Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen rund um das Echaztal, Schwäbische Alb


Nebelhöhle
Am Wackerstein
Am Traifelberg
Olgahöhle
Rundwanderung auf der Albhochfläche

Der Nordrand der Schwäbischen Alb ist eingekerbt von vielen Tälern. Wenn man ihnen aufwärts folgt, dann landet man fast immer an irgendeiner Quelle, die von steilen Felshängen umgeben ist. Auch im Echaztal ist das nicht anders, wobei die Echazquelle die "stärkste Karstquelle der nördlichen mittleren Alb" ist. Sie wird heute zur Wasserversorgung der umliegenden Gemeinden genutzt. Was sich heute so klar darstellt, daß nämlich das Wasser nach Norden abfließt, war nicht immer so! Die Erforschung der Landschaftsgeschichte hat ergeben, daß früher, viel früher, das Wasser eher nordwärts geflossen ist, zur Donau zu!

Zeugen für diese frühe Zeit sind einige der Höhlen, die sich reichlich in den Flanken des Tales finden. Auf dem gesamten Kartenblatt 7521 Reutlingen des Höhlenkatasters gibt es in dieser Region inzwischen fast 70 bekannte Höhlen, wobei eine massive Konzentration davon sich im Echaztal befindet. Die bekannteste davon ist sicherlich die Nebelhöhle, die eines der Highlights der Schwäbischen Alb darstellt. Auf sie machen schon Wegweiser an der Autobahn aufmerksam. Wer zur Olgahöhle, der zweiten Schauhöhle in der Region, möchte, ist schon viel schlechter dran..

Wir haben sie mal Anfang Februar 2007 gesucht und tatsächlich auch gefunden. Leicht war das nicht, denn nirgends hat es irgendwelche Hinweisschilder schon an der Hauptstraße. Vielleicht hatte man sie ja auch alle weggenommen, denn um diese Jahreszeit hat die Höhle ohnehin zu. Die meiste Zeit ist geschlossen und nur an wenigen Tagen im Jahr ist sie tatsächlich offen. Mir fiel sie nur auf, weil ich auf einmal auf einem Straßenschild "Olgastraße" las und vermutete, daß dann die "Olgahöhle" nicht weit sein könne. Tatsächlich, da stand auf einmal ein viereckiges Allerweltshäuschen im flachen Gelände mit großem Garagentor und kleinem Nebeneingang neben einem heute als Seniorenheim genutzten Gebäude. Das war der Höhleneingang! Die große Schrift am Gebäude identifizierte den Ort. Daß da in der Erde eine große Tuffhöhle liegt, das ist vollkommen unerwartet. Wir werden wiederkommen.

Das ist am 3. Oktober 2010 passiert. Die Höhle hat bis November jeweils am 1. Sonntags eines Monats geöffnet. Viel ist das nicht und hält die Besucherzahl niedrig. Aber zu viel Trubel will man offenbar bei den Betreibern, einigen wohl sehr idealistischen Mitgliedern des Schwäbischen Albvereins, auch nicht, um Schwierigkeiten mit dem Altersheim zu vermeiden, das gleich nebenan ist. Ab 10 Uhr sollte geöffnet sein - und war auch.

Eingang Olgahöhle
Bei der Nebelhöhle

Die Nebelhöhle hatte um diese Jahreszeit auch noch geschlossen. Leider hatten wir uns für den Ausflug ein denkbar schlechtes Wetter ausgesucht, so daß uns nur die Flucht ins Wirtshaus blieb. Im Schwanen in Unterhausen suchten wir Zuflucht, genossen ein gut gemachtes Mittagessen und bezahlten Preise, bei denen bei uns viele Gäste nicht mehr wiederkommen würden. Die Strategie hatte Erfolg. Die Wolken rissen auf, erst tröpfele es noch, dann kam sogar die Sonne heraus und machte unsere Rundwanderung von der Kalkofenhütte bis zum Gießstein, dann entlang der Hangkante bis zum Schloß Lichtenstein und wieder zurück über die Hochfläche zu einem schönen Erlebnis. Einen Großteil des Weges durften wir ganz alleine zurücklegen, was wohl nicht so oft der Fall ist, weil die meisten sich wohl von dem schlechten Wetter hatten abhalten lassen, aus ihren Wohnstätten zu gehen. Das gewinnt die Natur noch eine besondere Ruhequalität dazu. Kurz nach dem Kalkofenhüttenparkplatz zweigt vom Wanderweg nach links ein Steiglein ab und führt zum ansehnlichen Eingang des Goldlochs. Da der Abzweiger nicht bezeichnet ist, ist es leicht möglich daran vorbeizulaufen. Selbst wenige Meter vor dem Eingang ist noch gar nichts davon zu sehen, auch so eine immer wieder verblüffende Eigenschaft von Höhlen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Notwendig ist nur eine Taschenlampe. Mit feinen Schuhen sollte man auch nicht gerade unterwegs sein, weil der Boden oft aus weichem klebrigem Lehm besteht, der sich nachhaltig an den Schuhen festmacht. An den heutigen Eingang, der erst nach dem 1. Weltkrieg geschaffen wurde, schließt sich eine weite flache Halle an, in der an den Wänden erstaunlich große Tropfsteine noch vorhanden sind, die an die Nebelhöhle erinnern. Am Höhlenende zieht sich ein 9 m langer Gang in die Tiefe, in dem noch heute Einbauten und Verstrebungen zu sehen sind. Sie stammen von den Vorstoßversuchen von Rudolf Appel und Stuttgarter Höhlenforschern um 1950, die damals nach einer vermuteten Fortsetzung dort eifrig gruben. Man könnte schon noch weiter buddeln, aber einen schnellen Erfolg sollte man nicht erwarten. Den Namen hat die Höhle übrigens von einem angeblichen Münzfund aus einigen "hundert alten München", von dem in einer Oberamtsbeschreibung aus dem Jahre 1824 die Rede ist.

Auf dem Weg zum Giesstein...

Auf dem Giesstein

Auf dem Weg zum Schloß Lichtenstein bogen wir nach der Passierung des Linsenbühls und dem Erreichen eines massiven Einschnitts für den alten Weg herauf von Lichtenstein auf die Hochfläche ab und stiegen erst mal wieder talwärts. Unser Ziel war der Eingang zur Brunnensteinhöhle. Die Lage direkt am Weg, der früher sicherlich eine verkehrstechnische Schlüsselbedeutung hatte, macht sie zu einer sehr bekannten Höhlenerscheinung. Früher ist wohl auch öfters Wasser aus dem Eingang geflossen, besonders nach Niederschlägen, so daß man auch eine gewisse Bedeutung für Versorgung mit Wasser der Reisenden und der Bevölkerung unterstellen darf.
In den Eingang, der nicht zu übersehen ist, in der Felswand kommt nicht jeder sofort hinein. Mangels richtiger Griffe und Tritte muß man schon ein klein wenig geschickt sein, um hineinzukommen. Oder man läßt sich helfen oder baut sich eine Hilfe. Willi tat das, holte ein paar Steine aus der Umgebung, baute einen kleinen Felshügel und schwupps war auch er drinnen. Ein mannshoher/frauhoher und -breiter Felsgang nimmt einen auf und man kann ein paar Meter bequem in den Berg steigen. Das Glück dauert nicht lange, dann senkt sich die Decke. Erst geht es noch auf allen Vieren, dann genügt auch das nicht mehr. Bauchlage ist angesagt und alles wird ziemlich eng. Hier war früher ein richtiges Türchen angebracht, das den Weiterschluf versperrte. Heute sieht man nur noch den Rahmen. Außerdem liegen noch 2 Schläuche, ein dicker und ein dünner, im Höhlengang und künden von den Widrigkeiten, die auf den weiter vordringen wollenden Menschen warten. Da ist von fiesen Engstellen die Rede, von Siphonen, von "unberechenbarer Wasserführung". Da ist das Reich der "hard caver"....



Das Schloß Lichtenstein ist auch viel leichter zu erreichen, als wir das mit unserer Frischluftwanderung getan hatten. Man kann einfach mit dem "Wagen" hinfahren. Dann sind nur noch wenige Meter und man steht wieder vor einem Kassenhäuschen. 2007 waren 5 € Eintritt für das ganze Programm incl. Hausbesichtung oder 1 € für den Schloßhof zu bezahlen. Nichts ist da echt, in dem Sinne, daß es auch ein "ehrwürdiges Alter" hat und aus der Zeit stammt, aus der es vorgibt zu sein. Aber es ist so wie in Neuschwanstein - es lebe die Traumgestalt. Wir begnügten uns mit dem Schloßhof und den reizvollen Blicken auf die Natur rundum.


2013


Weiter ging es über die Hochfläche...


1 km südlich vom Schloß Lichtenstein liegt am Fuß des "Aufbergs" eine recht reizvolle Stelle für einen Höhleninteressierten, das "Aufberger Loch". Es ist vom Charakter her eher eine ehemalige Höhle, aber 2 kleine Nebenäste führen doch ein wenig tiefer in die Unterwelt.


2013

 


 

Literatur:

Scheff, Jürgen Die Höhlen des Kartenblattes Reutlingen 7521, Laichinger Höhlenfreund 25-1978, S. 4ff.
Scheff, Jürgen Blütenpflanzen und Farne in Höhleneingängen der Mittleren Schwäbischen Alb - eine ökologisch-pflanzensoziologische Untersuchung, SBeiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland Nr. 10, Stuttgart 1976, S. 6 ff.
Luz, Hans-Martin, Scheff, Jürgen, Schüler, Frank Die Höhlen des Kartenblattes 1:25000 7521 Reutlingen, Laichinger Höhlenfreund 2008, S. 35ff.

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