Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Heinzengrabenhöhle


Der Heinzengraben


Die Höhle ist sicherlich schon lange bekannt gewesen, mindestens seit dem Bau der Bahnlinie Crailsheim-Lauda im Jahre 1869. Da mußten sich nämlich die Ingenieure auch mit dem Grund, auf dem sie den Bahndamm schaffen wollten, beschäftigen. Und der war hier nicht wirklich "sicher", gab es da doch den großen "Heinzengraben", der ja nicht zu übersehen war und ist. Und dessen Existenz hängt mit dem Wasser zusammen, das hier wieder an die Erdoberfläche kommt, aus einer Höhle. Die ist allerdings heute überhaupt nicht mehr sichtbar, oberflächlich gesehen. Wer nicht wirklich Bescheid weiß, dem geht es vielleicht auch so wie uns.

Im Mai 2009 waren wir zum ersten Male dort und suchten den Eingang. Wer einen Kenner einer Höhle dabei hat, das gilt ja allgemein, für den ist das Finden einer Höhle ja meistens kein Abenteuer mehr. Der führt einen wie ein Navigationsgerät direkt und auf dem kürzesten Wege zum Ziel. Das ist effektiv, aber wenig erlebnisreich, meistens. Macht man es selber, dann kann man einiges erleben, meist, sieht Sachen, von deren Existenz man vorher noch nie was gehört und gelesen hat, und landet am Ende, sofern man seinen Verstand noch beisammen hat, tatsächlich dort, wo man hinwollte. Wir haben einiges erlebt, kennen die Umgebung von Blaufelden inzwischen auch schon ganz gut, sind nicht gleich zum "überflutungsgefährdeten" Normalparkplatz am Grunde des von einem Hochwasserdamm blockierten Tals gefahren, sondern haben dort, wo ein Fahrverbotszeichen unserem gesetzesgetreuen Fahrverhalten Einhalt geboten hatte, gehalten. Da gibt es ja offenbar etliche "Privilegierte", die brauchen das nicht mehr zu tun und fahren dann ihre Schlitten zum Angeln in den Talgrund! Auf der Dammkrone bewegte sich eine "Herde" Menschen, ihre Festtagskleidung offenbar tragend, warum auch immer. Wo war bloß dieser "Heinzengraben"? Ausgeschildert war da nichts. Absteigend und einem Trampelpfad am See folgend kamen wir zu einem geteerten Parkplatz. Von rechts kam ein Bach herunter in einem weiten Tal. Bärlauch wuchs überall, wir probierten es mal. Was sieht der Mensch? Wir sahen uns um und sahen erst hinterher, wirklich, was wir vor Augen hatten. Ist das nicht oft so? Du siehst etwas - und doch nicht wirklich! Dazu braucht es wirklich erst andere, die "Augenöffner", obwohl man doch schon selber meint zu sehen.
So war es auch hier. Hinterher waren wir "gescheiter". Wir haben wirklich schon den Röhreneingang in die Heinzelgrabenhöhle vor Augen gehabt, ihn aber nicht gesehen. Als wir zurückschauten, da war er eindeutig auszumachen. Jetzt, nachdem wir tatsächlich davor gestanden hatten und unseren Kopf in die Betonröhre gesteckt hatten. Vorher? Da ging der Pfad vom Grunde des Heinzengrabens auf der linken Talseite nach oben, wir mühten uns hoch, kamen auf der Hochfläche an, folgten ihm weiter. Kurz vor dem Bahndamm löste sich alles auf. Wohin ging es weiter? Links, rechts, geradeaus? Ein Bächlein war zu sehen. Ich stieg ab und kam an einem gemauerten Durchgang an. Ein Blick hindurch und ich konnte das Himmelslicht jenseits des Bahndamms sehen. Mußte ich da hinein, um vielleicht mittendrin auf den Eingang in die Heinzengrabenhöhle zu stoßen? Mühsam kam mir so ein Versuch vor. Gab es keine Alternative? Ein Rundblick versprach nicht viel Hoffnung. Ein Höhleneingang? Unterhalb von mir kam etwas Wasser aus dem Berg. Kam es aus dem Hangschotter, ganz einfach? Wie so oft, meistens. Die Höhle war wohl ganz woanders! Wir waren dem falschen Bach gefolgt! Solche Gedanken sind ganz normal, wenn man wirklich auf der "Suche" ist. Schaden aber auch nicht, denn sie bringen uns wirklich herunter auf diese einzige Erde, die unter uns ist. Da war auf einmal im Boden ein runder Betondeckel, seltsam, steinübersät, offenbar schon länger nicht mehr hochgehoben. Aber warum hier? Da hatte sich jemand etwas gedacht! Nirgends wirklich etwas zu sehen. Die Freunde standen noch weit oberhalb von mir, wohl auch nicht mehr wirklich weiter wissend. Vor mir kam das Wasser aus dem Berg, irgendwie. Ich stieg tiefer - und direkt zur Öffnung: einem Betonrohr. Da kam das ganze Wasser heraus. Zeittypisch. Klarberechnet. Ein Fremdkörper trotzdem.
Ein Blick hinein...

und weiter...

 

Die erste "Erforschung" scheint durch Illich im Jahre 1970 erfolgt zu sein. In den Jahren 1972-1982 erfolgte eine gründliche Erforschung und Vermessung bis zum 2. Siphon durch die ARGE Höhle und Karst Stuttgart. W. Morlock durchtauchte 1975 dieses Hindernis und kam auch noch ein wenig weiter. Im Internet finden sich die Spuren weiterer Versuche, noch weiter zu kommen....

Literatur:

Rathgeber, Thomas Kurzinformation über die Heinzengrabenhöhle, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr.37, Stuttgart Oktober 1994, S. 33-36

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