Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Tschamberhöhle
Wer "Höhlen" immer mit etwas Romantischem verbindet, der ist bei der Tschamberhöhle nicht am richtigen Platz. Der heutige Zugang liegt zwischen der zweispurigen Bundesstraße 34 von Rheinfelden nach Bad Säckingen und der Bahnstrecke von Konstanz nach Basel. Wer in die Höhle will, der findet vielleicht Platz auf dem kleinen Parkplatz mit der Hinweistafel gleich neben dem Hotel Storchen. Von da geht es auf einem verschlungenen Weg über den Parkplatz eines Wohnhauses, dann über Treppen hinunter in ein schluchtartiges Tälchen, von da abwärts auf einem schmalen Weg unter der Straßenbrücke hindurch und dann über eine Treppe wieder hinauf und weiter immer der Straße entlang bis endlich das Türchen mit der Aufschrift "Tschamberhöhle" ins Blickfeld kommt. Ab und zu schießt dann auch ein Zug vorbei und erhöht den Geräuschpegel. Den nahen Rhein bekommt man nur zu sehen. Unhörbar fließt er ruhig dahin.
Das Empfangsgebäude der Höhle wurde von keinem Stararchitekten entworfen, erfüllt aber eben seinen Zweck. Wasser, Toilette, Strom - alles Notwendige da. Normalerweise ist die Höhle im Sommer nur an Sonntagen geöffnet. Ansonsten muß man sich vorher anmelden, z.B. tun das Schulklassen, da sich dann jemand vom Betreiberverein bereit erklären muß, die Führung durchzuführen.
Der Eingang in die Höhle war dem Menschen wohl immer schon bekannt, weil dort ein Bach aus dem Berginnern an die Oberfläche tritt. Zwischendrin war der Zugang dann zerstört, weil beim Bau der Bahnlinie Basel-Schaffhausen kein Wert auf den Erhalt desselbigen gelegt wurde. Erst 1876/77 interessierte man sich wieder für die Höhle, unternahm sogar einen Bohrversuch, um die Höhle wiederzuentdecken, der aber fehlschlug. Jahre später gelang es dann dem Lehrer Tschamber, den Eingang wieder zu finden. Der Hotelinhaber oberhalb des Geländes investierte, es mußte erst noch viel gearbeitet werden, bevor daran zu denken war, die Höhle auch für Touristen zu öffnen, denn ursprünglich mußte man mehrere Meter erst auf dem Bauch kriechen, ehe man sich das erste Mal aufrichten konnte. Das muß heute keiner mehr, allerdings ist auch heute noch die Begehung der Höhle nicht immer unproblematisch. Wenn das Wasser des Höhlenbachs plötzlich steigt, was nach starken Regenfällen durchaus einmal möglich wäre, dann ist der Wasserspiegel vielleicht um 2 Meter höher und würde den Ausgang blockieren. Deshalb gibt es auch eine technische Anlage im Gang, die dann in Gang gesetzt wird, um so eine Blockadesituation zu bewältigen. In diesem Eingangsteil sind auch die einzigen kleinen Tropfsteine zu sehen, wegen denen man sicherlich keinen weiten Umweg machen muß, um sie zu sehen. Der Gastwirt übergab die Betreuung der Höhle erst an die Ortsgruppe Säckingen des Schwarzwaldverein, 1906 an die Ortsgruppe Rheinfelden.
Der Weg durch die auf 600 m Länge erschlossene Höhle ist selten auf natürlichem Grund, sondern meist auf Metallgittern, die oft auf Stelzen mehr oder weniger hoch über dem Bachlauf verlegt sind. Sie haben inzwischen die alten Holzkonstruktionen ersetzt. Nach etwa 100 m erweitert sich der etwas monotone Gang auf mehrfache Größe. Der aktive Bachlauf ist erreicht. Bachabwärts verschwindet er in einem hohen Gang und kommt später in Rheinnähe zutage. Früher geschah das noch oberhalb der Rheinlinie, aber inzwischen hat er sich etwas tiefer gelegt und kommt unterhalb heraus.
Nach dem Zusammenfluß geht es meist bequem auf dem Metalllaufsteg immer leicht bergaufwärts. Die Höhlenwände aus "dünnbankigem Kalkgestein des Oberen Muschelkalkes" (Pröstler) mit ihrem Klammprofil werden immer bizarrer, ausgefräster. Die beiden Grundvorgänge der Höhlenbildung, die Korrosion und die Erosion, sind hier dauernd am Wirken.
Nach 600 m erreicht man eine kleine Halle von 6 auf 6 m, wo ein mehrere Meter hoher Wasserfall einen würdigen Umkehrpunkt signaliert. Daneben hat man eine massive Eisenleiter installiert, die nur zu Forschungszwecken benützt wird. 1984 begannen erste Tauchvorstöße, die Hunderte von Metern bis dahin unbekannt gebliebener Höhlenstrecken lieferten. 1985 wurde als Gesamtganglänge der Höhle 1.400 m angegeben.
Ein Vergleich der Eintrittspreise: (nur für Erwachsene)
1982 in DM | 1997 in DM | 2025 in Euro |
2,50 | 4 | 5,50 |
20.. | ||
2025 | ||
Der Eintrittsstempel - direkt auf der Haut des Besuchers | ||
Literatur:
Binder, Hans, Luz, Anke, Luz, Hans-Martin (1993): Schauhöhlen in Deutschland, Aegis-Verlag, Ulm 1993
(2003). Die Hochrhein-Regionen zwischen Bodensee und Basel. – Sammlung geologischer Führer, 94, XI + 526 S., Stuttgart (Borntraeger)
Gnädinger, Axel (1985): Neue Tauchgänge in der Tschamberhöhle, Reflektor 3-1985, S. 7
HB Verlags- und Vertriebs-Gesellschaft (1982): HB-Bildatlas Spezial Höhlen in Deutschland, Norderstedt
Kempe, Stephan, hrsg. von (1997): HB-Bildatlas Sonderausgabe HÖHLEN, Norderstedt
Pröstler, Wolfgang, Bericht über eine interne Exkursion in den südlichen Schwarzwald, NHG-Mitteilungen 1/2-1982m S. 27ff.
Wolpensinger, U., SGB, Basel, Der Dinkelberg, Stalactite 1-1972, S. 16ff.Links:
https://www.tourismus-rheinfelden.de/tschamberhoehle
https://lgrbwissen.lgrb-bw.de/geotourismus/hoehlen/besucherhoehlen/tschamberhoehle-bei-rheinfelden
https://www.tropfsteinhoehlen.de/index.php?id=1432
https://hoehlen-guide.de/tschamberhoehle/
Speläologisches im Dinkelberggebiet
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