgestein in Thüringen führt eine schmale Straße von Tambach-Dietharz in den Marderbachgrund. Seitlich sieht man schon einige kleine Häuser, die direkt an die Felswand gebaut worden sind. Dann kommt eine kleine Parkfläche, die häufig vollgeparkt mit Autos, meist kleinen Bussen, ist. Von dort sind es nur noch wenige Meter auf einem ausgetretenden Steiglein und man steht im gewaltigen Portal des Hüllochs. Bis zu 20 m hoch ist es und 40 m weit. Sogar einige Meter kann man nach hinten unter das Riesenfelsdach bis zum allseitigen Ende im feinen Schutt.
Höhlenforscher kommen heutzutage hierher kaum mehr, weil es dort ja nichts mehr zum Forschen gibt. Auf eine andere Gruppe von Sportlern bildet dieser Ort dagegen heute magnetische Wirkung aus: die Kletter- und Boulderfans. Die Decke ist vollgepflastert mit Haken und Schlingen und die populärsten Griffe sind nicht mehr zu übersehen, weil sie schon weiß gefärbt sind. 2007 hat man diese Felsen für die Sportkletterei erschlossen, 2013 waren sie dann mal zwischenzeitlich gesperrt. Es handelt sich um ein offizielles Naturdenkmal, weshalb ein schonendes Verhalten angebracht ist.
Literatur:
Malche, Gunter, Kempe Stephan (2023): Possible primary cavities in Lower Permian rhyolite in the Thuringian Forest (Backofenlöcher, Bad Tabarz, Thuringia, Germany), Proceedings of the 20th International Symposium on Volcanospeleology, p 155ff.
Pollmann, Bernhard (2019) : Thüringer Wald, Rother Wanderführer, 6. Auflage
Links
https://www.ich-geh-wandern.de/rund-um-den-datenberg-zum-backofenloch-bad-tabarz
https://www.tourismus-thueringer-wald.de/natur-pur/backofenloecher-und-torstein-bad-tabarz
https://www.tourismus-thueringer-wald.de/aktiv/rodebachtal-baerenhoehle-georgenthal
https://www.tourismus-thueringer-wald.de/aktiv/marderbachgrund
https://www.thecrag.com/en/climbing/germany/tambach-dietharz/area/3792281811
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